Krieg in Nahost: „Kein Frieden ohne einen unabhängigen Palästinenserstaat“

Der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn hat es auf den Punkt gebracht: „Es wird keinen Frieden in Nahost geben ohne die Einrichtung eines unabhängigen Palästinenserstaates auf der Basis der Grenzen vor 1967 und die Nutzung Jerusalems als Hauptstadt von Israel und von Palästina“. Asselborn ist lange genug im Amt, um zu wissen, dass dieses Ziel an eine Reihe von Voraussetzungen geknüpft ist, wie zum Beispiel die Anerkennung des Existenzrechtes von Israel durch die arabische Welt und eine Ende des gegen Israel gerichteten Terrors, aber auch das Ende der Besatzung weiter Teile des Westjordanlandes und ein Abzug der illegalen, völkerrechtswidrigen israelischen Siedlungen.

Diese Lösung, die sogenannte „Zweistaatenlösung“, die mit dem Osloer Abkommen von 1993 in greifbare Nähe gerückt war, scheint gegenwärtig durch den grausamen Angriff der Hamas-Terroristen auf Israel und die militärische Reaktion Israels mit Raketen auf Gaza und der vollständigen Blockade des Palästinensergebiets in weite Ferne gerückt. Sie war schon 1947 durch die Vereinten Nationen in ihren Teilungsplan vorgezeichnet und galt lange als der einzige Weg zu einer friedlichen Koexistenz zu kommen.

Vielleicht könnte aber gerade die gegenwärtige Eskalation des Konfliktes und der erneute Ausbruch der Gewalt dazu führen, die Zweistaatenlösung wieder ins Gespräch zu bringen? Die deutsche Außenministerin Analena Baerbock spricht sich zwar für die Zweistaatenlösung aus, lehnt aber einen humanitären Waffenstillstand, wie von UN-Generalsekretär Guterres und einigen europäischen Staaten wie Spanien, Slowenien und Irland gefordert, ab. Baerbock gestern beim europäischen Außenministertreffen in Luxemburg: „Es wird nur Frieden und Sicherheit für Israel und die Palästinenserinnen und Palästinenser geben, wenn der Terrorismus bekämpft wird“. Das muss kein Widerspruch zur Aussage ihres luxemburgischen Kollegen Asselborn sein. Es wäre aber wohltuend, auch von deutscher Seite solche klaren Worte – adressiert an die israelische Regierung – zu hören, statt der wiederkehrenden, aber nebulösen Floskel von der Sicherheit Israels als „deutsche Staatsräson“.

PS: Ich möchte in diesem Zusammenhang auf das in einem früheren Blogbeitrag bereits besprochene Buch von Muriel Asseburg hinweisen: Palästina und die Palästinenser. Eine Geschichte von der Nakba bis zur Gegenwart. C.H. Beck, München 2021. Es lohnt sich, gerade in diesen Tagen die Geschichte Palästinas nachzulesen und die Ursachen für die gegenwärtige Gewalteskalation zu verstehen.


Wenn alles teurer wird: Wie werde ich meinen Hund los?

Hunde, wollt ihr ewig leben? Damit soll nicht an den alten Kriegsfilm von Frank Wisbar nach dem Roman von Fritz Wöss erinnert werden (wer Kriegsfilme schauen will, muss nur den Fernseher anmachen), sondern an die Tatsache, dass die Haltung eines Hundes nicht nur Vergnügen bereitet. Allein der Aufwand und die Kosten! Das Tier braucht Futter, tierärzliche Versorgung, Haftpflichtversicherung, Zuwendung und Kontrolle beim Umgang mit Artgenoss*innen. Es verursacht Verunreinigungen auf Wegen, Straßen und Wiesen. Es hat nicht gelernt, auf eigens dafür ausgewiesenen Stellen zu defäkieren. Mit der Folge, dass der Halter/die Halterin die Hinterlassenschaft in einem Hundekotbeutel aufsammeln muss, was bei fester Konsistenz noch „handhabbar“ ist, aber …. Und dann: Wohin mit der Scheiße? Nicht überall haben die Kommunen Dogstations angebracht, wo die Stinketüten entsorgt werden können. Eine vorübergehende Deponierung in der Hosentasche kann zu peinlichen gesellschaftlichen Komplikationen führen, wenn statt des Taschentuchs zum Schweißabwischen ein Hundekotbeutel zum Vorschein kommt. Auch die unkonventionelle Entsorgung des Hundekots, wie sie der Hanoveraner Ballettdirektor Marco Goecke praktiziert hat, kann nicht allgemein empfohlen werden. Der hatte, wir erinnern uns mit wohligem Schaudern, seiner Kritikerin Wiebke Hüster von der FAZ den mitgeführten Dackelkot ins Gesicht geschmiert und damit offenbar sagen wollen, wie sehr ihm deren Kritik stinkt.

Zu den unerfreulichen Begleiterscheinungen der Hundehaltung gehört auch die Hundesteuer. Niemand kann so recht erklären, warum die Kommunen Steuern für Hunde erheben, nicht aber für Katzen, Einhörner, Schlangen, Pferde oder Papageien. In meiner Wohngemeinde wurde die Hundesteuer nun erhöht. Für Menschen, die wenig Geld haben, könnte dies zum Entschluss führen, nicht nur den Hundekot, sondern gleich den ganzen Hund zu entsorgen:

Aber auch das ist, wie dieses Schild unmissverständlich deutlich macht, nicht überall erlaubt. Mein Tipp: Das Tier an einer Autobahnraststätte aussetzen. Das funktioniert nicht nur mit lästig gewordenen Ehefrauen. Manche Hunde (und Frauen) sind allerdings in der Lage, über Hunderte von Kilometern den Weg zurück ins heimische Nest zu finden. Wer also auf Nummer sicher gehen will, muss wohl doch eine drastischere Methode wählen. Welche? Google weiß sicher Rat.


Heiterkeit im Angesicht von Terror, Gewalt und Zerstörung?

Soll man, ja darf man in diesen Zeiten heiter sein? Axel Hacke hat ein Buch über die Heiterkeit in schwierigen Zeiten geschrieben. Ein Auszug daraus ist in der ZEIT erschienen. Nett zu lesen, amüsant, aber auch ernst und zum Nachdenken anregend. Ich lese die Texte von Hacke, der eine gute Schreibe hat, meistens gern. Und was die Heiterkeit anbetrifft: Schon klar, dass man damit besser durch den Alltag kommt als mit Verbissenheit, Ärger, Zorn, Neid, Eifersucht, und was einen sonst noch an unguten Gefühlen und Gedanken beherrscht. Besonders vor schwierigen Gesprächen oder Sitzungen wie etwa im Gemeinderat, dem ich seit vielen Jahren angehöre, habe ich mir Heiterkeit und Gelassenheit – sozusagen „HeiGel“ – verordnet. Nicht immer mit dem gewünschten Erfolg. Leider gibt es HeiGel noch nicht rezeptfrei, es sei denn, man greift ersatzweise auf Alkohol, Cannabis oder Kokain zurück.

Mehr Heiterkeit in schwierigen Zeiten, oder „das Schwere leicht gesagt“, wie es der von mir geschätzte, verstorbene Kabarettist Hanns Dieter Hüsch in einem kleinen Büchlein schrieb. Wie aber heiter und gelassen bleiben angesichts der Ereignisse dieser Tage? Die entsetzliche Brutalität des Terrors der Hamas und die gnadenlose Reaktion Israels mit bisher 3.000 Toten auf beiden Seiten, ohne dass ein Ende der Gewalt absehbar ist, lässt einen sprachlos zurück. Historische Vergleiche sind meistens unpassend, und doch fallen einem der nationalsozialistische Holocaust, die Grausamkeiten im Vietnamkrieg, das Massaker von Screbreniza, die Terroranschläge vom 11. September 2001, der Angriffskrieg gegen die Ukraine ein. Es gibt Erklärungen für diese kollektiven Gewaltausbrüche, aber keine Rechtfertigungen. Hass, Rache, Vergeltung scheinen die vorherrschenden Gefühle der Akteure zu sein. Keine Spur von Heiterkeit, Gelassenheit oder gar Toleranz und Vergebung – das wären die Voraussetzungen, um Frieden zu schaffen und die Gewalt zu beenden. Kann man aber einer palästinensischen Familie, die unter der Besatzung Israels leidet, empfehlen, diese mit Gelassenheit und Heiterkeit zu ertragen? Oder der Mutter im Iran, deren Sohn/Tochter wegen Kritik am Mullahregime hingerichtet wird? Oder den Familien in der Ukraine, die ständig von Artilleriebeschuss bedroht sind und deren Kinder in Luftschutzkellern zur Schule gehen?

Hoffen auf Frieden, hoffen auf Einsicht, hoffen auf Toleranz, hoffen auf Vernunft: Wie geht das im Blick auf diese Meldungen aus den letzten Wochen (kein Anspruch auf Vollständigkeit):

  • Klimafachleute zeichnen beim 13. Extremwetterkongress in Hamburg ein düsteres Bild für die Zukunft. Das 1,5-Prozent-Ziel von Paris ist gescheitert. Der Klimawandel setzt sich weitgehend ungebremst fort. Auf der Erde seien nicht mehr abwendbare massive Folgen zu erwarten.
  • Die Zahl der Streubombenopfer hat einen Höchststand erreicht. Die meisten Opfer gab es in der Ukraine.
  • In Deutschland landen 18 Millionen Tonnen Lebensmittel in der Tonne.
  • In Afrika nimmt die klimabedingte Hungersnot zu.
  • Russland verweigert ein neues Getreideabkommen.
  • Das Artensterben geht weiter. Weltweit gefährden invasive Arten heimische Tiere und Pflanzen, warnt der Biodiversitätsrat. Die Krise verschärfe sich.
  • In Deutschland werden immer mehr und immer größere Autos gebaut und verkauft.
  • Saudische Grenzschützer erschießen Hunderte Migranten an der jemenitischen Grenze.
  • Steigende Zustimmungswerte für die AfD.
  • Im Mittelmeer sinkt das Flüchtlingsschiff Adriana mit rund 750 Menschen an Bord. Nur wenige überleben.

Ich bleibe ratlos zurück. Vielleicht ist, wenn schon nicht Heiterkeit, dann Melancholie und Traurigkeit das angemessene Gefühl für diese Tage.