28. Duden-Neuauflage: 3.000 neue Wörter

Die letzte Neuauflage des Duden – Ausgabe 28 – ist schon 18 Monate alt. Aber wer weiß das schon außer uns. Wir tun einfach mal so, als wäre diese Nachricht brandaktuell. Und warum sollte man das 1.300 Seiten starke gelbe Buch im Regal stehen haben? Na deshalb: Er enthält 3.000 neue Wörter! Wow! Wie aber soll ein Mann wie Donald Trump damit zurechtkommen, wo er doch einen Wortschatz von maximal 15 sein Eigen nennt (darunter pussy, fuck, fake news, america great, great job, best president ever)? Aber wir können beruhigen: Es geht ja hier um die deutsche Sprache. Gendersternchen, Influencer, Erklärvideo, Alltagsrassismus, Social Distancing, Hygge, Fridays for future, queer, oldschool, tindern – das kann man so lassen, das versteht man ja noch, obwohl, für jemand wie mich, über siebzigjährig, echt jetzt, Alter. Aber mal ehrlich: Bringt das die Menschheit entscheidend voran? Wär´ ja schon gut, wir könnten alte Wörter wie „allein erziehend, aufwendig/aufwändig, Stofffetzen, fickfacken (nicht das, was Sie denken), im Voraus, transusig“ richtig schreiben. Zumal die meisten von uns schon beim Doppel-Ess – früher „scharfes Ess“ genannt – kläglich scheitern (ist übrigens wieder zugelassen, das scharfe ß!!!). Dass oder das – das ist hier die Frage! Mir ist aus der Volksschule nur dies in Erinnerung geblieben: Wer nämlich mit h schreibt ist dähmlich. Oder dämlich? Voilá  – auch das ist jetzt laut neuem Duden ein deutsches Wort. Das tun wir jetzt einfach mal liken und unseren Klapprechner zuklappen.


Fernsehen an Weihnachten: Für Flachbildschirme wie gemacht

„Den Fernseher, den ich eingetreten hab …“ singt Udo Lindenberg in seinem Song „Ich lieb dich überhaupt nicht mehr“. Gleiches würden wir heute auch gerne tun angesichts des weihnachtlichen Fernsehprogramms. Leider macht das Eintreten des unschuldigen Gerätes – Flachbildschirm! – nicht so viel Spaß wie bei den alten Röhrenkisten. Womit wir mal wieder bei früher wären und alles besser und so. Früher gab es nur Erstes und Zweites. Und am Nachmittag des Heiligabends „Wir warten aufs Christkind“ und abends „Sissi“. Zum Sendeschluss, das wissen noch die Älteren unter uns, um 24 Uhr zum Standbild die Nationalhymne.  

Vielleicht muss das Fernsehprogramm deshalb so flach sein, damit es auf den Flachbildschirm passt? (Mit diesem Kalauer bewerben wir uns nicht für den Grimme-Preis). Heuer gibt es die volle Weihnachtsdröhnung auf allen Kanälen. Die süß-klebrige Zuckergusssoße, mit der uns das öffentlich-rechtliche ebenso wie das kommerzielle Privatfernsehen über die Festtage betäubt, dehnt die mediale Verblödung, die wir sonst vom Samstagabendprogramm kennen, auf volle drei Tage aus.

Wie wär´s mal mit einem Alternativprogramm an den Festtagen? Statt „Das Traumschiff“ mit Florian Silbereisen, dem Dauergrinser und Ex von Helene Fischer, könnte man „Seawatch 3 – Die Seenotretter“ bringen. Für die nötige Spannung sorgen Liveaufnahmen von 16 Flüchtlinge, die am Heiligabend vor der griechischen Küste ertrinken. Apropos Helene Fischer: Unser Vorschlag an ARD und ZDF, ein Gratiskonzert für die Flüchtlinge im Niemandsland zwischen Belarus und Polen anzubieten mit dem Fischer-Hit „Atemlos durch die Nacht“, soll angeblich daran gescheitert sein, dass sie in der RTL-Sendung „Bild – Ein Herz für Kinder“ auftreten musste.

Der Weihnachtsklassiker „Sissi – Schicksalsjahre einer Kaiserin“ könnte endlich mal abgelöst werden durch „Lukaschenko – Der Schlächter von Belarus“. Und statt „Die Zehn Gebote“ mit Charlton Heston böte sich an „Mit 99 Verordnungen durch die Krise“ mit Jens Spahn und Karl Lauterbach in den Hauptrollen.     

Als Ersatz für „Royale Ehefrauen – Von der Bürde, ein Windsor zu sein“ könnte ich mir gut vorstellen: „König Salman – Wie zerstückelt man einen Journalisten“ oder „Kremlchef Wladi: Leichen pflastern seinen Weg“.  Traditionell zum Weihnachtsprogramm gehören Carmen Nebel und Andy Borg mit einem strunzlangweiligen Programm, abgespielt vor einer Schar sedierter Senioren, die mit an Riesenpenise erinnernde Luftballons den Takt klatschen zu seichten Schlagern, geträllert von mäßig talentierten Schlagersternchen, die das Jahr über bei Möbelmarkteröffnungen singen dürfen. Warum nicht stattdessen mal die Arie „Im Bombenhagel von Aleppo“ aus der Oper „Syrien brennt“ aufführen? Oder den Chor der vertriebenen Rohingya mit dem Freddy-Quinn-Lied „Heimatlos sind viele auf der Welt“? Alternativen gäbe es also zuhauf. Doch die Programmmacher scheuen offenbar davor zurück, an Weihnachten den Deutschen ihre ohnehin miese Laune mit Geschichten aus dem richtigen Leben zu verderben. Ob die erhöhte Suizidrate über die Weihnachtstage möglicherweise auf das Fernsehprogramm zurückzuführen ist? Man will es nicht wirklich wissen.


Großer Tannenzapfenstreich für Kramp-Karrenbauer

Jetzt ist aber mal gut mit der ständigen Zapfenstreicherei: Erst für die Soldaten aus Afghanistan, dann für Merkel, jetzt für Annegret Kramp-Karrenbauer. Die Bundeswehr kommt ja gar nicht mehr dazu, ihre eigentlichen Aufgaben wahrzunehmen (den Feind so lange aufzuhalten, bis richtige Soldaten kommen). Das ganze Brimborium mit zack-zack, Fackeln und Helm ab zum Gebet passt ja nun wirklich nicht mehr in unsere Zeit. Warum muss die Zeremonie überhaupt noch sein? Weil es so Tradition ist, erklärt man uns. Preußische Militärtradition halt, nicht zu vergessen die große Bedeutung in der NS-Zeit. Also jetzt bitte nicht schon wieder von Hitler anfangen! Zapfenstreich heißt das Ganze, weil damit die abendliche Sauferei der Soldaten beendet werden sollte.

Könnte man nicht, statt stundenlang vor dem Reichstag strammzustehen und sich den Arsch abzufrieren, die Sache etwas fröhlicher gestalten? Zum Beispiel ´ne Hüpfburg für Kriegsheimkehrer oder Preisschießen mit dem Schützenpanzer auf Taliban-Attrappen veranstalten? Dazu unter dem Motto „Wir.Dienen.Deutschland.“ (was sollen eigentlich die albernen Punkte? Oder sind das Einschusslöcher?) Würstchen aus der Gulaschkanone, während die Kapelle spielt „Wir lagen vor Mogadischu“?

Jetzt musste sogar Annalena Baerbock in ihrer neuen Rolle vor dem Reichstag sinnlos rumstehen, anstatt den einzigen freien Abend zu nutzen, um ihren Kindern vorzulesen, vielleicht aus dem Klassiker des 1. Weltkrieges: „Jeder Schuß ein Russ´! Jeder Tritt ein Brit´! Jeder Stoß ein Franzos´! Jeder Klapps ein Japs!“. Das Säbelrasseln gegenüber den Russen ist sie gerade schon fleißig am üben.  

Wenn überhaupt etwas an dieser Zeremonie interessant ist, dann sind es die Liedwünsche derer, denen der ganze Quatsch gilt. Über die Wünsche von Angela Merkel ist genug geschrieben worden. Annegret Kramp-Knarrenbauer hat sich die Titelmelodie aus dem Italo-Western „Die glorreichen Sieben“ gewünscht – da wird ziemlich viel geschossen und getötet. Für eine Verteidigungsministerin ist das ja ok. Einer ihrer Vorgänger, Franz-Josef Strauß, ließ zu seiner Verabschiedung den „Starfighter-Marsch“ und „Panzerschiff Deutschland“ spielen- das passt. Der unvergessene Karl-Theodor zu Guttenberg wünschte sich „Smoke on the Water“ von Deep Purple. „Du hast mich tausend Mal belogen“ von Andrea Berg wäre hier passender gewesen.

Auch Bundespräsidenten werden mit dem Tannenzapfenstreich ausgemustert. Joachim Gauck hatte sich u.a. „Über sieben Brücken musst du gehen“ von Karat gewünscht („Manchmal wünsch ich mir mein Schaukelpferd zurück“). Sollte ich selbst mal dran sein, wäre jetzt schon klar, was ich mir wünsche: „Es ist an der Zeit“ von Hannes Wader. Anders als Angela Merkel, müsste ich dann aber heulen. Wie eigentlich immer, wenn ich mir diesen Auftritt von Konstantin Wecker, Reinhard Mey und Hannes Wader anschaue:


Angie & Basti: We will miss you

Das kann doch kein Zufall sein: Abschied von Angela Merkel und Sebastian Kurz am gleichen Tag! Merkels Musikwunsch zu ihrem Abschied aus dem Amt der Bundeskanzlerin beim Großen Zapfenstreich: „Du hast den Farbfilm vergessen“ von der punkigen Nina Hagen. Kann das Bundeswehr-Orchester das überhaupt? Wie man hört, waren die Musiker davon überrascht und mussten länger üben. Das wäre nicht nötig gewesen, hätte sich Merkel stattdessen gewünscht: „Wie oft sind wir geschritten, auf schmalen Negerpfad“. Das hätte die Bundeswehr vermutlich ohne lange zu üben hingekriegt (Siehe meinen Blogbeitrag vom 21. November).

Angela: Warum hast Du nicht „Angie“ von den Stones gewählt? („Angie, du bist wunderschön, aber ist es nicht langsam Zeit Auf Wiedersehen zu sagen?“) Auch hätten sich noch andere Titel angeboten: „Morgen muss ich weg von hier“, „Ach sie naht die Abschiedsstunde“, „Zeig uns zum Abschied noch einmal die Raute“. Wir erwarten eine Erklärung für Deine Liedauswahl.

Sebastian Kurz, Ex-Kanzler von Österreich, dieser smarte, glatte Typ, der jede Schwiegermutter zu orgiastischen Gefühlswallungen bringen dürfte, will sich, so hören wir heute, vollständig aus der Politik zurückziehen. Der Grund: Die Geburt seines Sohnes vor wenigen Tagen (schluchz! schneuz!). Die Korruptionsvorwürfe gegen ihn haben da garantiert überhaupt keine Rolle gespielt. Basti: Echt jetzt? Mit 35 Jahren Rückzug aus der Politik? Wie das? Und was willst du denn jetzt machen, außer Windeln zu wechseln? Und welches Lied hättest Du dir zum Abschied gewählt? Vielleicht das hier: „Gehts Buama gehma hoam, was nutzt dös Ummaloahn? Was nutzt dös Ummastehn? Hoam müaß ma gehn!“

Eins steht jedenfalls fest: Wir werden euch, Angie und Basti, vermissen. Die eingewechselten Ersatzspieler Olaf Scholz und Alexander Schallenberger können euch emotional und performancemäßig nicht das Wasser reichen.