Über den Umgang mit Menschen. Heute: Kochende Männer

Weil die im letzten Jahr auf diesem Blog begonnene Serie „Über den Umgang mit Menschen“ sich bei der geneigten Leser*innenschaft großer Beliebtheit erfreut und, nachdem die Beschäftigung mit Außenministerinnen, Superreichen, Autokratischen Herrschern und Zweiradfahrern neue wissenschaftliche Erkenntnisse ans Tageslicht befördert hat und weitere Exemplare der Spezie Mensch darauf warten, einer näheren Betrachtung unterzogen zu werden, wollen wir heute die Männer in den Fokus nehmen, und zwar solche, die kochen. Ausnahmsweise geht es also mal nicht um toxische Männlichkeit, sondern eher um fleischliche (oder müsste es hier besser „fleischige“ heißen?).

Es gibt sie immer mehr: Männer, die kochen. Das war zu meiner Kindheit und Jugend undenkbar. Kochen war Frauensache, einfach unmännlich. Das Essen hatte auf dem Tisch zu stehen, wenn Vater von der Arbeit nach Hause kam. Diese Rollenverteilung lässt sich bis in die frühe Menschheitsgeschichte zurückverfolgen. Frau am Feuer, Mann auf der Jagd. Wann das genau kippte? Es hat nach meiner Beobachtung nach dem Krieg damit angefangen, dass aus Mexico und den Südstaaten der USA die Barbecue-Kultur (das Wort „Kultur“ hier bitte nicht zu wörtlich nehmen!) nach Europa herüberschwappte. Große, blutige Fleischlappen auf glühenden Holzkohlenfeuern garen, das ist schon eher etwas für harte Männer.

Grillen ist bis heute Männerdomäne. Anfangs reichte dafür ein simples Metallrost und ein Feuer. Heute braucht Mann dafür mindestens den Premium Brand-Ambassador-4-Brenner Gasgrill mit Backburner, Infrarot-Keramikbrenner, abklappbaren Seitentischen, Warmwasserbeleuchtung, Rücklichtfederung und sonst noch allerlei Schnickschnack. Und dazu natürlich noch viel Zubehör. Die von uns gern zitierte wissenschaftliche Zeitschrift BEEF konnte sogar zeigen, „wie man sich ins Herz einer Frau grillt“. 

Beim „normalen“ Kochen dagegen tun sich die Männer immer noch schwer. Und doch ist der Trend unübersehbar: Auch Männer binden sich die Küchenschürze um, vorzugsweise wenn Gäste kommen und man gerne gelebte Emanzipation demonstriert und nebenher noch zeigen kann, dass der Hausherr auch ein schmackhaftes Dreigangmenü auf den Tisch zaubern kann. Kochshows im Fernsehen werden, auch das ist bemerkenswert, überwiegend von Männer bestritten.

Weniger beliebt bei den Männern ist das alltägliche, unspektakuläre Kochen. Wenn Mama krank ist oder beim Klassentreffen, und die Kinder aus der Schule kommen und schnell etwas auf den Teller muss. Aus gut unterrichteten Kreisen (Zeitschrift BEEF!) wissen wir, dass die Kinder sich freuen, wenn Mama endlich mal nicht kocht. Kommt doch bei ihr meistens etwas brutal Gesundes auf den Tisch. Trotzdem sollte man nicht so weit gehen, die Tatsache „Heute kocht Mama“ mit Kindesmisshandlung gleichzusetzen, wie das die Zeitschrift BEEF suggeriert.  

 Wenn Papa mit dem Kochen dran ist, freuen sich die Kinder. Dann gibt es nämlich – Achtung Klischee – Fertigpizza aus der Tiefkühltruhe. Oder Spaghetti mit Tomatensoße. Liebe Väter: Jetzt räumen wir mit diesem Vorurteil auf! Wir wollen ab sofort selber kochen, und zwar gesund, anstatt Fertiggerichte zu kaufen. Das ist löblich. Aber kaum ist der Vorsatz gefasst, tauchen Probleme auf: Bei vielen gesunden Gerichten wird zum Beispiel frisches Basilikum verlangt. Im Supermarkt gibt es Basilikum im Topf. Wer es nach Hause trägt, erfreut sich beim ersten Gericht an den frischen, aromatischen Blättern. Aber dann, oh weh: Der Topf, egal ob auf der Fensterbank, dem Balkon oder im Garten, geht jämmerlich ein. Kein Grund, wieder auf die Fertigpizza zurückzugreifen: Spaghetti mit Tomatensoße geht immer, auch ohne Basilikum. Und wie man Basilikum richtig kultiviert, steht – na wo schon? – im Internet!

Männer, lasst Euch nicht entmutigen. Kochen kann man lernen.


Festhalten: Die neue Deutschland-Geschwindigkeit kommt!

Wer immer noch meint, in Deutschland gehe alles ewig langsam – Genehmigungen für Windräder, Bau neuer Flughäfen, die Verkleinerung des Bundestages, Aufdeckung rechtsradikaler Strömungen in Bundeswehr, Verfassungsschutz und Polizei – der oder die irrt. Wir können auch schnell. Ratzfatz wurden zwei LNG-Terminals aus dem Boden gestampft.

Vor einem Jahr wussten wir noch gar nicht, was das ist. Es geht also. SPD-Chef Klingbeil droht sogar an, dieses Tempo jetzt bei allen Modernisierungsvorhaben einzuschlagen. Wow!

Da sollten wir uns schon mal anschnallen. Was wohl alles im Eiltempo jetzt auf uns zukommt? Tempolimit auf Autobahnen, gleiche Bezahlung für Frauen, Enteignung von leerstehendem Wohnraum, Bau von ganz vielen Windrädern, Lieferung von Kampfpanzern, Kampfdrohnen und anderen Kampfsachen an die Ukraine, Rückgabe aller geraubten Kunstschätze aus den ehemaligen Kolonien, der Ausbau von Fahrradwegen? Mehr Schnelligkeit erhoffen wir uns auch beim Sprechtempo von Olaf Scholz, bei der Bearbeitung von Wohngeldanträgen, beim Hochfahren unseres PC (jahaa, ich weiß, dass das „booten“ heißt!), beim Download von Filmchen aus dem Netz.  

Aber Moment mal: Ist nicht vielmehr die Entdeckung der Langsamkeit gerade zeitgeistmäßig angesagt? Sten Nadolny hat mit seinem gleichnamigen Roman gegen die Schnelllebigkeit der Zeit angeschrieben und damit einen Bestseller gelandet. Das ist aber auch schon wieder 40 Jahre her. Vor rund zehn Jahren schrieb der Journalist Jochen Bittner in der Wochenzeitung Die Zeit: „Wie sehr kann Politik an Tempo zulegen, ohne sich selbst zu beschädigen? Demokratie ist nicht für Hochgeschwindigkeit geschaffen, im Gegenteil, sie setzt Diskurse und Abwägungen voraus. Je komplexer die Themen werden, desto mehr Zeit müssten sich Politiker nehmen. Tatsächlich geschieht das Gegenteil. Ist die gute Staatsführung also akut gefährdet – durch einen Mangel an Nachdenklichkeit, zu wenig Ruhepausen?“ (Jochen Bittner, Zeit ist Macht, in Die Zeit Nr. 31/2012 vom 26.07.2012).

Da ich selbst politisch aktiv bin – wenn auch nur auf der kommunalen Ebene – habe ich die Erfahrung gemacht, dass allzu oft wichtige Entscheidungen unter Zeitdruck getroffen werden, ohne dass man sich ausreichend Zeit genommen hat, die Sache, um die es geht, abzuwägen, in Ruhe von allen Seiten zu beleuchten, um dann zu einer hoffentlich guten Entscheidung zu kommen. Häufig kommen die Verantwortlichen erst im Nachhinein zu der Einsicht und Erkenntnis, dass falsch entschieden wurde, der Fehler aber nicht mehr rückgängig gemacht werden kann.


Statussymbol Visitenkarte: Unter CEO mach ich´s nicht

Seltene Erden werden immer wichtiger für unsere Wirtschaft. Seltene Berufe offenbar auch: Tatortreiniger, Silencer, Resonanztrainer, Keynote-Speaker – auf eine komplette Aufzählung wollen wir hier aus Platzgründen verzichten. Was ein Silencer ist? Ein Silencer, ein „Ruhigmacher“ also sorgt dafür, dass Leute, die vor einer Bar stehen und rauchen, nicht zu laut werden. Wie soll man das sonst anders abkürzen? Zur Aufrechterhaltung des sozialen Friedens in Innenstädten unerlässlich. Dieser Beruf kam erst mit dem Rauchverbot in Gaststätten auf den Markt. Wo wir beim Rauchen sind: Morgen kommt bei mir der (oder die?) Rauchmelderkontrollierer/in vorbei. Auch sowas Neues. Gab es früher nicht. Ob das eine sinnstiftende Tätigkeit ist, weiß ich nicht. Vielleicht frage ich morgen mal vorsichtig nach? Auch wie es um die Aufstiegschancen bestellt ist (Hauptrauchmelderkontrollierer/in, Oberrauchmelderkontrollierer/in?).

 In einem früheren Blogbeitrag haben wir hier schon einmal über alte und neue, ehrenwerte und aufgeblasene Berufsbezeichnungen schwadroniert (Henker, Banker, Sprachprofiler, 22.10.2021). Das Thema ist aber unerschöpflich. Täglich kommen neue Berufe hinzu: Sprachpersönlichkeitstrainer, Top Executive Coach für excellente Reden, Hacker (nicht Holz, Computer!), Aufräum-Coach.

Auch wenn ich mich wiederhole: Früher war das alles überschaubarer. Müller, Schmied, Schneider, Bäcker, Matrose – die kommen schon in den Märchen vor und dienen heute noch vielen Menschen als Familienname. Auch Soldaten gabs schon immer, ebenso Bauern und Gastwirte (wer nichts wird, wird Wirt). Dann natürlich Könige, Prinzessinnen – obwohl das ja keine Berufe in eigentlichen Sinne sind.

Manche Menschen legen Wert darauf, dass ihre Position in der Hierarchie ihres Berufsfeldes zum Ausdruck kommt. Ein Kapitän wird sich vom einfachen Seefahrer/Matrosen abgrenzen wollen. Ein General wird sich nicht bloß als Soldat bezeichnen, obwohl er das ja ist. Die militärischen Rangbezeichnungen sind mir bis heute ein Rätsel, deshalb kam ich auch nicht als Nachfolger von Christine Lambrecht in Frage. Mein Vater, ein einfacher Mann, war von Beruf Kraftfahrer. Es gibt diesen Beruf auch in den Versionen Taxifahrer, Busfahrer, LKW-Fahrer, Gabelstaplerfahrer. Ein Taxifahrer fährt Taxi, ein Busfahrer Bus – mein Vater fuhr Kraft. Damit konnte ich schon im Kindergarten mächtig angeben. Loks, Flugzeuge, Schiffe oder Kräne hingegen werden nicht gefahren, sondern geführt (Lokführer, Kranführer) bzw. von Kapitänen gesteuert. 

Warum ich dieses Thema wieder aufs Tapet bringe? Ich muss mir unbedingt wieder eine Visitenkarte zulegen. Früher hatte ich eine solche, mehrere sogar, je nach Anlass. Jetzt stehe ich vor der fast unlösbaren Frage, welche Berufsbezeichnung auf meine Karte gehört, ohne dass man mir allzu große Eitelkeit unterstellen kann. Dass „Rentner“ auf keinen Fall geht, habe ich schon in dem erwähnten Beitrag vom Oktober 21 begründet. Meine Wunschberufe „Schiffschaukelbremser“, „Gabelstaplerfahrer“ oder „Bratwurstsommelier“ kann ich guten Gewissens nicht angeben, weil ich diese Tätigkeiten nie ausgeübt habe. Vielleicht aber „Buchautor“, „Blogger“, Klimaaktivist“? Diese Bezeichnungen treffen alle irgendwie zu, aber sie würden meinen gesellschaftlichen Rang nicht ausreichend würdigen. Dann schon eher was mit Vorstand: ,„Haushaltsvorstand“, „Stiftungsvorstand“, „Fraktionsvorsitzender“ –  irgendsowas Chefiges sollte es schon sein. Aber bei dem Wort „chefig“ denkt man gleich an die ehemalige ARD-Vorsitzende Patricia Schlesinger. Das will man dann auch wieder nicht.

Ich glaube, ich entscheide mich für CEO – Chief Executive Officer. Das ist gar nicht mal gelogen und klingt ausreichend bonzig und chefig. Weiteren Vorschlägen meiner zahlreichen Follower sehe ich gerne entgegen.


Neubaur gegen Neubauer: Muss Lützerath wirklich weg?

Ja (leider), meint Mona Neubaur, NRW-Wirtschaftsministerin. Luisa Neubauer, Klimaaktivistin, sieht das anders. Wer hat die besseren Argumente?

Mona oder Luisa: Wer ist die Schönste im ganzen Land?

Die Verlockung, hier mit einem Wortspiel a la „Mona Lisa“ einzusteigen, ist groß. Aber das lassen wir mal. Meine Sympathie ist mehr bei Mona. Das hat aber keine sachlichen Gründe. Sie ist einfach sympathischer. Außerdem Schwäbin. Hat was Ähnliches studiert wie ich. 2021 hat sie 74.000 Euro verdient und keine weiteren Nebeneinkünfte. Das finde ich ok. Luisa dagegen, die allzeit präsente Klimafrau, ist mir irgendwie zu hektisch, zu eloquent, zu gutaussehend, zu missionarisch. Wahrscheinlich wird sie bald heiliggesprochen oder für den Friedenspreis der Deutschen Talkshows vorgeschlagen. Dazu muss sie, wie Promis das so machen, vielleicht erst noch für Plan International nach Afrika fahren und Negerkinder streicheln.

Wer hat die besseren Argumente?

Pikant daran ist, dass beide Mitglieder (MitgliederInnen geht gar nicht!)  der Grünen sind und damit auch die innerparteiliche Zerreißprobe repräsentieren. Sie stehen für das Dilemma der Partei, zwischen realpolitischen Erfordernissen und notwendigem radikalem Politikwechsel im Sinne des Klimaschutzes entscheiden zu müssen.

Ob die Kohle unter Lützerath wirklich gebraucht wird, darüber wird gestritten. Die grüne Ministerin Neubaur ist überzeugt, dass die Lützerath-Kohle gebraucht wird, um die Energieversorgung für diesen und den nächsten Winter gewährleisten zu können. Lützerath sei zudem Ergebnis eines Kompromisses mit RWE, wonach der Kohleausstieg von 2040 auf 2030 vorgezogen werden kann. Darauf haben sich Robert Habeck und Mona Neubaur mit RWE verständigt. Der Kompromiss sieht vor, die Verstromung der Braunkohlemenge im Tagebau auf rund 280 Millionen Tonnen zu halbieren. Außerdem sollen fünf von der Umsiedlung bedrohte Dörfer erhalten bleiben. Dafür muss Lützerath weichen.

Luisa Neubauer, führende Vertreterin der Klimaaktivisten, ist ganz anderer Meinung: „Für Energiesicherheit in der Krise braucht es die Kohle in Lützerath nicht“. Beide Seiten berufen sich für ihre jeweiligen Positionen auf entsprechende Gutachten. Luisa zum Beispiel auf die von „Europe Beyond Coal“ beauftragte Untersuchung durch „Aurora Energy Reseach“ mit dem Ergebnis, dass die Kohle unter Lützerath nicht gebraucht wird. Die NRW-Regierung beruft sich auf gleich drei Gutachten, die zu einem ganz anderen Ergebnis kommen, und auf die Rechtsprechung, die Klagen gegen die Räumung von Lützrath abgewiesen hat.

Der Klimawandel duldet keine Kompromisse mehr

Das Dilemma lässt sich so skizzieren: Muss im Sinne des Klimaschutzes nicht viel energischer die „Dekarbonisierung“ und die Umstellung auf Erneuerbare Energien vorangetrieben werden? Sind Kompromisse wie der von der NRW-Regierung ausgehandelte angesichts der dramatischen Veränderungen des Klimas noch vertretbar? Aus Sicht der Klimaforschung ist die Sache eindeutig: Die Zeit zum Umsteuern läuft ab. Kompromisse, erst recht faule, helfen nicht weiter. Aber kompromisslos kann nur sein, wer auch die Macht hat, die in der Sache notwendige Maximalforderung gegen ideologische Widerstände und Profitinteressen durchzusetzen. Womit wir mal wieder bei Max Weber und seiner Gesinnungsethik wären.

Der Klimawandel wird nicht in Lützerath entschieden

Wie die Sache im Falle von Lützerath ausgeht, scheint klar zu sein: Die staatliche (Über)Macht wird Lützerath räumen. Natürlich darf man fragen: Warum verzichten RWE und NRW-Landesregierung nicht auf die Räumung und die dann geplante Abbaggerung der unter Lützerath liegenden Braunkohle? Wäre es im Sinne einer Befriedung der Fronten nicht besser, auf die Räumung zu verzichten? Der Klimawandel wird nicht in Lützerath entschieden.

Bleibt zu hoffen, dass die Räumung ohne Gewalt von beiden Seiten vonstattengeht. Die Klimaaktivisten und Besetzer (natürlich auch -Innen) wollen friedlich und gewaltfrei Widerstand gegen die Räumung leisten. Die Polizei ist mit einem Riesenaufgebot vor Ort, und wer eine solche massive Polizeipräsenz je erlebt hat, weiß, wie schnell dadurch ein aggressives Klima entsteht, an dem sich beide Seiten hochschaukeln. An die Adresse der AktivistInnen sei gesagt: Lützerath mag symbolische Wirkung für eine Politik haben, die die Zeichen der Zeit nicht erkannt hat. Aber der Klimawandel wird, wie schon gesagt, nicht in Lützerath entschieden.


Pelé ist tot. Ratzinger ist tot. Aber was ist bloß mit Putin los?

Das könnte der Anfang eines Gedichts sein: Was ist bloß mit Putin los? Aber finde mal einen Reim auf „militärische Spezialoperation“ (leichter reimte es sich auf „Krieg“). Muss man sich Sorgen machen um den Mann im Kreml? Ist er etwa krank? Hat er keine Medizin im Schrank? Immerhin wurde er schon lange nicht mehr mit nacktem Oberkörper und einem sibirischen Tiger im Schwitzkasten gesehen. Sieht er nicht ständig aus, als habe man ihm gerade den Schnuller weggenommen?

Und warum dieser alberne lange Tisch? Insider glauben zu wissen, Putin habe extremen Mundgeruch. Außerdem neige er bei politischen Gesprächen zu unkontrollierten Erektionen, deshalb der Tisch. Diese Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.


2023: Darauf dürfen wir uns freuen

Nachdem die Jahresrückblicke a la „Menschen, Bilder, Emotionen“ mit Johannes B. Kerner – oder war es Jörg Pilawa (gähn)? – vorüber sind, keine weiteren Comedyshows mit Dieter Nuhr (och nee) drohen und die Intellektuellen unter uns sich mit dem „Jahresrückblick 2022“ in der Sonderausgabe der ZEIT begnügt haben, ist es an der Zeit, nach vorne zu blicken. Eigentlich kann ja alles nur noch besser werden.

Hier unser Jahresvorblick (alle Angaben ohne Gewähr):

Januar: Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Bundestages, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, verspricht, keine Interviews mehr zu geben und sich über ihre Ämter im Förderkreis Deutsches Heer e.V. und bei der Deutschen Gesellschaft für Wehrtechnik e.V. auf ihre Lobbyarbeit für die deutsche Rüstungsindustrie zu fokussieren.

12. Februar: In Berlin wird die verkackte Wahl zum Abgeordnetenhaus und zu den Bezirksparlamenten wiederholt. Weil am gleichen Tag die Berliner Verkehrsbetriebe bestreikt werden, in mehreren Wahllokalen der Strom ausfällt und dort die Wahlzettel statt in der Urne in der Papiertonne landen, muss das Wahlergebnis geschätzt werden. Ergebnis: Franziska Giffey bleibt Regierende Bürgermeisterin.

März: Friedrich Merz heiratet Fürstin Gloria von Thurn und Taxis und lässt anlässlich seiner Hochzeitsfeier auf der Burg Hohenzollern mit seinem Privatjet 50 nur unwillig geduldete Flüchtlinge nach Kamerun ausfliegen (Originalton Merz: sollen bleiben, wo der Pfeffer wächst).

April (Erster): Außenministerin Annalena Baerbock wird in Moskau von ihrem Amtskollegen Sergei Lawrow mit militärischen Ehren empfangen. Nach einer gemeinsam durchzechten Nacht besuchen die beiden Politiker die gemischte Sauna im Kreml. Später kommt auch Putin hinzu. Nachdem Annalena sich anerkennend über dessen ausgeprägtes Gemächt geäußert hat, erklärt Putin einen einseitigen Waffenstillstand und lädt Wolodymyr Selenskyj zu Friedensverhandlungen an seinem langen Tisch ein.

17. Mai: Winfried Kretschmann, Ministerpräsident von Baden-Württemberg, erhält anlässlich seines 75. Geburtstags den Kurzduscherorden am Waschlappen.

Juni: Unter der Schirmherrschaft von Bundespeinlichkeitsministerin Christine Lambrecht rufen die kirchlichen Hilfswerke Misereor, Brot für die Welt und Caritas international zu einer Spendensammlung für die Bundeswehr auf. Stichwort: Böllerverbot für Kampfpanzer.

Juli: Die Bundesregierung lockert die Maskenpflicht und veröffentlicht dazu eine 150-seitige Handreichung unter dem Titel: „Maskenpflicht – wenn ja, warum nicht, wo, welche Farbe und wie lange?“

August: Die Fidschi-Inseln müssen wegen des steigenden Meeresspiegels evakuiert werden. Macht aber nix, die knapp eine Million Einwohner werden nach Grönland umgesiedelt, wo es auch ganz schön warm ist.

September: Das neue Bundesamt für Wokeness ordnet an, dass alle Winnetou-Filme aus den 60er Jahren neu verfilmt werden müssen. „Der Schatz im Silbersee“ wird umgetauft in „Der Schatz im Bodemuseum“, die Rolle des Winnetou wird mit einem native Irokesen besetzt (Sascha Lobo), der Bösewicht Colonel Brinkley wir von Markus Braun, ehemaliger CEO von Wirecard, gespielt.

Oktober: Karl-Theodor zu Guttenberg, ehemaliger Selbstverteidigungsminister, wird an die Spitze der Reichsbürger-Bewegung gewählt und ruft die Monarchie in den Grenzen des Deutschen Reichs aus.   

November: WikiLeaks-Gründer Julian Assange wird an die USA ausgeliefert und in Guantanamo unter Folter gezwungen zuzugeben, dass er die Wahrheit gesagt hat.

Dezember: Der Globus ist ausgelaugt und kommt auf die Sperrmüllabfuhr des Universums. Macht aber nix, es gibt eine neue Welt, die viel schöner und nicht so sensibel ist: Das Metaversum (dreidimensionale virtuelle Welt). Elon Musk wird UN-Generalsekretär des Metaversums.