Ukraine: Wolle mer se reilasse?

Liebe Närrinnen und Narren: Wollt Ihr wirklich heute Abend Fasching / Karneval feiern? Kölle Alaaf und Mainz bleibt Mainz live krachen lassen oder gutgelaunt im Fernsehen bei Bierchen und Kartoffelchips anschauen, während russische Panzer in Richtung Kiew rollen? Nicht im ernst, oder?

Wenigstens die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten werden hoffentlich ihr Programm umstellen und auf alle karnevalistischen Sendungen verzichten. Sonst muss ich meine Gebühren zurückverlangen.


Münchener Sicherheitskonferenz: Finde den Fehler!

Heute mal ein ganz, ganz schwieriges Preisrätsel für unsere geneigte Leser*innenschaft: Bei der Münchener Sicherheitskonferenz  (vormals „Wehrkundetagung“) letzte Woche waren 30 führende Wirtschaftsvertreter*innen zum Mittagessen eingeladen. Unsere Preisfrage lautet: Welches Foto von diesem Ereignis ist das richtige?

Foto A:

oder Foto B:

Einsendeschluss für die richtige Antwort ist der 8. März. Unter den richtigen Einsendungen verlosen wir einen Original Leopard Panzer:


Über den Umgang mit Menschen II: Benimmregeln für Superreiche

Auch Superreiche haben es nicht leicht. Schwer lastet die Bürde ihrer Besitztümer auf ihren Schultern. Nehmen wir Elon Musk. Er lässt sich gerade in Rotterdam ein Boot bauen. Nun ja, eine Jacht. Genauer: Die größte Segeljacht der Welt. 127 Meter lang, 430 Mio. Euro teuer. Hier ein Vergleich aus der linksradikalen, kommunistisch verbrämten Neidschublade: Davon könnten 430.000 Menschen in armen Ländern ein Jahr lang leben, wenn auch nur dürftig. Weshalb wir trotzdem Mitleid mit Musk haben sollten: Wie sich jetzt herausstellt, passt das fertiggebaute Schiff nicht unter der Koningshaven Brücke durch und kann somit nicht aufs offene Meer fahren. Aber Musk lässt seine Muskeln spielen und meint: „No problem. Brücke abbauen, Schiff durchfahren, Brücke wieder aufbauen. Ich bezahlen.“  Das wiederum gefällt nicht allen Menschen in Rotterdam. Die Stadtverwaltung hatte ihnen nämlich versprochen, dass die Brücke nach ihrer Renovierung 2017 nie abgebaut würde.

Nun sollte man dem armen reichen Elon Musk zugutehalten, dass er sein hart verdientes Salär ja irgendwie sinnvoll ausgeben will. Er konnte 2020 sein persönliches Vermögen von 25 auf 150 Milliarden Dollar vergrößern. Macht pro Tag einen Vermögenszuwachs von 347 Mio. Dollar. Hier mal ausgeschrieben für alle, die mit einem Hartz-IV-Regelsatz von 15 Euro pro Tag auskommen müssen: 347.000.000 Dollar. Pro Tag. Die Jacht kann Musk also mit einem Tageslohn fast komplett finanzieren. Vom Klimaschutz und CO2-Fußabdruck wollen wir jetzt mal absehen. Die Fairness und die gewohnt ausgewogene Berichterstattung dieses Blogs gebietet es, darauf hinzuweisen, dass Musk eben mal fünf Mrd. Dollar in Form von Aktien gespendet hat – böse Zungen behaupten, um Steuern zu sparen. Dabei dachten wir immer, dass solche Leute gar keine Steuern zahlen?

Daraus leiten wir die Benimmregel Nr. 1 für Superreiche ab: Den „Sozialverträglichkeitsindex“ (SVI) beachten. Dieser von mir soeben in die Sozialwissenschaften eingeführte Index besagt, dass der Preis von Jachten, Privatjets, Luxusvillen und anderem Klimbim das Jahreseinkommen von einer Million Armen nicht übersteigen darf, um keine sozialen Spannungen zu provozieren.  Hallo Jeff Bezos, Bill Gates, Mark Zuckerberg: Das sollte doch machbar sein, oder?  

Bei unseren Benimmregeln für die Schönen, Reichen und Mächtigen schließen wir fürsorglich auch die Aristokraten ein. Ja, für den Adel gelten auch heute noch eigene Regeln, auch wenn die Monarchie in Deutschland vor über hundert Jahren abgeschafft wurde. Nehmen wir beispielhaft das schwäbische Adelsgeschlecht derer von Fürstenberg. Zu den vielen Besitztümern der Familie gehört das Schloss Heiligenberg am Bodensee.

Foto: Arnulf Hettrich (Imago Images)

Dort wohnt Seine Durchlaucht, der Erbprinz Christian von Fürstenberg mit seiner Frau und den vier Kindern – allesamt Prinzen und Prinzessinnen. Bisher konnte das Schloss auch von nichtadeligen Untertanen besichtigt werden, natürlich streng abgeschirmt vom privaten Bereich der fürstlichen Herrschaften. Nun will die Familie das ganze Schloss nur noch für sich selbst nutzen und hat Eigenbedarf angemeldet (Quelle: Badische Zeitung vom 18.02.2022). Dafür hat man Verständnis, denn eine sechsköpfige Familie braucht natürlich viel Platz. Wie die Badische Zeitung berichtet, ist die Anzahl der Zimmer im Schloss derart groß, „dass die Schlossführer nicht exakt sagen können, „wie viele Räume der alte Komplex denn nun umfasst“.

Unsere Benimmregel Nr. 2 für Superreiche, in diesem Falle für den Hochadel, lautet: Den Wohnungsgrößenindex (WGI) beachten. Dieser von mir soeben ausgetüftelte Index besagt: Übersteigt die Anzahl der Wohnräume dividiert durch die ständigen Bewohner*innen plus x gelegentliche Besucher*innen aus dem europäischen Hochadel die Maßzahl 25, sind die überzähligen Zimmer für Wohnungslose zur Verfügung zu stellen. Das sollte doch machbar sein, oder?


Über den Umgang mit Menschen

Von den vielen neumodischen Berufsbezeichnungen ist „Benimmcoach“ der mich am interessantesten anmutende. Der Markt dafür scheint riesig. Seit Corona ist der Umgang mit Menschen noch komplizierter geworden. Coronaleugner müssen ständig ermahnt werden, nicht nur Maske zu tragen, sondern die Anstandsregeln einzuhalten. Was aber ist richtiges Benehmen? Orientierung und Hilfe dafür bietet der/die Benimmcoach*in. Coach ist schließlich kein geschützter Begriff. Jede/r kann sich den Titel ans Revers heften. Me too.

In dieser meiner neuen Profession des Benimmcoachs sollen hier in lockerer Reihenfolge und für unterschiedliche Anlässe und Zielgruppen Beiträge zum Thema „Benehmen, aber richtig“ erscheinen. Anleitungen also für richtiges Verhalten in heiklen Lebenssituationen. „Über den Umgang mit Menschen“ – so hat es Adolph Franz Friedrich Ludwig Freiherr Knigge in seiner 1788 erschienen Schrift betitelt.  

Den Einwand, dass es schon tausende Youtube-Videos gibt, die sich diesem Thema widmen, entkräften wir durch den Hinweis, dass wir hier nicht so triviale Dinge behandeln wollen wie etwa die Einladung zu Weihnachten bei den Schwiegereltern, den Umgang mit Pöbeleien im Straßenverkehr, die passende Garderobe beim Staatsempfang, die richtige Form für Hassbotschaften im Netz oder den ordnungsgemäßen Vollzug des außerehelichen Geschlechtsverkehrs. Nein, wir wollen uns auf systemrelevante Zielgruppen und galaktische Herausforderungen fokussieren. Aus aktuellem Anlass deshalb heute zum Einstieg:

Lektion 1: Über den Umgang mit Menschen. Anleitung für Außenminister*innen

Man möchte in diesen Tagen nicht unbedingt in der Haut von Annalena Baerbock stecken. Alles schwierig, heikel, wenig erfreulich: Ukraine-Krise, Bundeswehreinsatz in Mali, Menschenrechte in China, Putscholympiade in Afrika, Push backs an Europas Außengrenzen, Russland schmeißt die Deutsche Welle raus, Kolumbien fordert Kulturgüter zurück, Myanmars Militär schießt auf Demonstranten, Raketentests in Nordkorea, Konflikt Israel-Palästina, Putin und Xi Jinping gründen eine Facebookgruppe „Regieren, bis der Arzt kommt“, Boris Johnson hat immer noch keinen neuen Friseur gefunden – nur eine kleine Auswahl an wenig erfreulichen Themen.

Was also kann man der Außenministerin empfehlen? Ganz wichtig: Immer für gleiche Augenhöhe sorgen. Als ehemaliger Trampolinspringerin dürfte das Frau Baerbock nicht schwerfallen. Weil aber bei Begegnungen mit aufgeblasenen Wichtigtuern à la Putin, Erdogan, Lukaschenko, Bolsonaro oder Friedrich Merz meistens kein Trampolin bereitsteht, empfehlen wir Frau Baerbock die Asselborn-Methode (Für Bild-Leser: Jean Asselborn, das ist der Außenminister des Großherzogtums Luxemburg, und zwar seit 18 Jahren). Als Vertreter eines winzigen Landes ist Asselborn bekannt für seine geschickt verklausulierten Beleidigungen politischer Vollpfosten.

Grobe Schmähkritik wie in diesem Cartoon von Peter Gaymann empfehlen wir nur im äußersten Notfall.

Zu den eher angenehmen Seiten des Jobs einer Außenministerin gehört das Einbestellen und Abwatschen von Botschaftern, zum Beispiel wegen Falschparkens oder Raserei in der Berliner Innenstadt. Für den Umgang mit Botschaftern aus autoritären Staaten lautet unsere Empfehlung: Freundlich ermahnen, nicht auf unbewaffnete Demonstranten zu schießen, mit der Ermordung von politischen Gegnern aufzuhören, zumindest nicht tagsüber im Tiergarten in Berlin und keine Dissidenten in der Botschaft zu zerstückeln.

Für den Fall unpassender Einladungen, zum Beispiel zur Eröffnung der Olympischen Winterspiele in Peking, empfiehlt es sich, Terminschwierigkeiten anzuführen, weil zum Beispiel schon eine Einladung von Boris Johnson zu einer Gartenparty in Downing Street angenommen wurde.

Wird die Außenministerin bedrängt, der Ukraine militärisch beizustehen, dann empfehlen wir einen Kunstgriff, der gerade vom emeritierten Papst Benedikt geschickt eingesetzt wurde: Zunächst irgendeinen Schwachsinn verzapfen – etwa warum die Bundesregierung keine Waffeln an die Ukraine liefert, auch nicht zu Selbstverteidigung, und dann eingestehen, dass es sich um einen Fehler bei der Redaktion handelte!

Wie die Außenministerin dann allerdings erklären soll, warum die Bundesregierung im Jahr 2020 Rüstungsexporte für mehr als eine Milliarde Euro an Länder genehmigte, die in die Konflikte im Jemen oder in Libyen verwickelt sind, dafür ist uns noch keine passende Benimmregel eingefallen. Kann ja noch werden.

In der nächsten Folgen lesen Sie: Benimmregeln für Superreiche


Ukraine-Krise: Ursache Mundgeruch?

Nichts deutet in der Ukraine-Krise derzeit auf eine Annäherung zwischen Putin und dem Westen hin. Warum sonst, so fragt sich die internationale Presse irritiert, empfängt Putin seine Staatsgäste an diesem megalangen, ovalen weißen Tisch?

Nicht einmal ein Mineralwasser wurde Macron serviert …

Zuletzt war das zu beobachten beim Gespräch mit Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron. Wenn es nicht unüberbrückbare Differenzen in der Sache sind, kann es eigentlich nur am Mundgeruch des russischen Präsidenten liegen?

Man darf gespannt sein: Am 15. Februar wird Kanzler Scholz bei Putin vorsprechen. Unsere Empfehlung für ein Gastgeschenk an Putin, zusätzlich zu einem Jahresabonnement der Apotheken-Umschau: Sankt Bernhard Atemfrisch Kapseln.

Dann kann Putin seine Truppen von der ukrainischen Grenze wieder beruhigt abziehen und seine Gäste in der Sofagruppe empfangen.


Bauknecht weiß, was Frauen wünschen. Über Werbesprech

Werbung für Produkte aus der Welt des Warenkonsums galt im real vegetierenden Sozialismus als pfui. Trotzdem gab es auch im Arbeiter- und Bauernstaat Werbung. Sie war nur anders, nicht so lustig und gerne mit politischer Agitation und Propaganda verknüpft. Wer das genauer wissen will, dem sei die Lektüre von „Sabine Randhage: Werbung im Sozialismus. Eine vergleichende Analyse ostdeutscher Werbesprache“ empfohlen (Hallo Frau Randhage: Für diese Werbung bitte ich um ein Honorar von 500 Euro auf mein Konto!). Wir, die wir in der kapitalistischen Konsumgesellschaft leben, können der Werbeflut nicht entkommen. Vielleicht sollte man nicht zu viel über die Werbesprüche nachdenken. Es gibt geniale, dümmliche, sinnfreie, sexistische und zweideutige Werbeslogans. Manche lassen einen ratlos zurück, andere bieten sich für eine ironische oder obszöne Umdeutung an.

Schauen wir uns ein paar Beispiele an. „Gilette – Für das beste im Mann“ – müsste das nicht heißen „am Mann“? Seit wann rasiert sich der Mann innen? Andererseits: „Für das beste am Mann“ könnte Anlass für nicht ganz jugendfreie Interpretationen bieten. Douglas, die Drogeriekette für chemische Kampfstoffe, warb mit dem Slogan „Come in and find out“ – was von nicht ganz sprachsicheren Kundinnen verstanden wurde als „Komm rein und find wieder raus“. Der klebrige Schokoriegel Mars ist Schuld daran, dass immer noch kein Endlager für abgebrannte Atombrennstäbe gefunden werden konnte und dass die Idee, das ganze Zeug auf dem Mars zu deponieren, verworfen werden musste, denn „Mars bringt verbrauchte Energie sofort zurück“.

An Dämlichkeit kaum zu übertreffen sind Werbesprüche für Autos. Audi: „Driven by instinct“ – also triebgesteuert, oder wie? Daimler-Chrysler, die jetzt wieder Mercedes heißen: „Answers for questions to come“ – das ist so richtig wie nichtssagend. Renault: „Créateur d´automobiles“ – der Autobauer wirbt damit, dass er Autos baut. „Erst Haha, dann Aha“ – vom Autobauer Opel wohl der Versuch, das Spießerimage zu entkräften („Jeder Popel fährt ´nen Opel“).

Leid tun kann einem dagegen die Zigarettenindustrie, die gegen die weitgehende Verbannung der Raucher und Raucherinnen auf Balkone, zugige Bahnsteige (nur in den gekennzeichneten Flächen!) oder in die Außengastronomie anstinken muss: „Come to where the flavor is“. Der Marlboro-Cowboy wurde im zarten Alter von 51 Jahren beim Zigarettenholen vom Pferd geschossen. Oder hatte er etwa zu viel vom „Duft der großen weiten Welt“ (Peter Stuyvesant) eingeatmet? Tatsächlich starb er an Lungenkrebs. Jedenfalls musste er nicht mehr „meilenweit für eine Camel-Filter“ gehen. Nicht durchgesetzt hat sich der Slogan: „Wer Reval raucht, der frisst auch kleine Kinder“ (Autor unbekannt).

„Hoffentlich ist es Beton“ – als der BNS (Betonverbund NordSchwarzwald GmbH) diesen Werbespruch in die Welt setzte, hat er wohl nicht damit gerechnet, dass dies der letzte Wunsch Lebensmüder vor dem Sprung aus dem achten Stock werden würde.

Jetzt haben wir noch gar nicht über das unerschöpfliche Feld der Lebensmittel-, Alkohol-, Kosmetika- und Süßwarenwerbung („Mann, sind die dick, Mann“) gesprochen. Vielleicht beim nächsten Mal. Heute wollen wir es dabei belassen und mit einem Lob enden, nämlich mit dem Hinweis auf die grundsolide, biedere, patriotische und ganz und gar nicht affige Werbung des Unterwäschefabrikanten Wolfgang Grupp aus Burladingen: „Nur beste deutsche Qualität“. Das reicht doch.