Nach Jogi kommt Hansi

Nein, wir reden nicht von Wellensittichen. Es geht um den neuen Trainer der deutschen Fußballnationalmannschaft. Nach Bundeskanzler*in immerhin die zweitwichtigste Position in Deutschland. Jemand, der oder die Deutschland auf der ganzen Welt repräsentiert. Neue/r Bundestrainer*in und Nachfolger*in von Joachim (= Jogi) Löw wird Hans-Dieter (= Hansi) Flick (Anmerkung am Rande: Ich möchte vorschlagen, im weiteren Verlauf dieses Textes auf das Gendern zu verzichten. Oder mag sich jemand ernsthaft vorstellen, der Deutsche Fußballbund DFB könnte in Erwägung ziehen, eine Frau als Nachfolgerin von Jogi Löw zu berufen? Ne, oder?). Neben der Tatsache, männlichen Geschlechts zu sein, ist offenbar eine wichtige Voraussetzung für das Amt, dass er durch ein angehängtes „i“ an seinen Namen schon mal von vornherein Sympathieträger ist. Wer Hansi heißt, muss irgendwie ein lieber Kerl sein. Es gab auf dem Posten auch schon mal einen Rudi (Völler, der mit der Vokuhila-Frisur) und einen Berti (Vogts). „Die Realität ist anders als die Wirklichkeit“ – hat der Berti mal gesagt. Der, also der Berti, hat 1978 bei der WM in Argentinien, wo die Militärdiktatur gerade Tausende von Regimegegnern verhaften, foltern und töten ließ, gemeint: „Argentinien ist ein Land, in dem Ordnung herrscht. Ich habe keinen einzigen politischen Gefangenen gesehen.“ Diese Sehschwäche konnte auch bei einem anderen ehemaligen Bundestrainer beobachtet werden. Der „Kaiser“ Franz Beckenbauer, Träger des Bundesverdienstkreuzes, hat in Katar keine Sklavenarbeiter gesehen: „Ich habe noch keinen einzigen Sklaven in Katar gesehen. Ich weiß nicht, woher diese Berichte kommen. Ich war schon oft in Katar und habe deshalb ein anderes Bild, das glaube ich realistischer ist.“ Die Realität von Franz Beckenbauer ist demnach auch anders als die Wirklichkeit.

2022 findet die Fußballweltmeisterschaft in Katar statt. Ob Hansi Flick auch blinde Flecken hat, wenn es um das politische Umfeld geht, in dem Fußball nun mal stattfindet, wissen wir nicht. Das Jahresgehalt des Bundestrainers beträgt um die drei Mio. Euro, dazu kommen noch Werbeeinnahmen in etwa doppelter Höhe. Da kann einem schon mal schummrig vor Augen werden.


Gewinne, Gewinne, Gewinne – Werbung ist…

Diesen Beitrag des Bloggers mhmedia möchte ich meinen Followern zur Lektüre empfehlen – vielleicht hilft er, vor dem Kauf des nächsten nicht wirklich nötigen Artikels innezuhalten und stattdessen den Kaufpreis an eine der Hilfsorganisationen zu spenden, die Flüchtlinge aus dem Mittelmeer retten …

mhblog

Das Leben ist absurd und vieles in der Wirtschaft ist mehr als absurd, wie z.B. der Handel mit Derivaten. (1) Eine wirklich, wirklich absurder Teil des Kapitalismus ist die alles durchdringende Werbung, die uns mit Anzeigen, Flyer, Filme, Plakate und jede Menge anderes Zeug anschreit und seufzend um flüchtige Aufmerksamkeit buhlt. Sie will manipulieren, einen Kaufreflex auszulösen. Mit Hilfe von dummen Bildern.

Zum Beispiel: Die Produktion von Erdbeerjoghurt, der von einer hübschen Frau in ihrer Küche hergestellt wird , mit schöneren Erdbeeren, in einer Holzschüssel, in aller Ruhe und ganz alleine.

Werbung ist der Handlanger des Kapitalismus. Wir müssen Konsumieren, am Besten auf Pump. Immer mehr besitzen und anhäufen, bis jeder Raum und jeder Schrank voll ist mit nutzlosen Produkten. Schauen Sie ruhig mal bei sich in den Schrank oder in die Kommode. Unternehmen, die etwas herstellen, müssen diese verkaufen um Geld zu verdienen. Um die Produkte an den Mann…

Ursprünglichen Post anzeigen 1.210 weitere Wörter


Profitmaximierung mit Krankheit: Wie krank ist das denn?

Krankenhäuser gehören zur öffentlichen Daseinsvorsorge. Sie werden in der Regel von Kommunen und freigemeinnützigen Einrichtungen betrieben, zunehmend aber auch von kommerziellen Trägern. Die Privatisierung im Gesundheitswesen hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Deutschland hat weltweit eine der höchsten Anteile an privatisierten Krankenhausbetten.

Mit dem Betrieb von Krankenhäusern kann man offenbar richtig fette Gewinne machen. Während kommunale und freigemeinnützige Krankenhäuser ums wirtschaftliche Überleben kämpfen, konnten private Krankenhausträger sogar in Coronazeiten Umsatz und Profit steigern. Die Krankenhausgesellschaft Helios, mit 89 Häusern der größte private Krankenhausbetreiber in Deutschland, ist über die Muttergesellschaft Fresenius als DAX-Unternehmen an der Börse notiert. Allein das Helios-Klinikum München hat im letzten Jahr 20 Mio. Euro Gewinn gemacht. Der Gewinn vor Steuern für alle 89 Kliniken der Gesellschaft betrug 2020 600 Mio. Euro (Quelle: Die Zeit vom 12.05.2021) . Bei der Hauptversammlung von Fresenius an 20.05.2021 konnten sich die Aktionäre über eine schöne Dividende freuen: 1,34 Euro pro Aktie für 2020. 2019 waren es noch 1,20 Euro.

Was daran schlecht sein soll? Das sollte man mal das medizinische Personal fragen, denn da wird kräftig gekürzt. Für die hohen Gewinne der privaten Klinikbetreiber gibt es vor allem zwei Gründe: Einsparungen beim Personal und Staatsknete für die Aufstockung der Intensivbetten wie bei der Helios-Gruppe von 900 auf 1.500. „Von verschiedenen Ärzten wird den Helios-Kliniken vorgeworfen, dass Personal auf Kosten von Menschenleben eingespart wird. Zum Teil müssten Notfälle abgelehnt werden, weil kein Personal vorhanden sei. Trotzdem ist geplant, bis zu zehn Prozent der Arztstellen im Konzern abzubauen. Obwohl der Gewinn von 2019 auf 2020 um 43 Prozent gesteigert werden konnte, wird durch die geplanten Kündigungen den Anteilseignern eine noch höhere Dividende in Aussicht gestellt.“ (zit. nach Wikipedia, abgerufen am 23.05.2021). Diese Aussage wird von Fresenius-Chef Stephan Sturm unverblümt bestätigt: „Es werde eine gezielte Verringerung von Arztkapazitäten geben. Das sei notwendig, um unsere Profitabilität zu sichern“ (Die Zeit vom 12.05.2021). Mehr muss man dazu eigentlich nicht erläutern. Dazu kommen die staatlichen Corona-Hilfen. Dank der von Gesundheitsminister Spahn erfundenen Freihalteprämie konnten die Helios-Kliniken durch die Aufstockung von Intensivbetten ordentlich staatliche Corona-Hilfen abgreifen, nämlich 740 Mio. Euro – trotz weniger Behandlungen im Jahr 2020.

Die taz kam schon im November 2018 zu folgender Schlussfolgerung: „In einfachen Worten kann man das so dechiffrieren: Nicht mehr der Kranke ist Gegenstand der Medizin, der Heilkunst, sondern die Krankheit ist Gegenstand eines Programms; um es genau zu sagen: eines profitablen Wirtschaftsprogramms. Das ist die Konkretion der Verwandlung des Gesundheitswesens in eine Gesundheitswirtschaft.“

Das war 2018 richtig und ist im Mai 2021 offenbar noch richtiger.


Freiheit! Ist die wichtig oder kann die weg?

Kaum ein Begriff wird in diesen Tagen so strapaziert wie der der Freiheit. Corona macht´s möglich. Jetzt, wo vom Lockdown gelockert wird und die Einschränkungen der bürgerlichen Freiheitsrechte aufgehoben werden, wenn auch scheibchenweise, tönt allenthalben Jubel: Endlich wieder Biergarten! Nach Malle fliegen! Party machen!

Nichts gegen Biergärten, aber ist es das, wofür die französische Revolution gekämpft und was uns die Aufklärung versprochen hat? „Freiheit in meiner Sprache heißt Libertà!“ – so beginnt eines der schönsten Lieder der kürzlich verstorbenen Sängerin Milva. Bei Westernhagen heißt es: „Freiheit ist die einzige, die fehlt“. Jede/r meint offenbar etwas anderes, wenn von Freiheit die Rede ist.

Der Begriff Freiheit ist vielschichtig. Das Freiheitsverständnis der FDP, die für sich in Anspruch nimmt, als einzige politische Partei die wahren Freiheits- und Bürgerrechte zu vertreten, dabei aber in erster Linie an die Freiheit der Besserverdienenden denkt, muss man nicht unbedingt zum Maßstab nehmen. Andere wiederum reklamieren für sich individuelle Freiheitsrechte ohne Rücksicht auf die Belange des Gemeinwohls. „Freie Fahrt für freie Bürger“ war, glaube ich, mal ein von CDU und ADAC gemeinsam vertretener Slogan, um die ungebremste Raserei auf deutschen Straßen zu rechtfertigen. Freiheit eben.

Der Brockhaus (Hinweis für die Jugend: das ist so eine Art Wikipedia, nur gedruckt und in dicke Bücher gebunden) behandelt Freiheit als Schlüsselbegriff über mehrere Seiten und erläutert ihn unter philosophischen, neurowissenschaftlichen, politischen, rechtlichen und theologischen Aspekten. Das muss man nicht alles lesen oder verstehen, aber zwei Dimensionen von Freiheit seien hier erwähnt: Die negative Freiheit meint die Freiheit von Gewalt, politischer Unterdrückung, Hunger, Armut als äußere Faktoren, aber auch die Abwesenheit von inneren Blockaden wie z.B. Drogenabhängigkeit. Demgegenüber steht die positive Freiheit, also die Freiheit, autonom zwischen verschiedenen Handlungsoptionen entscheiden zu können (heimischer Biergarten oder Ballermann). Was so nicht im Brockhaus steht: Wer das Pech hat, unter Gewalt, Armut, politischer Verfolgung etc. zu leben, dessen Wahlmöglichkeiten im Sinne einer positiven Freiheit reduzieren sich auf den Kampf ums tägliche Überleben. Nix mit Biergarten, Malle, Party.

Eine zweite Dimension, die mir erwähnenswert erscheint, ist die Diskussion aus neurowissenschaftlicher Perspektive. Eine – wenn auch umstrittene – Theorie besagt, dass unsere Bewusstseinsleistungen und unsere Handlungen auf neuronalen Aktivitäten bestimmter Hirnareale beruhen, die von äußeren Reizen determiniert werden. Zu Ende gedacht bedeutet dies, dass wir keine freien Entscheidungen treffen (können), sondern alle Gefühle, Erfahrungen und Entscheidungen auf biochemischen datenprozessierten Algorithmen beruhen. Diese Auffassung von einem algorithmischen Determinismus des menschlichen Handelns vertritt übrigens der vielgelobte Yuval Harari in seinem Buch „Homo Deus: Eine Geschichte von Morgen“. Die logische und auch erschreckende Konsequenz aus einem solchen reduktionistischen Menschenbild, folgt man der Argumentation von Harari, ist der Verzicht auf die Demokratie: „Was hat es für einen Zweck, demokratische Wahlen abzuhalten, wenn Algorithmen wissen, wie jede Person abstimmen wird, und wenn sie auch die exakten neurologischen Ursachen dafür kennen, weshalb eine Person die Demokraten wählt und eine andere die Republikaner?“

In diesem Land wurde im Kontext der Corona-Pandemie bereits von der totalen Abschaffung der demokratischen Freiheiten und vom Schreckgespenst einer totalitären Diktatur schwadroniert, jedoch aus ganz anderen Motiven und Argumentationsmustern als denen von Harari. Eine kritische Sicht auf die von der Regierung verordneten Maßnahmen, die zur Eindämmung der Pandemie dienen sollten, ist angebracht. Nicht alles, was uns in den letzten 15 Monaten abverlangt wurde, hat sich als planvoll und wirksam im Hinblick auf die Pandemiebekämpfung erwiesen. Und für viele Menschen wie etwa Freiberufler, Gastronomen und Kulturschaffende hatten und haben die Einschränkungen eine Bedrohung ihrer wirtschaftlichen Existenz mit sich gebracht. Deren berechtigte Sorge um ihre Zukunft wurde von dem hysterischen Geschrei der Verschwörungsanhänger übertönt.

Was uns die Krise vielleicht ganz neu ins Bewusstsein gerufen hat: Wir leben in einer freiheitlichen demokratischen Gesellschaft. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Und es ist längst nicht alles gut in diesem System. Die Demokratie ist stabil, aber nicht ungefährdet. Die Gefahr droht von rechts, von AfD, Neuen Rechten und gewaltbereiten Neonazis. Angriffe auf Pressevertreter, der Ausschluss von kritischen Medien aus Veranstaltungen der Rechten, die Ereignisse unter der Trump-Regierung in den USA, die Verfolgung kritischer Medien in der Türkei und anderswo zeigen, dass die Pressefreiheit bedroht ist. Auf der Rangliste von Reporter ohne Grenzen ist Deutschland bei der Pressefreiheit auf Platz 13 abgerutscht und damit nur noch mit zufriedenstellend bewertet. Auch um die Meinungsfreiheit war es schon mal besser bestellt: Eine übertriebene political correctness und rigorose cancel culture will unbequeme Meinungen zum Schweigen bringen. „Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden“ – so Rosa Luxemburg 1918.

Schön und gut, wenn wir nun bald wieder unsere verbrieften bürgerlichen Freiheitsrechte uneingeschränkt wahrnehmen können. Was es wirklich bedeutet, in Unfreiheit zu leben, sehen wir in den alltäglichen Nachrichten aus Myanmar, Afghanistan, der Türkei, Belarus, Russland, Nordkorea, usw. Von Meinungsfreiheit, Gewissensfreiheit, Pressefreiheit, Glaubensfreiheit, die für uns so selbstverständlich sind, können Menschen in diesen Ländern nur träumen. Darüber sollten wir mal reden, gerne beim nächsten Hock im Biergarten, bei der „Querdenker“-Demo oder mit der Sitznachbarin / dem Sitznachbarn auf dem Flug nach Mallorca.


Eine bessere Welt ist möglich

Ist die Welt heute besser oder schlechter als früher? Haben wir die finstersten Kapitel der Menschheitsgeschichte (Holocaust, zwei Weltkriege, Sklaverei, Pest, Völkermord) hinter uns oder kommt es noch schlimmer? Sollen wir dem Moralisten Kant mit seinem kategorischen Imperativ oder dem Amoralisten Nietzsche glauben, wenn wir den Zustand der Welt und das menschliche Handeln betrachten?

Über den aktuellen Zustand der Welt zu schreiben, macht hilflos, wütend und traurig. Ein Blick auf die Nachrichten der letzten Tage und Wochen: Wieder mehrere hundert Flüchtlinge bei der Flucht über das Mittelmeer ertrunken. Das Aufnahmelager in Lampedusa platzt erneut aus allen Nähten, wie schon 2015/2016. Europa kann sich nicht auf eine humane Flüchtlingspolitik und auf Aufnahmequoten einigen. Im Nahostkonflikt eskaliert die Gewalt, es droht eine dritte Intifada. Hamas und israelisches Militär beschießen sich gegenseitig mit Raketen, zum Leidwesen der Zivilbevölkerung. Die Gewalt in Afghanistan nimmt weiter zu und eskaliert bei einem Terroranschlag auf eine Schule in Kabul mit 70 Toten und 100 Verletzten, darunter viele Kinder. Mehr als 400.000 Corona-Neuinfektionen an nur einem Tag in Indien. Die Krematorien schaffen die Verbrennungen nicht. Myanmar steht kurz vor dem Bürgerkrieg. Die Militärjunta erschießt gezielt Demonstranten. Es formiert sich bewaffneter Widerstand. In Kasan in Russland sterben sieben Menschen bei einem bewaffneten Angriff auf eine Schule. Deutschland weigert sich, den Atomwaffenverbotsvertrag zu unterschreiben. Die Klimaziele von Paris werden bei den derzeitigen halbherzigen Maßnahmen verfehlt; die Erderwärmung wird nach Prognosen des Climate Action Tracker bis 2100 auf 3 bis 4 % ansteigen. Weltweit steigen die Ausgaben für Rüstung, während gleichzeitig die Zahl der absolut Armen und Hungernden wieder zunimmt.

Wem das noch nicht reicht, der oder die darf die Liste der Hiobsbotschaften und Untergangsszenarien gerne fortsetzen. Anschauungsmaterial dafür findet sich zu Genüge in der großen und kleinen Politik bis hinein in die unmittelbare Nachbarschaft. Ökologischer Raubbau im Amazonasgebiet, Massentierhaltung in deutschen Zuchtbetrieben, Kindesmissbrauch, Betonkopfdenken im Vatikan, zunehmender Rechtsradikalismus und Antisemitismus in Deutschland, Verschwörungsgeschwurbel rechter Publizisten, usw. 

Wie hält man das aus? Wie geht man damit um? Wegschauen und den Grill anwerfen? Musikantenstadl im Fernsehen einschalten? Den neuesten Bestseller aus der Reihe „Positiv denken“ bestellen? An einem online-Kurs in Lachyoga teilnehmen? In Depression und Melancholie verfallen? Der misanthropische Philosoph und ewige Pessimist Artur Schopenhauer soll gesagt haben „Seit ich die Menschen kenne, liebe ich die Tiere“. Er glaubte nicht an den moralischen Fortschritt der Menschheit und war sich zumindest darin mit Nietzsche einig. Andererseits soll Schopenhauer auch gesagt haben: „Wir sind nicht nur für das verantwortlich, was wir tun, sondern auch für das, was wir widerspruchslos hinnehmen.“ Wenn das kein Aufruf zum politischen Widerstand ist! Das setzt allerdings voraus, dass wir empfindsam bleiben für die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Fehlentwicklungen und uns nicht ins Private zurückziehen. Das „sich empören“ über gesellschaftliche Missstände wird gerne einem naiven jugendlichen Enthusiasmus a la „Fridays for Future“ zugeschrieben. Dass das keine Frage des Alters ist, hat uns der französische Widerstandskämpfer Stéphane Hessel gezeigt. 2010, im Alter von 93 Jahren, hat er sein vielbeachtetes Essay „Indignez-vous!“ (Empört Euch!) geschrieben.

Ist also eine bessere Welt möglich? Ja, meint der streitbare Soziologe Harald Welzer: „Utopischer Realismus ist das Entwerfen einer modernen Gesellschaft, die aufgehört hat, ihre eigenen Voraussetzungen zu konsumieren. Das Apollo-Projekt des 21. Jahrhunderts ist nicht die Besiedelung von Mond und Mars, es ist: eine andere Welt möglich zu machen.“

Wir können schon heute damit anfangen.


Wie wollen wir leben? Der alternative Wahl-O-Mat

2021 darf wieder viel gewählt werden. Außer der Bundestagswahl im September wird in sechs Bundesländern gewählt. Zwei haben das schon erledigt: Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Die Bundeszentrale für Politische Bildung bietet wieder das interaktive Wahltool Wahl-O-Mat an. Gibt´s natürlich auch als App für´s Smartphone.

Der Nachteil dieses inzwischen von vielen Menschen genutzten Instruments: Die wirklich wichtigen und relevanten Fragen und Streitthemen werden gar nicht abgefragt. Nur so langweilige Sachen wie: Reduzierung des CO2-Ausstoßes, mehr Geld für Rüstung, Abschaffung des Euro, und so weiter.

Neben dem offiziellen Fragenkatalog bieten wir hier die Möglichkeit, sich zu weiteren schwer relevanten Zukunftsfragen eine Meinung zu bilden. Bitte die Tabelle ausschneiden, ausfüllen und an den Verfasser des Blogs zurückschicken (Wir werden Ihre Antworten selbstverständlich unter Missachtung des Datenschutzes an den Verfassungsschutz weiterleiten). Unter den ersten 1000 Teilnehmern verlosen wir drei attraktive Preise: Erster Preis: Das neue Buch von Michael Grandt über die Klimahysterie, erschienen im Kopp-Verlag (würg): Kommt die Klimadiktatur? Zweiter Preis: Eine gebrauchte Zahnspange von Greta Thunberg. Dritter Preis: Ein Besuch in der Redaktion dieses Blogs mit der Möglichkeit, den Blogger Jürgen Lieser persönlich kennenzulernen und zu beschimpfen.

…………………………………………………….. hier absägen ………………………………………………………………………………..

Wie stehen Sie, wie stehst Du zu:Stimme zuStimme nicht zuIst mir egal
Nebeneinkünfte von Bundestagsabgeordneten bis zur Höhe von 29,95 € sind offenzulegen. Bagatellbeträge über 100.000 Euro bleiben unberücksichtigt   
Einführung von „Warte warte nur ein Weilchen“ als verbindliche Warteschlangenmusik   
Betäubungslose Kastration von Autoposern   
Wiedereinführung der Todesstrafe für auf Radwegen falschparkende Lieferdienstfahrer*innen (Ausnahme: Ottoversand, da habe ich gerade was bestellt)   
Umwidmung der Nordstream-2-Pipeline zur längsten Röhrenrodelbahn der Welt   
Keine neuen Atomraketen, bevor die alten nicht verbraucht sind   
Flache Hierarchien   
Strategische Partnerschaft mit den Fidschi-Inseln   
6-wöchiges Umerziehungslager in Nordkorea für #allesdichtmachen- Schauspielerinnen und Schauspieler   
Ablösung von Regierungssprecher Seibert durch Bernd das Brot   
Absenkung des Meeresspiegels südlich des Äquators   
Friedensnobelpreis für Annegretkrampfkarrenbauer   
    
Hier Platz für weitere Vorschläge:   
    
    
    
    

Deutsches Klimaschutzgesetz: Gehe zurück auf Los

Nachdem das Bundesverfassungsgericht das bundesdeutsche Klimaschutzgesetz in die Tonne getreten hat, herrscht bei der Bundesregierung hektische Betriebsamkeit. Man will, möglichst noch vor der Bundestagswahl im Herbst, bei den Klimazielen nachjustieren und bis 2030 statt bisher 55 jetzt 65 Prozent weniger CO2 in die Atmosphäre blasen und Klimaneutralität schon bis 2045 anstreben.

Das ist lobenswert. Wir warten jetzt mal gespannt, was aus diesen Vorsätzen wird und wo wieder getrickst und gefeilscht wird, wenn es um schmerzhafte Eingriffe geht, etwa beim Flugverkehr, beim Kohleausstieg, beim Ausbau der Erneuerbaren, bei der Massentierhaltung, bei den Autoabgasen, beim Tempolimit, bei der CO2-Bepreisung, usw.

Selbst wenn die aktuellen Ziele und Versprechen von Regierungen weltweit zur Senkung der Emission von Treibhausgasen eins zu eins umgesetzt werden, reichen sie nicht aus, um die vom Pariser Klimagipfel angestrebte Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Das zeigt diese Statista-Grafik auf Basis der aktuellen Prognose des Analyseprojekts Climat Action Tracker (CAT).

Wie man sieht, klaffen Ziele und gegenwärtige Maßnahmen auseinander. Würden die Ziele und Versprechen nicht umgesetzt werden und der status quo bestehen bleiben, würde die globale Durchschnittstemperatur im Jahr 2100 sogar +2,9 Grad Celsius betragen. Bei einem optimistischen Szenario mit verstärkten Klimaschutz-Anstrengungen würde die Erderwärmung immer noch zwei Grad betragen.

Basis für die Prognose sind Daten von 32 Staaten, die zusammen für rund 80 % der globalen Emissionen verantwortlich sind.

Der Climate Action Tracker ist eine unabhängige wissenschaftliche Analyse, die die Klimaschutzmaßnahmen der Regierung verfolgt und gegen das weltweit vereinbarte Ziel des Pariser Abkommens misst, „die Erwärmung deutlich unter 2 ° C zu halten und Anstrengungen zu unternehmen, um die Erwärmung auf 1,5 ° C zu begrenzen“. In Zusammenarbeit von zwei Organisationen, Climate Analytics und New Climate Institute, bietet der CAT seit 2009 diese unabhängige Analyse politischen Entscheidungsträgern an.

(Quelle : Matthias Janson, Data Journalist, matthias.janson@statista.com)