Hier kräht der Krah: Echte Männer sind rechts, Frauen sind schlank

Die Knalltüte Maximilian Krah, ultrarechter Trump-Verschnitt, Spitzenkandidat der AfD für die Europawahl, Freund der Taliban und des Rassisten Steve Bannon, Anhänger der Aluhut-Umvolkungs-Ideologie, auch „Schampus-Max“ genannt, kämpft um sein politisches Überleben. Es läuft gerade nicht so gut für ihn, wegen der Spionage-Vorwürfe gegen seinen Mitarbeiter Jian G. Hat er nicht gewusst, sagt der Max. Das mit der Spionage. Den verhafteten Mitarbeiter hat er entlassen. Aber die AfD-Führung Weidel / Chrupalla traut sich nicht, Krah zu entlassen. Sie hält an ihrem Spitzenkandidaten für die Europawahl fest. Offenbar hat man Schiss vor Götz Kubitschek, dem rechtextremen Chefideologen der Neuen Rechten, der seine schützende Hand über Krah hält.

Mal sehen, wie lange sich Krah noch halten kann! Wäre eigentlich schade, wenn er von der politischen Bühne verschwände. Männer seines Schlages braucht das Land. Echte Männer, die rechts sind und für die Frauen schlank zu sein haben. „Feministinnen sind alle hässlich und grässlich“, so Krah beim politischen Aschermittwoch. Also Mädels: Schminkt euch ab, zieht euer Dirndl an, unterstützt eure Männer, kriegt Kinder, wählt AfD und katapultiert euch zurück ins Mittelalter! Oder wollt ihr etwa alle moderne „befreite“ Feministinnen sein – ungepflegt und mit schlechtem Lebenswandel?

Das Frauenbild der AfD …


Bezahlkarte für Flüchtlinge: So werden Vorurteile gegen Migranten geschürt

Nun ist sie da, die Bezahlkarte für Flüchtlinge. Lange wurde in der Ampel darum gestritten. Jetzt hat man sich auf eine bundesweite Einführung geeinigt. Mit ihr werden viele Erwartungen verknüpft: Sie soll Fluchtanreize verringern, für weniger Verwaltungsaufwand sorgen, Überweisungen in die Herkunftsländer oder an Schlepper verhindern. Für die der Karte nachgesagte Abschreckungswirkung gibt es keine Belege. 460 Euro im Monat sind nun wirklich nicht der größte Anreiz, nach Deutschland zu kommen. Wie viel davon wohl für Schlepper und die Familie im Heimatland übrigbleibt, wenn die Lebensmittel für den Monat gekauft sind? Es bleibt ein schaler Geschmack. Nämlich dass hier Vorurteile gegen Flüchtlinge geschürt werden. Flüchtlinge unter Generalverdacht? Das ist Gift für das Zusammenleben und Nahrung für Fremdenfeindlichkeit. Die AfD lässt grüßen.


Nie wieder ist jetzt! Eine Ansprache

Seit Januar 2024 finden im ganzen Land Demonstrationen gegen die rechtsextreme, rassistische und menschenverachtende Ideologie und Politik derAfD und ihr nahestehende Gruppierungen statt. So auch heute, am 24. März, in meiner Heimatregion, dem Hexental bei Freiburg. Die Veranstalter der Kundgebung „Nie wieder ist jetzt! Demokratie und Vielfalt erhalten!“ hatten mich um einen Redebeitrag gebeten. Hier das Manuskript der Rede (im gesprochenen Text wurde einzelne Passagen gekürzt):

Liebe Freundinnen und Freunde: Es ist an der Zeit! So heißt ein Lied von Hannes Wader, vielleicht kennt ihr es. Es ist ein Antikriegslied, und es ist heute wieder sehr aktuell – leider. Das Lied endet mit den Zeilen: Doch längst finden sich mehr und mehr Menschen bereit, diesen Krieg zu verhindern, es ist an der Zeit.

Heute ist es an der Zeit, gegen die braune Gefahr, gegen die Bedrohung durch den Rechtsextremismus aufzustehen. Die Bedrohung von rechts ist keine abstrakte Gefahr, sondern sie ist sehr real! In ganz Deutschland und in Europa beobachten wir ein Erstarken rechtsextremer Gruppierungen und faschistischer Tendenzen.

Ich bin den Organisatoren dieser Kundgebung und allen Unterstützerorganisationen dankbar, dass wir uns heute hier in Au für eine offene, tolerante, vielfältige und demokratische Gesellschaft versammeln können.

Es ist ermutigend, dass so viele Menschen, dass auch wir hier im Hexental wachsam sind und uns wehren, dass wir unsere Demokratie verteidigen. Wir – das ist jede und jeder Einzelne von uns, das ist die Zivilgesellschaft, das sind Parteien, Gewerkschaften, Kirchen, Vereine – wir alle fühlen uns verbunden mit mehr als drei Millionen Menschen, die seit Anfang Januar gegen die AfD und gegen Rechtsextremismus auf die Straßen gegangen sind – in über 900 Orten in ganz Deutschland.

Vielleicht geht es euch so wie mir: Ich laufe ungern hinter Bannern her und rufe ungern Parolen, die andere für mich formuliert haben. Unser Protest, unsere Sorge über die politischen Entwicklungen lassen sich nicht auf simple Parolen reduzieren. Es geht auch nicht darum, pauschal gegen Rechts zu protestieren, wie manche uns vorwerfen. Nein, es geht darum, auf die Gefahren aufmerksam zu machen, die vom Rechtsextremismus ausgehen! Deshalb ist es notwendig, dass wir uns zu Wort melden und nicht den Brunnenvergiftern und Feinden der Demokratie das Feld überlassen!

Wenn wir uns im schönen Hexental umschauen, dann scheint die braue Gefahr weit weg zu sein: In Thüringen oder Sachsen, in Berlin oder Stuttgart, ja sogar in Freiburg, aber doch nicht bei uns? Liebe Leute: Machen wir uns nichts vor: Auch unsere beschaulichen Kommunen sind nicht immun gegen rechtes Gedankengut! Auch für uns gilt: Wehret den Anfängen! NIE WIEDER IST JETZT!

Der AfD schaden die Proteste nicht wirklich. Ihre Zustimmungswerte sind zwar zuletzt leicht gesunken. Aber die braune Gefahr ist nicht gebannt, im Gegenteil. Im schlimmsten Fall gelingt es der AfD, auf Länderebene Regierungsverantwortung zu übernehmen – und das ist längst kein völlig unrealistisches Szenario mehr – in Thüringen, Sachsen und Brandenburg werden sie bei den Landtagswahlen dieses Jahr zur stärksten Kraft werden.

Diese Partei vertritt eine rechtsextreme Ideologie und Politik – und das völlig offen und ungeschminkt! Es ist daher eine Verharmlosung, wenn die AfD als rechtspopulistisch bezeichnet wird. Nein, die AfD ist nicht rechtspopulistisch. Sie ist nicht bürgerlich. Sie ist rechtsextrem, rassistisch und menschenverachtend. Sie ist gefährlich, weil für die AfD die Würde des Menschen antastbar ist! Nicht-Deutsche, Behinderte, Ausländer, Queere, Andersgläubige – sie alle sollen nach den Vorstellungen der AfD verschwinden, ausgeschlossen werden, wenn es sein muss, gewaltsam deportiert werden. Das hatten schon mal, das wollen wir nicht wieder! NIE WIEDER IST JETZT!

In der Badischen Zeitung lese ich, dass die Freiburger AfD sich darüber beklagt, das gesellschaftliche Klima sei durch linke Propaganda und Falschinformationen vergiftet. Was für eine groteske Verdrehung der Tatsachen! Vielleicht sollte man die Freiburger AfD daran erinnern, was führende Köpfe ihrer Partei an hetzerischen und vergifteten Parolen verbreiten: 

Maximilian Krah, genannt „Shampus-Max“, der gegen Flüchtlinge hetzt und der selbst bei der AfD als Rechtsaußen gilt und der vor allem auf TikTok seine homophoben Thesen verbreitet, und erklärt, dass Frauen an den Herd gehören und Kinder kriegen sollen, Beatrix von Storch, die den Einsatz von Schuss-waffen gegen Geflüchtete forderte, Alexander „Vogelschiss“ Gauland, der stolz ist auf die Leistungen deutscher Soldaten in zwei Weltkriegen, Jens Maier, der den Massenmord des norwegischen Rechtsterroristen Anders Breivik rechtfertigt, und der lupenreine Faschist und Möchtegern Adolf Björn Höcke, der offen auf eine am Nationalsozialismus orientierte Gewaltherr-schaft zielt und von einem großangelegten „Remigrationsprojekt“ träumt, bei dem man nicht um „wohltemperierte Grausamkeit“ herumkommen würde …

Es besteht kein Zweifel daran, was uns droht, wenn die AfD das Sagen hat: Einschränkung der Pressefreiheit und Kontrolle der Medien, Maßnahmen gegen Geflüchtete, Ausgrenzung und Verfolgung von Andersdenkenden, Besetzung von Spitzenpositionen in den Behörden mit eigenen Leuten, Beschränkung des Verfassungsschutzes, Aufhebung von Maßnahmen für den Klima- und Umweltschutz, Streichung der Förderungen für zivilgesellschaftliche Initiativen, usw.

Liebe Freundinnen und Freunde: Niemand soll später sagen, wir hätten nicht gewusst, was diese Partei plant.

Es wäre aber zu einfach, das, was wir heute erleben, als Blaupause des Dritten Reiches zu verstehen, auch wenn Äußerungen der Rechtsextremen so klingen. „Es ist ein neuer Hass, es ist eine neue Hetze, eine neue Niedertracht und ein neues, immer noch gleichfalls dummes, ungebildetes, unaufgeklärtes Böses“ (Claus Eurich). Deshalb bin ich vorsichtig mit dem Nazi-Vergleich.

Es gibt noch etwas, das uns Sorgen machen sollte: Es ist ja nicht allein die von der AfD offen vertretene rechtsextremistische Ideologie. Wir sehen eine Diskursverschiebung nach rechts auch bei Parteien, die sich zum demokratischen Spektrum zählen, die aber zunehmend rechte Positionen übernehmen – und das nicht nur beim politischen Aschermittwoch. Ich meine damit zum Beispiel die Verschärfung der Migrations- und Asylpolitik, ich meine die Legende vom massenhaften Sozialmissbrauch, womit Vorurteile gegen Bürgergeldempfänger geschürt werden, ich meine die grassierende Kriegsrhetorik, die unser Land und damit uns alle kriegstauglich machen soll. 

Seien wir ehrlich: Wie anfällig sind wir, auch ohne AfD-Anhänger zu sein, wenn es um unsere eigenen materiellen Besitzstände geht? Wenn unser Wohlstand und unser Lebensstandard in Frage gestellt sind? Wie steht es mit unserer Willkommenskultur für Geflüchtete, wenn wir dafür materielle Abstriche in Kauf nehmen müssen? Wie stabil oder wie gefährdet ist der zivilisatorische Konsens, der uns davor bewahrt, Hass, Missgunst und Neid auf angebliche Sündenböcke zu richten, auf Migranten, Juden, alte weiße Männer, Lesben, Schwule, Bisexuelle, Klimasünder?

Liebe Freundinnen und Freunde: Demonstrieren ist gut, reicht aber nicht. Es reicht nicht, einmal zur Demo zu gehen und ein Schild hochzuhalten Es braucht einen langen Atem und kontinuierlichen Widerstand, um den braunen Sumpf trockenzulegen. Diese Ideologie darf sich nicht durchsetzen. Wir müssen als Demokratinnen und Demokraten dagegenhalten. Zeigen wir klare Kante und Zivilcourage, in den Betrieben, in der Schule, im Verein, in der Glaubensgemeinschaft – wo immer wir im Alltag den dummen Sprüchen begegnen, die oft so harmlos daherkommen, nach dem Motto: Man wird ja mal fragen dürfen…

Zum Schluss: Geht am 9. Juni wählen und erteilt mit eurer Stimmabgabe den Kandidaten und Parteien mit rechtsextremem Gedankengut eine Absage. Setzt mit uns gemeinsam ein Zeichen für Freiheit, Toleranz und Vielfalt! In unserer Gesellschaft soll kein Platz sein für Spaltung, Hass und Hetze.

Nicht wählen zu gehen, hilft den Parteien, die mit aggressiven Parolen ihre Unterstützer mobilisieren. Geht daher bitte wählen und gebt bei der Kreistags- und Europawahl eure Stimmen Parteien, von denen ihr wisst, dass sie unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung mittragen.

Bei aller berechtigten Kritik an der Regierung: Jetzt heißt es gegen die Rechtsextremisten zusammenzustehen!

Vielen Dank


Lustige Kriegspropaganda im Kinderkanal: Ich bin ein (M)Arschflugkörper, hahaha!

Wir haben begriffen: Deutschland muss kriegstauglich werden! So der vorherrschende, wenig widersprochene Tenor in Medien, Talkshows, Bundestagsdebatten. Und hallo, ihr lieben Kleinen: Das gilt auch für euch!! Wenn Mama schon mal Notvorräte im Keller anlegt und Papa im Garten einen Schutzbunker baut, wenn Oma und Opa an die Bundeswehr spenden statt an Brot für die Welt oder Caritas, dann könnt ihr nicht weiter mit eurer Playmobil-Feuerwehr oder eurem Barbie-Modepüppchen spielen, als wenn nichts wäre. Nein: Jetzt wird aufgerüstet! Kriegsspielzeug gehört wieder in alle Kinderzimmer! Endlich dürft ihr wieder „Peng, du bist tot“ spielen, ohne dass die Kita-Tante im Stuhlkreis wieder gewaltfreie Kommunikation mit euch übt. Ihr dürft wieder im Sandkasten Krieg spielen und die Sandburg der blöden Susi zerstören. Abends vor dem Schlafengehen gibt es dann statt Sandmännchen im ZDF-Kinderprogramm „logo!“ dieses lustige Video über die „krasse Reichweite des Taurus-Marschflugkörpers“:

So schafft man kindgerechte Medienkompetenz, wie Günter Herkel in einem am 7. März bei verd.i veröffentlichen Artikel über Die „Militarisierung der Medien“ süffisant schreibt.

https://mmm.verdi.de/meinung/die-militarisierung-der-medien-95557

Kindersendungen als Kriegspropaganda: Soweit sind wir also schon. Wer nicht in den allgemeinen Sound der Kriegsrhetorik – „mehr Waffen, bessere Waffen, mehr Munition, damit die Ukraine den Krieg gewinnt“ – einstimmt, wird als Putin-Versteher diffamiert oder als realitätsferner Pazifismusträumer belächelt. In der kürzlichen Bundestagsdebatte über die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern hat es der SPD-Abgeordnete Rolf Mützenich gewagt zu sagen, man möge doch nicht nur darüber nachdenken, wie man einen Krieg führt, sondern auch, wie man ihn einfrieren und danach beenden könnte. Das brachte ihm nicht nur verständnisloses Kopfschütteln von Außenministerin Annalena Baerbock ein, sondern auch eine üble Beleidigung durch den ukrainischen Ex-Botschafter und heutigen Stellvertreter des ukrainischen Außenministers Andrij Melnyk, der Mützenich als den „widerlichsten Politiker Deutschlands“ bezeichnete.

Herr Melnyk: Sie sind offenbar nicht der kompetenteste Politiker der Ukraine.





















Sign my rocket. Oder: Wie wir lernen, die Bombe zu lieben

Schon gemerkt? Politiker gefallen sich zunehmend darin, Raketen, Haubitzen, Panzerkanonen zu streicheln. Und wir wollen hier nicht mit dem lächerlichen „Phallus-Symbol“-Hinweis kommen. Vielleicht im Falle von Putin, ok.

Mit glänzenden Augen ehrfurchtsvoll bei Rheinmetall glänzende Geschosse berühren – wie sich das wohl anfühlt? Der Kanzler tut es, die Grünen tun es, die FDP sowieso. Die CDU natürlich auch. Die SPD weiß noch nicht so recht, Saskia Esken und Rolf Mützenich sind dagegen, die Linke ist dagegen, die AfD auch. Der Kanzler neulich in seiner Videobotschaft: „Die wichtigsten Waffensysteme und vor allem auch Munition müssen kontinuierlich vom Band laufen.“ Der Grüne Anton Hofreiter (der fesche Toni mit der 60er-Jahre-Frisur) und die FDP-Tante und Talkshow-Königin MAS (man möchte den Namen eigentlich nicht mehr hören, aber sie quatscht einfach in jedes Mikro, das man ihr hinhält oder das einfach nur rumsteht): Die Beiden jedenfalls fordern in trauter Zweisamkeit den Taurus für die Ukraine.

Die zentrale Frage der Talkshows lautet in diesen Tagen: Butter oder Kanonen? Meinetwegen auch „Rente oder Rüstung“, um nicht den Nazisprech von Goebbels zu benutzen. Damit wir die nötige Aufrüstung finanzieren können, müsse der Sozialstaat Leistungen kürzen. Das meinte Clemens Fuest, Präsident des Wirtschaftsforschungsinstituts IFO, kürzlich bei Maybrit Illner. Der Finanzminister freut sich und haut in der gleichen Sendung in die gleiche Kerbe: Die Sozialleistungen müssen für drei Jahre lang eingefroren werden. Böse Zungen behaupten, für Lindner sei der Ukrainekrieg willkommener Anlass, Sozialleistungen in Frage zu stellen. Die sollen mal arbeiten gehen! Leistung muss sich wieder lohnen! Lindner hat seinen ersten Porsche doch auch mit 20 gekauft! Auch Kanzler Scholz verkündet, dass wir, um den Wehr­etat zu finanzieren, an anderer Stelle kürzen müssen.

Also Umverteilung vom Sozialetat in den Rüstungshaushalt? Weil beides – hohe Sozialleistungen und Aufrüstung – nicht gleichzeitig finanzierbar sei? Die TAZ  bestreitet diese Annahme und schreibt am 26.02.24 unter der Überschrift „Angriff auf den Sozialstaat“: „Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass sich Aufrüstung und Sozialstaat nicht gegenseitig ausschließen müssen. Im Kalten Krieg gab die BRD für den Wehretat zu Spitzenzeiten fast 5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. Trotzdem wurde damals der Sozialstaat rapide ausgebaut. Es ist offensichtlich also möglich, sowohl einen aufgeblähten Militärapparat als auch einen starken Sozialstaat zu finanzieren, ohne dass wir bluten müssen.“

Wir wissen nicht, wer recht hat: Clemens Fuest oder die TAZ. Ob also die für notwendig erachtete militärische Aufrüstung nur durch Kürzungen im sozialen Bereich möglich sein wird. Wenn das so kommen sollte, dann kann allen Empfängern von Sozialleistungen (in besseren Kreisen auch „Harzer“ genannt) nur empfohlen werden, statt ihr Geld für Schnaps und Zigaretten zu verjubeln, Aktien des Rüstungsherstellers Rheinmetall, dem TOP-Performer unter den DAX-Konzernen, zu kaufen.

Was ich persönlich an der Debatte vermisse, sind kreative Ideen, wie die Aufrüstung finanziert werden könnte, ohne die Sozialleistungen zu kürzen. Etwa durch neue Formen des bürgerschaftlichen Engagements! Die Bundesregierung könnte patriotisch gesinnten Bürgerinnen und Bürgern eine Beteiligung an der Aufrüstung ermöglichen, indem man etwa für die Patenschaft an einer persönlich signierten 155-Millimeter-Artilleriegranate die Kosten übernimmt – Stückpreis so um die 8.000 Euro. Das ist sogar für Harzer, wenn sie sich zu einer Gruppe zusammenschließen („Wir unter der Brücke“?), machbar. Wer will, kann auch mehrere Granaten bezahlen. Und wer ganz viel Kohle hat, könnte auch einen kompletten Kampfpanzer oder einen Taurus mit persönlicher Widmung finanzieren!

Boris Pistorius kann auf der Skala der beliebtesten Politiker zwar nicht mehr weiter aufsteigen. Aber Lindner, Scholz, Baerbock, Wagenknecht, Hofreiter und MAS könnten mit diesem Angebot ihre Popularität in ungeahnte Höhen treiben! Denkt mal drüber nach, Leute – bald sind wieder Wahlen!

PS: In einem früheren Beitrag auf diesen Blog hatten wir darauf hingewiesen, dass die Amerikaner uns kreativitätsmäßig mal wieder voraus sind: Über die Internetseite „Sign my rocket
kann gegen eine Spende eine Artilleriegranate mit einer persönlichen Botschaft an die russischen Invasoren versehen werden: „Send your message to the russian invaders …You have a chance to send a greeting to orcs with your text written on an artillery shell. You will receive a photo a signed shell with your ordered text.“

Geht doch!


Politischer Aschermittwoch: Achtung, Achtung, hier ist die CSU!

So die Begrüßung durch Markus Söder beim heutigen politischen Aschermittwoch der CSU. Muss er vielleicht sagen, damit die bierseligen Gäste wissen, wo sie sind, nämlich in Bayern, in der „ampel- und wokenessfreien Zone“, wie Söder verkündet. Das ist zwar strunzdummer bullshit, aber Söder ist nicht blöd und weiß, dass beim politischen Aschermittwoch („der geilste Termin des Jahres“) die niederen Instinkte und Gefühle der Parteibasis bedient werden müssen. Dazu gehören auch Forderungen wie „Die Ampel muss weg“ oder „Wir wollen keine Grünen in der nächsten Bundesregierung“. Da gibt es schon mal eine gehörige Schnittmenge mit der AfD, gell Herr Söder? Aber die AfD, das sei der Fairness halber gesagt,  kriegt bei seiner Rede im Bierzelt auch ihr Fett weg – wenn auch viel weniger als die Grünen.

Die AfD zelebriert ihren politischen Aschermittwoch in Greding und meint: „Wer Deutschland nicht liebt, der kann jetzt schon Deutschland verlassen!“ Oder sowas hier: „Die Grünen schreiben uns vor, Käfer und Ungeziefer zu essen fürs Klima“ (Stephan Brandner, Parlamentarischer Geschäftsführer der Bundestagsfraktion). Das hat übrigens Söder auch schon bei anderen Gelegenheiten behauptet. Oder war es der Aiwanger Hubert? Herbert Wehner hätte dazu gesagt: Das war schon früher Quatsch und ist heute noch Quätscher. Für die FDP sprach Marie-Agnes Strack-Zimmermann in Dingolfing, bei jedem Applaus von einem karnevalesken Tusch begleitet. Die permanenten Wortmeldungen von Strack-Zimmermann zu jedem beliebigen Thema können einen auch aus Deutschland hinaustreiben.

Und was hört man von den Grünen? Sie mussten ihre Veranstaltung zum politischen Aschermittwoch in Biberach wegen der Blockierung von Zufahrtswegen, aggressiven Aktionen gegen die Polizei und Sicherheitsproblemen bei Demonstrationen im Umfeld absagen. Von einer demokratischen Streit- und Protestkultur scheint sich dieses Land mehr und mehr zu entfernen.

Der Aschermittwoch bedeutet in der christlichen Tradition den Beginn der 40tägigen Fastenzeit. Meine Empfehlung an alle Parteien: Verzichtet auf die politischen Aschermittwochsveranstaltungen mit überflüssigen Stammtischparolen und verordnet Euch selbst eine 40tägige Abstinenz von dummdreisten Sprüchen wie: „Schweinsbraten und Leberkäs haben in Bayern Verfassungsrang“ (Originalton Söder). Hört auf damit, das politische und soziale Klima zu vergiften. Der demokratische Zusammenhalt ist in diesen Tagen gefragt, nicht die grobe Holzerei bei politischen Stammtischen.

Das war übrigens mein Redebeitrag zum politischen Aschermittwoch am heimischen Familientisch. Aber wahrscheinlich hört mal wieder niemand zu.


Aufstehen gegen den brauen Sumpf

Vielleicht geht es Ihnen, liebe Leserin und Leser meines Blogs, so ähnlich: Aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen und politische Themen fordern dazu auf, sich damit auseinanderzusetzen. Der Gazakrieg, das Rechtsextremistentreffen in Potsdam, die Bezahlkarte für Geflüchtete, die Waffenlieferungen an die Ukraine, die Bauernproteste, die Bahnstreiks, die FDP-Blockade gegen das europäische Lieferkettengesetz, die Wahlen in den USA ….

Dauerbrenner und nicht nur tagesaktueller Aufreger ist das Erstarken rechtsextremer Gruppierungen und faschistischer Tendenzen in Deutschland und Europa. Auch an diesem Wochenende werden wieder Hunderttausende auf die Straßen gehen und unter dem Motto „Nie wieder ist jetzt“ oder „WirSindDieBrandmauer“ gegen Rechts demonstrieren. Das ist ermutigend. Richtig ist aber auch, dass es einen langen Atem und kontinuierlichen Widerstand braucht, um den brauen Sumpf trockenzulegen.

Statt meine Gedanken zu diesen Entwicklungen in einem eigenen Beitrag zu formulieren, möchte ich heute auf den – überhaupt sehr empfehlenswerten – Blog von Prof. Dr. Claus Eurich verweisen:

Claus Eurich ist Philosoph, Publizist, Kontemplationslehrer und Professor für Kommunikation und Ethik (i.R.). Unter seinen letzten Blogbeiträgen möchte ich besonders zwei empfehlen, die sich mit dem Rechtsextremismus befassen, und ich erlaube mir, kurze Passagen daraus zu zitieren:

„Schwarzer Kairos“ vom 18. Januar 2024

„Wir haben einen Punkt erreicht, an dem spürbar wird, wie dünn die zivilisatorische Haut ist. Das zeigt sich besonders dann, wenn es um die eigenen materiellen und ideologischen Besitzstände geht bzw. das, was man dafür hält. Es zeigt sich, wenn das unbearbeitete und unerlöste eigene Innere sich in einer allgemeinen Unsicherheit und einem allgemeinen Missmut wütend und aggressiv nach Außen kehrt. Dann werden Sündenböcke herbeigeschrien – Migranten, Juden, alte weiße Männer und was alles noch der tumbe Flachsinn sich ausdenkt. Margot Friedländer, Jahrgang 1921, eine deutsche Holocaust-Überlebende und Humanistin im edelsten Sinne, mahnte kürzlich in einem Fernseh-Interview: „So hat es damals auch angefangen.“

„Täter wie uns“ vom 1. Februar 2024

„Nie wieder ist jetzt!“ Wie verhindert man, dass es jemals wieder solche Opfer gibt? Millionen Opfer durch industrielle Vernichtung von Menschen, tausende Opfer über Hass und Hetze im Alltag, Denunziantentum, korrupte Justiz und ihre Vollstrecker?
Für solche Opfer braucht es Täter – Täter wie uns.

Nein, es ist keine Blaupause des III. Reiches, was sich nun für Deutschland abzeichnet. Es ist ein neuer Hass, eine neue Hetze, eine neue Niedertracht und ein neues, immer noch gleichfalls dummes, ungebildetes, unaufgeklärtes Böses.
Man mag ja meinen, dass wir in einem Zeitalter des Wissenstransfers leben, in dem es nicht möglich ist, Menschen so zu manipulieren, wie vor 100 Jahren. Das stimmt nur zur Hälfte, denn man mag sich auch einmal anschauen, welche Art von Wissen ebenfalls in atemberaubender Geschwindigkeit verbreitet und als Wahrheit zur Kenntnis genommen wird.
„Nie wieder ist jetzt!“ wird nur ohne Täter sichergestellt – ohne Täter wie uns.


Wählen gehen – aber richtig!

2024 wird in den USA ein neuer Präsident gewählt, und ich selbst kandidiere – nein, nicht gegen Trump, sondern in meiner Wohngemeinde für den Gemeinderat. Parallelen zwischen beiden Ereignissen zu ziehen, etwa hinsichtlich ihrer historischen und globalpolitischen Bedeutung, verbiete ich mir an dieser Stelle. Hervorheben möchte ich jedoch die Unterschiede: Gegen mich gibt es keine laufenden Strafverfahren, außer einem drohenden Bußgeld wegen Falschparkens (mit dem halben Vorderreifen auf dem Gehweg) und einer anonymen Anzeige gegen meinen Hund wegen unerlaubten Bellens während der mittäglichen Ruhezeit. In beiden Fällen habe ich – wozu hat man schließlich eine Rechtsschutzversicherung – die Anwälte meines Vertrauens damit beauftragt, Widerspruch einzulegen und nötigenfalls durch alle Instanzen bis zum Europäischen Gerichtshof zu klagen. Da bin ich wieder ganz bei Trump.

Aber wir waren ja beim Thema Wahlen. Solche wird es 2024 für das EU-Parlament geben und für die Landtage von Sachsen, Thüringen und Brandenburg. Berlin darf am 11. Februar nochmal üben, wie richtig wählen geht (Teilwiederholungswahl für den Bundestag). Es wird also spannend. Wird Berlin es dieses Mal schaffen, genügend Wahlzettel zu drucken? Werde ich mehr Stimmen bekommen als mein Blog Follower hat? Wird Donald Trump seine Amtseinführung in Handschellen zelebrieren? Wird die AfD in den drei Bundesländern die meisten Wählerstimmen bekommen? Wird Björn Höcke Ministerpräsident und 2025 vielleicht sogar Bundeskanzler? OMG!!! Und was wird Agnes Strack-Zimmermann dazu sagen – falls sie bis dahin nicht nach Brüssel weggewählt ist?

Ich schließe mich dem Nachrichtensprecher der ARD-Tagesthemen Ingo Zamperoni an und schließe mit: „Bleiben Sie zuversichtlich“. Fällt allerdings schwer angesichts der erwartbaren Ergebnisse im „Superwahljahr“. Besser wäre wohl zu sagen: „Geht wählen – aber richtig!“


Die (rechtsextremen) Gedanken sind frei, wer kann sie verbieten?

Ich bin auf der Suche nach meinem ganz persönlichen Beitrag zur Eindämmung des Rechtsextremismus. Zu einem Konzert „Rock gegen Rechts“ gehen? Einen flammenden  Beitrag mit der Überschrift „Blog gegen Rechts“ schreiben? Liest ja eh keiner (ja, ok, Du bist eine Ausnahme!). Wie kann ich überzeugend nachweisen, dass ich mich knallhart gegen Rechtsextremismus abgrenze? Petitionen zum Verbot der AfD oder gegen Adolf Höcke unterschreiben, mit den Opas gegen Rechts Fahnen auf Demos schwenken, „Braun-schweig““-Tshirts tragen, aber keinesfalls braune Socken oder blaue Unterhosen? In diesen Tagen herrscht Bekenntnishochkonjunktur. Alle wollen auf die braune Gefahr für unsere Demokratie hinweisen. Das ist nicht falsch. Aber mal ehrlich: Das wahre Gesicht der AfD ist doch nicht erst bei dem kürzlichen Potsdamer Treffen ans Licht gekommen! Waren übrigens, das wollen wir doch nicht unter den braunen Teppich kehren, auch ein paar CDUler dabei.

Soll man also die AfD verbieten? Oder Höcke entmannen? Kann damit dem Rechtsextremismus Einhalt geboten werden? Ich lese von Studien, die besagen, dass nicht alle AfD-Wähler Rechtsextremisten sind. Aber: Auch Nicht-AfD-Wähler können ganz schön rechtextrem gestrickt sein, wie diese – aus meiner Sicht äußert beunruhigende – Grafik (Umfrage der ARD) zeigt:

Noch haben wir keine Verhältnisse wie in den USA, wo ein Mann, der sich offen zur Diktatur bekennt, gute Aussichten hat, Präsident zu werden. Für Entwarnung nach dem Motto: Bei uns doch nicht! ist allerdings kein Anlass.  


Rechte Volksfront: Neue Parteien, die das Land nicht braucht

Eine neue Seuche durchwabert das Land: Die Parteigründeritis. Warum bloß  werden dauern neue Parteien gegründet? Bernd Lucke hat es getan („Wir Bürger“), Steffen Große hat es getan („Bündnis Deutschland – für Freiheit, Wohlstand, Sicherheit“), Sahra Wagenknecht tut es demnächst mit ihrem links-konservativen „Bündnis Sahra Wagenknecht – Für Vernunft und Gerechtigkeit“. Und jetzt auch noch Hans-Georg Maaßen: der Ex-Verfassungsschutzpräsident mit AfD-Gesinnung, dem die CDU zu links ist, plant nach eigenem Bekunden die Gründung einer Partei.

(Quelle: Patrick Pleul / dpa)

Die rotzkonservative Werteunion, der Maaßen vorsteht, ist irgendwie gegen Flüchtlinge, gegen Gendern, gegen Corona, gegen Klima, gegen Lügenpresse und gegen die links-grün versiffte CDU unter Merz. Maaßen kann sich, wie er in Interviews verlauten lässt, auch eine Zusammenarbeit mit der AfD vorstellen. Höcke und Maaßen Hand in Hand mit Siegerpose am Wahlabend in Thüringen? Vielleicht mit Koalitionsangebot an das Bündnis Sahra Wagenknecht?

Wer aber soll diese rechte Volksfront stoppen? Etwa die Linken oder die Grünen? Die Partei „Bündnis 90/Die Grünen“ wird ja gerne vom bajuwarischen Leberkäsapostel Markus Söder oder von Krawallpolitikern wie Hubert Aiwanger als Verbotspartei denunziert.

Diesen Titel tragen die Grünen zu Unrecht. Für eine wahrhaftige Verbotspartei fehlt ihnen einfach der Mumm und die Zivilcourage. Eine Verbotspartei, wie sie mir vorschwebt und für die ich mich schon mal als Kanzlerkandidat bewerbe, müsste – für den Fall, dass sie die Regierung bildet – mal so richtig in den Instrumentenkasten der Verbote reinlangen und per Gesetz zum Beispiel verbieten:

  • Kleinkinder mit dem Hausfrauenpanzer in die Kita fahren
  • Fenster von Bussen und Straßenbahnen mit Werbefolien zukleben
  • die Seuche, zu jedem Pups zu einer Bewertung aufgefordert zu werden
  • Radiogedudel in Frühstücksräumen von Hotels
  • „Herzlichen Glückwunsch Sie haben gewonnen“-Anrufe
  • Auftritte von Dieter Nuhr, Helene Fischer und Florian Silbereisen im Öffentlich-rechtlichen Fernsehen
  • Künstlichen Rennwagensound in Kleinst-PKWs einbauen
  • Usw.

Jedenfalls wäre damit schon mal ein Anfang gemacht. Und, nicht zu vergessen: Die Neugründung überflüssiger rechter Parteien verbieten. Ok, das riecht jetzt gewaltig nach Abschaffung der Demokratie und des Rechtsstaats, aber solange die richtigen Sachen verboten werden, kann man doch mal ein Auge zudrücken, oder? Hat das nicht Platon auch schon so ähnlich gemeint?