Schiff verkeilt, der Käpten kichert: hoffentlich Allianz versichert

Die Versicherungswirtschaft, so haben wir bei der letzten ZDF-Heute Show gelernt, kann nahezu alle Schadensfälle des Lebens versichern. So gibt es angeblich eine Erektionsausfallversicherung. Wie der Eintritt des Versicherungsfalls ggfs. überprüft wird, wurde nicht mitgeteilt. Ob es eine „Im Suezkanal-verkeiltes Schiff-Versicherung“ gibt, konnten wir in der Kürze der Zeit nicht eruieren. Außerdem ist das Containerschiff seit heute wieder frei.

Die mehrtägige Havarie des Schiffes veranlasst jedoch zu grundsätzlichen Überlegungen über Lieferketten, Unterhosen und den Otto Versand. Was das miteinander zu tun hat? Sehr viel. „Everything hangs together“ stellte richtigerweise schon Günter Öttinger fest. Entwicklungsminister Müller will ein Lieferkettengesetz, die Wirtschaft hält das für keine gute Idee. Ich bin dafür, aber meine profunde Expertise dazu ist mal wieder nicht gefragt.

Meine wegen Corona beim Ottoversand bestellten Unterhosen (ohne Eingriff!) können nicht, wie mir Otto jetzt mitteilte, zum vereinbarten Zeitpunkt geliefert werden. Gründe für die Verzögerung wurden nicht genannt. Ich schätze, weil sie in einem der Container auf der „Ever Given“ im Suezkanal sind. Wenn das stimmt, dann sind die Unterhosen vermutlich von schlechtbezahlten und ohne gewerkschaftliche Vertretung beschäftigten Frauen in Bangladesch genäht. Also sollte ich doch besser Unterhosen bei Trigema bestellen? Eine Zeit lang kann ich noch ohne neue Unterhosen überbrücken. Deshalb unterstütze ich das Lieferkettengesetz. Weil Trigema nicht alles produziert, was mensch braucht, und weil ein Leben ohne Unterhosen möglich ist, aber nicht auf Dauer.


Corona: Aus Ostern das Beste machen

Auch dieses Jahr findet Ostern unter Coronabedingungen statt. Über die Maßnahmen der Bundesregierung zur Bekämpfung der Pandemie wollen wir uns hier nicht auslassen. Die Kakophonie der Stimmen aus Opposition, Wirtschaft, Coronaleugnern, Wissenschaft, AfD, Mallorca-Reisenden, RKI, Bildzeitung, Tourismusbranche, Bordellbetreibern usw. ist schon groß genug.

Hier ein paar persönliche Empfehlungen, wie man trotzdem die Ostertage sinnvoll gestalten kann:

Familienbesuche: Kann man machen, da erfahrungsgemäß gut geeignet für die Pflege und Aktualisierung innerfamiliärer Konflikte. Für den Fall, dass Sie die regierungsamtlichen Besuchseinschränkungen noch nicht verstanden haben, hier eine Anleitung für die Befestigung an der Wohnungstür:

Gottesdienstbesuche: Wer darauf nicht verzichten möchte, bitte dran denken, Impfbuch, Mundnasenschutz, Desinfektionsmittel, Zollstock (wegen Abstand) und Kontaktnachverfolgungsformular bereithalten. Ungetaufte sollten tunlichst nicht vor der Kirche parken, damit nicht passiert, was hier angedroht wird:

Impftermin buchen: Wer impfberechtigt ist, kann die Osterfeiertage damit ausfüllen, eine Onlinebuchung für einen Impftermin zu versuchen. Das erfordert Geduld. Die größten Chancen, einen Termin zu ergattern, bestehen zwischen Mitternacht und 3:00 Uhr.

   

Gesellschaftsspiele sind wieder in: Es muss gar nicht das brutale Rauswerfspiel „Mensch ärgere Dich nicht“ sein oder das kapitalistische Monopoly, wo man mit Immobilien Mieter schamlos ausbeuten kann. Wie wär´s mit „Pandemie – Können Sie die Menschheit retten?“

Osterspaziergang a la Goethe: „Zufrieden jauchzet groß und klein: Hier bin ich Mensch, hier darf ichs sein!“ Also raus „aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern“ wo das Virus sich in ungelüfteten Räumen tummelt – würde Goethe heute vielleicht dichten. Aber wahrscheinlich wird uns das Osterwetter, so prognostiziert Herr Kachelmann, auch dieses kleine Vergnügen vermiesen. Seufz.

Ach ja, und noch was: Onlineshopping as much as possible, die Lieferdienste müssen ja auch beschäftigt werden! Das geht doch immer. Erst einmal alles bestellen, was nicht niet- und nagelfest ist. Zurückschicken kein Problem. So halten wir trotz Corona die Wirtschaft am Laufen.


Über Geschlechtsidentitäten, Knacklaute und genderfluide Sprache

Über dieses Thema zu schreiben heißt, mit verbundenen Augen durch ein Minenfeld laufen. Das kann eigentlich nur schief gehen. Warum ich es dennoch wage? Weil ich keinen Shitstorm befürchten muss wie mancher Promi (Wolfgang Thierse!) und auch kein Opfer von cancel culture werden kann, da ich schon lange keine Uniseminare mehr halte und meine kulturellen Aktivitäten nur im engsten Familien- und Freundeskreis zum Ausbruch kommen.

Geschlechtsidentität, so lehrt uns der feministische Poststrukturalismus, ist ein soziales Konstrukt. Aber mal ehrlich: Blickt irgendjemand noch wirklich durch? Ich gebe mir redlich Mühe, die ganzen Begriffe der LSBTTIQ*-Community nicht nur zu lernen, sondern auch zu verstehen.  Inzwischen weiß ich, dass es außer lesbischen und schwulen auch noch bi+sexuelle, a_sexuelle, a_romantische, trans, nicht-binäre, inter*, polyamouröse und queere Menschen gibt – und das ist ja vermutlich noch längst nicht alles. Fast täglich kommen neue Identitäten hinzu. Die letzte Printausgabe des Brockhaus von 2006, einstmal Statussymbol des Bildungsbürgertums, ist diesbezüglich hoffnungslos veraltet. Aber es gibt ja zum Glück Wikipedia und das Queer-Lexikon oder das LSSBTIQ-Lexikon der Bundeszentrale für Politische Bildung. Da kann man sich schon mal fürs Erste informieren.

Ich bin ein cis-Mann und monoamurös. Ich bin weder trans* noch nonbinär oder genderqueer. Das schon mal als Entschuldigung vorweg. Und noch was: Falls Du, liebe/r Leser*in (alle trans* sind mitgemeint, aber vielleicht sollte ich sagen „liebe Person die liest“?) diesen Text jemand laut vorlesen solltest, bitte an den Stimmritzenverschlusslaut denken – Klaus Kleber muss das noch üben. Man hat mir bei meiner Geburt ein Geschlecht zugewiesen, etwas anderes wäre 1948 auch gar nicht vorstellbar gewesen. Meine Mutter war enttäuscht, weil sie unbedingt statt schon wieder einem Jungen ein Mädchen haben wollte. Ich habe ihr eine Zeitlang den Gefallen getan und Mädchenspielsachen bevorzugt, habe gehäkelt und gestickt, mich nicht mit Jungs geprügelt, und so weiter. Das war aber eine vorübergehende Phase. In der katholischen (!) Volksschule, die ich acht Jahre lang besuchte, wurden Mädchen und Buben strikt voneinander getrennt unterrichtet. Auch auf dem Schulhof wurden Begegnungen unterbunden, wahrscheinlich wegen der Sexualmoral. Man denkt ja als Zehnjähriger an nichts anderes.

„Lesbisch“ und „schwul“, das waren in meiner Kindheit und Jugend Schimpfwörter. Homosexualität war ein Straftatbestand (§ 175). In dem katholisch-konservativen Milieu, in dem ich sozialisiert wurde, war alles, was mit Sexualität zu tun hatte, irgendwie unmoralisch, und gleichgeschlechtliche Sexualität war ganz pfui.

Mein Rollenbild als Mann ist durch meine Erziehung und durch die gesellschaftlichen Verhältnisse der fünfziger und sechziger Jahre geprägt worden. Darüber habe ich früher nicht nachgedacht. Inzwischen hat sich das geändert. Eine Aussage wie „Ich helfe meiner Frau im Haushalt“ würde nicht mehr über meine Lippen kommen – zumal es auch gar nicht stimmt. Ich begegne Menschen mit einer diversen geschlechtlichen Identität aufgeschlossen. Allerdings, das muss ich gestehen, habe ich in meinem Alltag wenig bis gar keine Gelegenheit, das zu praktizieren. Offenbar treten in meiner Welt keine queeren Menschen auf. Zumindest nicht so, dass ich sie als queer erkennen kann.

Und was die Sprache anbetrifft: Ich bin mit dem generischen Maskulinum groß geworden und habe mir lange Zeit, um ehrlich zu sein, nichts dabei gedacht. Heute weiß ich, dass das ein sexistischer Sprachgebrauch ist und dass ich, wenn ich das benutze, ein chauvinistisches Schwein bin. Wäre ich eine Frau oder nonbinär, würde mir das herablassende „ihr seid ja mitgemeint“ vermutlich auch schon längst total auf den Sack gehen, bzw. auf die Eierstöcke. Inzwischen, das heißt eigentlich schon ziemlich lange, habe ich bei der Verwendung des generischen Maskulinums, egal ob geschrieben oder gesprochen, ein schlechtes Gewissen. Immerhin. Es passiert mir immer noch ständig, aber eher aus Faulheit und nicht aus Ignoranz. Beim Schreiben fällt mir das Gendern echt schwer, da bitte ich die feministische Sprachkritik schon mal um Generalabsolution.  

Selbst wenn man (uff, da isses schon wieder passiert) es schafft, gendergerecht zu schreiben und zu sprechen – letzteres ist ja noch viel schwieriger –, ist noch nicht geklärt, wie Menschen, die sich außerhalb der binären Geschlechterzuordnungen Mann und Frau verorten, sprachlich angemessen berücksichtigt werden. Wenn also Nachrichtensprecher*innen im Rundfunk und Fernsehen zunehmend den Stimmritzenverschlusslaut (oder auch Knacklaut oder Gottischlag) anwenden, wem ist damit denn wirklich gedient?

Ich werde jedenfalls nicht mehr lernen, den Stimmritzenverschlusslaut in meine Alltagssprache einzubauen. Das ist zwar gar nicht so schwer, aber irgendwie auch albern. Was sollte ich damit beweisen? Wenn ich insgeheim doch der Meinung wäre, dass Frauen blöder sind als Männer, was würde es dann ändern, wenn ich von Mitarbeiter (schluck)  Innen redete?

Kommentaren, auch Hassmails, sehe ich mit Interesse entgegen.


Nebeneinkünfte der Abgeordneten

Kleine Entscheidungshilfe für alle, die noch nicht wissen, für welche Partei sie sich bei den Wahlen am Sonntag und im Herbst entscheiden sollen …


Impftermine buchen kann süchtig machen

Eine neue Sucht grassiert im Land: Wir buchen uns einen Impftermin. Online oder telefonisch, es ist ein bisschen wie Lotto spielen. Jemand aus meinem Bekanntenkreis hat nach neun Tagen und ungezählten Versuchen zu allen Tages- und Nachtzeiten einen Treffer erzielt. Andere, so hört man, haben sofort das große Los gezogen. Ich selbst bin erst seit zwei Tagen impfberechtigt, aber schon zeigen sich erste Anzeichen einer Sucht. Einen Impftermin buchen, das ist im Prinzip ganz einfach. Entweder die Telefonnummer 116117 anrufen oder über die Internetseite: www.impfterminservice.de. Beim Telefonanruf bekommt man, wenn es gelingt, die Ansage der Warteschleife zu durchbrechen und einen richtigen Menschen zu erreichen, die Auskunft, dass in den Impfzentren in 100 km Umkreis vom Wohnort aktuell keine freien Impftermine zur Verfügung stehen. Die online-Buchung kommt zum gleichen Ergebnis:

Wir probieren es also später erneut. Seit heute gibt es, und das ist offenbar neu, auf dem online-Portal einen „virtuellen Warteraum“:

„Wir bitten um etwas Geduld“ – wieviel aber ist „etwas“?, und „Sie müssen nichts weiter tun“. Jetzt mach das mal über mehrere Stunden, das Nichtstun, wenn Du nicht durch jahrelange Meditation darin geübt bist. Ich wurde auch erst beim dritten Versuch „automatisch weitergeleitet“. Im realen Wartezimmer beim Arzt könnte man wenigstens alle Zeitschriften lesen, die dort üblicherweise ausliegen. Du traust Dich auch nicht, für längere Zeit den Computer zu verlassen, denn es könnte ja sein, das just in dem Moment dein Impftermin angeboten wird, und wenn Du vom Klo zurück bist, ist er schon wieder vergeben.

Ich wurde dann aber tatsächlich irgendwann automatisch weitergeleitet und durfte angeben, ob ich auch wirklich zu den Impfberechtigten gehöre. Und dann diese hoffnungsvolle Meldung:

Ich habe dann meine Mailadresse und meine Mobilfunknummer eingegeben und schwuppdiwupp bekam ich eine 6-stellige PIN geschickt, die ich in die folgende Maske eingeben musste:

Leider erfolgte trotz korrekter Eingabe der PIN die Meldung „Technischer Fehler“. Gut, das kann ja mal passieren. Bei der Bahn heißt das „betriebsbedingte Störung“. Bevor ich das Programm bitten konnte, mir eine neue SMS mit neuer PIN zu schicken, war das Anfragelimit erreicht, was immer auch das bedeuten mag:

Ich probiere es weiter. Irgendwann, so sagt die Lebenserfahrung, wird es auch für mich einen Impftermin geben. Frau Merkel und Herr Spahn haben es versprochen.


Wir basteln uns eine Regierung

Bis zur Bundestagswahl im September ist es noch eine Weile hin. Dann werden, so ist zu erwarten, viele, vielleicht sogar alle Posten im Bundeskabinett neu besetzt. Man kann davon ausgehen, dass die Parteien, die jetzt im Bundestag sitzen, auch im neugewählten Parlament vertreten sein werden. Es wird auch neue Gesichter im Bundestag geben. 

Wer aufgrund des Wahlergebnisses die Regierung bilden darf, wissen wir noch nicht. Heute spielen wir mal „Wir basteln uns eine Bundesregierung“. Spielfiguren sind die aktuellen Bundestagsabgeordneten. Das macht Spaß! Einfach die bisherigen Kabinettsmitglieder rausschmeißen und durch eigene Wunschkandidaten ersetzen. Die komplette Mannschaft vom Platz stellen und austauschen! Versuch es doch auch selber mal! Ist ja nur ein Spiel.

Ich will die Wahl meines persönlichen Schattenkabinetts auch gerne kurz begründen. Bei meinen Vorschlägen für Neubesetzungen habe ich mich leiten lassen vom äußeren Erscheinungsbild (Frisur, Makeup, Garderobe, etc), Charisma (das ist das, was Olaf Scholz nicht hat), Talkshowpräsenz, Entertainmentfaktor, Bauchgefühl, Sitzfleisch im Bundestag, Genderproporz, Blabla-Kompetenz. Parteizugehörigkeit interessierte mich wenig, außer dass die AfD von mir keinen Posten kriegt. Nicht mal Saaldiener oder Türsteher im Reichstag!!!

Hier nun meine Liste der Ab- und Neuberufungen:

Bundeskanzler/in

Angela Merkel muss man nicht abberufen. Sie geht freiwillig. Ihre Bilanz ist gemischt, aber im Großen und Ganzen könnte man ihr wohlwollend bescheinigen: well done. Ihre größte Leistung: Wir schaffen das. Dass sie mit „wir“ uns, die ehrenamtlichen Flüchtlingshelferinnen und -helfer meinte, haben wir erst später begriffen.

Als Neubesetzung und Kontrastprogramm schlage ich Claudia Roth vor, weil sie mehr Abwechslung in den Kleiderschrank der Bundeskanzlerin bringen würde und weil sie es bisher nur bis zur Bundestagsvizepräsidenten geschafft hat. Einen Karrieresprung hätte sie verdient. Außerdem ist sie bevorzugte Hassfigur rechter Kreise. Mit ihren Erfahrungen als Dramaturgin am Theater und Managerin der Politrockband Ton Steine Scherben sollte sie in der Lage sein, eine Gurkentruppe (= Bundesregierung) zu führen. Ersatzweise könnte ich mir auch Annalena Baerbock als Regierungschefin vorstellen.  Obwohl der Habeck Robert ja auch ganz knuffig ist. Bock oder Beck, das könnte die Frage sein.

Finanzen

Olaf Scholz, der Stoiker unter den Ministern, Pokerface und Meister der verschachtelten Statements, „halbautomatische Wortstanzmaschine“ (Peter Dausend), sollte es nicht schwer haben, als Animator im Schlaflabor eine Anstellung zu finden. Immerhin, das kann man ihm zugute halten, leidet er nicht unter Gefühlsinkontinenz.

Mein Wunschkandidat für das Finanzministerium: Dietmar Bartsch.

Was ihn dafür prädestiniert? Er hat, glaube ich, keine Ahnung von Finanzen, hat Politische Ökonomie studiert. Was soll man sich denn darunter vorstellen? Sein Motto: „Leistung lohnt sich nicht in Deutschland“. Das wäre ja auch noch schöner.

Bundesministerium des Inneren, für Bau und Heimat

Horst Seehofer, stramm katholisch-konservativ (woran eine außereheliche Affäre mit Folgen nichts ändert), ausgestattet mit allumfassender Kompetenz, weshalb er schon mehrere Ministerien leiten durfte, bekannt durch seine Sehschwäche auf dem rechten Auge bei Polizei und Sicherheitsorganen und Freund kompromissloser Abschiebungen (amüsierte sich, dass zu seinem 69. Geburtstag 69 afghanische Flüchtlinge abgeschoben wurden krchh, krchh, krchh…), sollte nach Bayern entsorgt werden.

Und wer könnte Inneres, Bau und Heimat besser vertreten als Philipp Amthor!

Der Bengel ist zwar noch jung und unerfahren, aber auch stramm rechts und stets von Mami ordentlich gekleidet. Hat jemand was von „anfällig für Bestechung“ gesagt? Seit wann soll das ein Ausschlusskriterium für Ministerposten sein? Der Philipp Amthor will ja unbedingt noch was werden als Politiker. Da könnte er auf diesem Posten mal zeigen, was er drauf hat. 

Gesundheit

Jens Spahn, ach Gott, ja. „Bundesankündigungsminister“, Hassobjekt der Ärzte und Psychotherapeuten. Irgendwie kann er einem schon leidtun, muss ständig bei Interviews rumeiern und den Coronaschlamassel der Bundesregierung rechtfertigen. Wir entlassen ihn hiermit, er wird nicht auf Hartz-IV angewiesen sein, wäre aber auch kein Problem, denn „Hartz-IV bedeutet keine Armut“, so Spahn 2018.

Wer Gesundheitsminister werden muss, ist ja wohl glasklar:

„Fliegen“-Karl Lauterbach. Der Dauertalkshowgast bei ARD und ZDF weiß schwer Bescheid und ärgert seine Partei ständig mit nicht-parteikonformen Ideen. Seine Markenzeichen: Die sonor-nuschelige Sprechmelodie und die Fliege. Letztere lässt er mittlerweile im Schrank, um die Akzeptanz seiner öffentlichen Statements zu erhöhen. So geht Politik.

Verkehr und digitale Infrastruktur

Den Andi Scheuer müsste man ja eigentlich als Minister behalten, allein schon wegen der Folklore. Krass, was der Kerl alles verzapft hat: „Tempolimits sind gegen jeden Menschenverstand“ – bei diesem Spruch ist sein Resthirn wohl von einer Dieselwolke vernebelt worden. Als Minister ein low performer, aber genial beim fickfacken (bitte im Duden nachschlagen) in Sachen Mautdebakel vor dem Untersuchungsausschuss im Bundestag. Lieber Andreas Scheuer: We will miss you!

Auf jeden Fall muss eine Frau auf diesen bisher ausschließlich Männern vorbehaltenen Posten. Meine Wahl: Dorothee Bär. Die war schon mal Staatssekretärin bei Alexander Dobrinth und ist jetzt Beauftragte der Bundesregierung für Digitalisierung. Irgendwas mit digital ist ja auf jeden Fall gut. Was sie wohl zum Tempolimit meint? Persönlich hoffe ich darauf, dass sie endlich ein Fahrverbot für Bobbycars in Innenstädten durchsetzt.

Auswärtiges Amt

Heiko Maas gibt trotz enggeschnittener Maßanzüge und lustigem Augenzwinkern nicht die beste Figur ab, wenn es darum geht, ausländische Despoten und Diktatoren in den Senkel zu stellen.

Zum neuen Außenminister wird von mir Jürgen Trittin ins Kabinett berufen. Der rhetorisch versierte, ehemals links-maoistische Aktivist und Mitglied des Kommunistischen Bundes könnte Leuten wie Putin und Xi Jinping gut Paroli bieten. Er war schon mal Umweltminister („Ökostalinist“) und hat sich einen Ruf als DJ Dosenpfand erworben. Diplomatie ist nicht so sein Ding, aber das ist bei Kotzbrocken wie Erdogan, Orban oder Lukaschenka auch fehl am Platz.

Wirtschaft und Energie

Peter Altmeier, Verhinderer einer klimafreundlichen Politik und Energiewende, Amigo der Wirtschaft und des fettreichen Essens, Dauerabonnent bei Anne Will, hat jetzt genug gelabert. Wir stellen ihn frei, damit er sich seinem eigentlichen Interesse, dem guten Essen und Trinken, widmen kann.

Peter Altmeier wird durch Renata Alt ersetzt. Damit sparen wir uns den Meier und müssen namensmäßig nicht so viel umlernen. Frauen haben eh mehr Energie für die Wende. Frau Alt ist in der FDP, hat aber trotzdem Ahnung von Finanzen.

Justiz und Verbraucherschutz

Christine Lambrecht hat zwar nichts Böses angestellt und keinen großen Mist gebaut, und dass sie aus Hessen kommt, dafür kann sie ja nichts…  

… aber ich würde den Posten gerne an Linda Teuteberg vergeben. Nicht nur, weil sie so aussieht, wie sie heißt, sondern weil sie Jura studiert hat und von FDP-Chef Lindner mit einem chauvinistischen Altherrenspruch geschasst wurde. Wie guter Verbraucherschutz aussieht, kann sie ja vielleicht noch lernen.

Arbeit und Soziales

Hubertus Heil, gegen den kann man eigentlich nichts haben, der kann meinetwegen bleiben. Falls er nicht mehr will, würde ich meinen ehemaligen Arbeitskollegen Peter Weiß aus Freiburg/Emmendingen vorschlagen.

Peter Weiß hat sich seit 1998 als Sozialpolitiker der CDU den Hintern im Bundestag plattgesessen. Als Minister müsste er halt noch lernen, weniger vernuschelte Ansprachen zu halten (siehe z.B.: https://peter-weiss.de/reden/ vom 2.7.2020). Die Fleischindustrie hätte von ihm nichts zu befürchten.

Verteidigung

Annegret Kramp-Karrenbauer, allein schon phonetisch eine Zumutung, man mag nicht wissen, wie sie bei Auslandsbesuchen angesprochen wird. In ihrer Heimat, dem Saarland, ist sie „es Annegret“. Hat(te) weder als CDU-Vorsitzende noch als Verteidigungsministerin ein glückliches Händchen. Muss sich mit rechtsradikalen Strömungen in der Truppe rumschlagen und hätte gern mehr Kohle für so Sachen wie bewaffnete Kampfdrohnen. Wegtreten.

Für das Verteidigungsministerium kommt für mich nur Tobias Pflüger in Frage. Kennt man nicht? Doch. Der Pfarrerssohn ist eine Galionsfigur antimilitaristischer Bewegungen in Deutschland. Er wäre ein Garant dafür, dass die Bundeswehr abgeschafft wird und das Verteidigungsministerium in Friedensministerium umgetauft werden kann. Tobias, Du schaffst das!

Kleiner Exkurs: Wenn es nach mir ginge, würde ich das Außenministerium, das Entwicklungsministerium und das Verteidigungsministerium zusammenlegen zu einem Ministerium für zivile Konfliktbewältigung, Friedensförderung und globale Fragen. Das spart Stellen und macht mehr Spaß als die Finanzierung einer Truppe, die eh nur dazu da ist, den Feind so lange aufzuhalten, bis richtige Soldaten kommen…

Bundeskanzleramt und besondere Aufgaben

Als Ersatz für Helge Braun, Chef des Kanzleramtes, fällt mir eigentlich nur Pu der Bär ein.

Andererseits: Zu meinem Vorschlag, Claudia Roth zu Kanzlerin zu machen, würde Sarah Wagenknecht eine pikante Ergänzung im Kanzleramt sein. Ob die Beiden miteinander könnten?

Ernährung und Landwirtschaft

Julia Klöckler, die wir hier schon mal als „Die heilige Julia der Schlachthöfe“ gewürdigt haben (siehe Beitrag vom 27.05.2020 zum Tag des Hamburgers) und die immer aussieht wie gerade aus der Brigitte Woman entsprungen, hat genug genervt. Die ehemalige deutsche Weinkönigin, jetzt „Botschafterin des Bieres“, ehrenamtliche Pressesprecherin der Fa. Nestlé, Befürworterin des Pestizideinsatzes in der ökologischen Landwirtschaft und der betäubungslosen Kastration von politischen Gegnern (oder waren es Ferkel? egal) war zwar für den Deutschen Bauernverband die Idealbesetzung, aber sie muss jetzt gehen.

Als Ersatz käme für mich, wenn weiterhin das Schönheitsideal von Brigitte Woman maßgebend sein soll, Brigitte Noll in Frage. Falls aber Kompetenz eine Rolle spielen sollten, was für die Besetzung von Ministerposten ungewöhnlich wäre, würde ich Renate Künast vorschlagen. Die hatte den Job schon mal inne und weiß, wie man die Bauernlobby in Schach hält.

Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Franziska Giffey, die Frau mit der Kleinemädchenstimme (sympathisch!) und dem Stress mit ihrer Doktorarbeit will sowieso in die Landespolitik zurück. Wir lassen sie ziehen.  

Wer aber kennt sich aus mit Familie, Senioren, Frauen und Jugend? Hier würde ich mal eine Ausnahme machen und aus der Männerfraktion AfD die Abgeordnete Beatrix von Strolch vorschlagen. Die Dame, mit vollem Namen Beatrix Amelie Ehrengard Eilika von Storch, geborene Herzogin von Oldenburg, könnte ihre reaktionären Positionen zur Familien- und Geschlechterpolitik austoben und gelegentlich wutentbrannt mit dem Fuß aufstampfen. Oder war das mit dem Fußaufstampfen die Alice Weidel?

Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

Auch Gerd Müller will nicht mehr kandidieren. Er hat einen ordentlichen Job gemacht, hätte man von der CSU so nicht erwartet. Sein Vorgänger Dirk Niebel, der sich vor allem durch Vetternwirtschaft, Teppichschmuggel und rambomäßiges Auftreten hervorgetan hat, hat jetzt bei Rüstungskonzern Rheinmetall seine ihm angemessene Heimat gefunden.

2010 sah sich Niebel veranlasst, meine Kritik an der Afghanistan-Politik des Ministeriums in einem offenen Brief zurückzuweisen. Als Nachfolger in diesem unwichtigen Amt möchte ich deshalb in aller Bescheidenheit mich selbst vorschlagen. Da könnte ich endlich meine fortschrittlichen Ideen von einer besseren Entwicklungspolitik in die Tat umsetzen (z.B. alle Indianer werden mit Trigema-Unterwäsche ausgestattet). Meine Qualifikationen: Ehemaliger Schülerlotse, Mehrfachblutspender, Flipperkönig von Horchheim und Saxophonist im Wittnauer Blasorchester. Das sollte ja wohl reichen.  

Für die restlichen Ministerien: Umwelt, Naturschutz und Nukleare Sicherheit (Svenja Schulze) und Bildung und Forschung (Anja Karliczek) habe ich jetzt keine Personalvorschläge mehr. Ihr vielleicht?


Mein wunderbares Hörgerät. Ein Beitrag zum Welttag des Hörens

Ich habe ein Hörgerät (ja, nur eins, weil das rechte Ohr noch ohne auskommt). Ein Wunderwerk der Technik. Winzig klein, kaum drei Gramm schwer. Aber auch recht teuer. Würde man bei Hörgeräten wie bei Lebensmitteln den Kilopreis angeben, hätte bei mir eine knappe Million Euro stehen müssen. Aber das nur am Rande. So ein Hörgerät leistet Erstaunliches. In einem an den Gehörgang angepassten Stöpsel ist ein winziger Lautsprecher. Der ist mit einem dünnen Draht mit dem Computer verbunden, der hinter der Ohrmuschel getragen wird. Sieht man kaum. Und noch was: Es ist nicht nur ein Hörgerät, sondern auch ein Sprechgerät! Gut, der Wortschatz ist begrenzt und beschränkt sich auf Einwortsätze. Meines sagt zur Begrüßung, wenn ich es im linken Ohr befestige, immer „links“. Das hilft bei der Orientierung in der immer komplizierter werdenden Welt. Je nach äußeren Umständen kann ich das Hörgerät umschalten. Es sagt dann „Universal“, „Musik“ oder „Hörkomfort“. Der einzige Dreiwortsatz, den das Gerät fehlerfrei beherrscht, lautet „Batterie fast leer“ (Korrekt müsste es natürlich heißen: Die Batterie ist fast leer, stupid.) Der Satz wird dann mehrmals wiederholt – vermutlich, weil man Träger von Hörgeräten grundsätzlich für dement hält -, bis die Batterie tatsächlich leer ist und Schluss mit Hören und Sprechen. Nach dem Batteriewechsel sagt es wieder „links“. Leider habe ich die Frau, die in meinem Ohr spricht, noch nicht persönlich kennengelernt. Ich hätte ihr gerne meinen Dank ausgedrückt dafür, dass sie sich bei ihren Wortbeiträgen nur auf das absolut Notwendige beschränkt. Das macht so ein Hörgerät ausgesprochen sympathisch.

Aber es lauern auch Gefahren. Weil es so klein ist und die lockere Befestigung hinter dem Ohr nicht sehr verlässlich hält, kann es leicht verloren gehen. Zum Beispiel ins Klo fallen oder beim Abnehmen des Fahrradhelms oder Mundnasenschutzes irgendwie verheddern. Neulich fiel es in einem unachtsamen Moment auf den Boden. Der Hund fand Gefallen daran und konnte gerade noch rechtzeitig vom Verzehr abgehalten werden. Mein Hörakustiker kennt Kunden, die schon mehrmals Ersatzbeschaffungen für ihr Hörgerät brauchten, wegen dem Hund.

(An dieser Stelle würde jetzt Werbung für Hörgeräte kommen, aber dafür brauche ich noch ca. 5.000 Abonnenten auf meinem Blog. Ein Anfang ist gemacht …)