Eine ehrenwerte Gesellschaft? Putin und seine südbadische Oligarchenclique

Was haben Matthias Warning, Klaus Mangold, Martin Herrenknecht und ich gemeinsam? Richtig, wir alle leben und arbeiten in Südbaden. Für nicht Ortskundige: Das ist ganz links unten auf der Deutschlandkarte. Damit wären die Gemeinsamkeiten aber auch schon aufgebraucht. Ich kann mich kaum mit Warning, Mangold und Herrenknecht messen, weder hinsichtlich Vermögen, Wohltätigkeit und politischem Einfluss, noch, was besonders enge Beziehungen zu Russland und zu Putin angeht. Warum ausgerechnet meine südbadische Wahlheimat ein Sammelbecken einflussreicher Wirtschaftsmagnaten ist, die als „Putinversteher“, ja sogar als enge Vertraute des Kremlchefs bekannt sind, viel Geld haben und mit der CDU verbandelt sind? Vielleicht die gute Küche, das sonnige Klima, der kurze Fluchtweg ins nahegelegene Steuerparadies Schweiz, die mediterrane Lebensart, der Europapark der Familie Mack in der Nähe (noch bis vor kurzem gesponsert von der Projektgesellschaft Nord Stream 2 und dem russischen Gazprom-Konzern)?

Martin Herrenknecht lässt es krachen

Nun wäre es ungerecht, Martin Herrenknecht – der mit den Tunnelbohrmaschinen – als Putinfreund zu bezeichnen. Er hat mit den Russen viele Jahre gute Geschäfte gemacht und 2018 den „Orden der Freundschaft der Russischen Föderation erhalten“. Erst nach einer längeren Bedenkzeit konnte er sich dazu durchringen, den russischen Krieg gegen die Ukraine zu verurteilen. Der Mann gilt nicht nur als erfolgreicher Unternehmer und großer Wohltäter, sondern auch als Strippenzieher. Er polemisiert mit großformatigen Anzeigen öffentlich gegen die Windkraft, wettert gegen ein „grünes Gruselkabinett“ und drohte seinen Mitarbeitern: „Wer grün wählt, fliegt raus“. Kein Wunder, dass ihm ein Autokrat wie Putin sympathisch ist. Seine Mitgliedschaft in der CDU hat er zeitweise ruhen lassen, weil ihm diese unter Merkel zu links wurde.

Unlängst hat der Mann seinen 80. Geburtstag gefeiert mit viel Prominenz, edlem Essen und 2000 Gästen. So war das auch schon 2012, als er siebzig wurde. Es sei ihm gegönnt. Not amused waren die Offenburger, als der Jubilar sich um halb zwei Uhr in der Nacht mit einem krachenden Feuerwerk feiern ließ. Das war offenbar nicht genehmigt und provozierte einen Einsatz der Feuerwehr, schreibt die Badische Zeitung. Egal. Wer so viel Gutes tut und Arbeitsplätze schafft, der darf auch schon mal über die Stränge schlagen. Eine Frage noch, Herr Herrenknecht: Was, glauben Sie, haben die Ukraine-Flüchtlinge in Offenburg in jener Nacht gedacht und gefühlt, als das Feuerwerk losging?

Warning und Mangold: Die Putin-Connection

In dem beschaulichen Städtchen Staufen, nur 15 km von mir entfernt, wohnt Matthias Warning, der „engste deutsche Vertraute von Staatschef Wladimir Putin“.

Warning war wie Putin Geheimdienstmann in DDR-Diensten. Nach der Wende machte er Karriere bei der Dresdner Bank, für die er in St. Petersburg das Russlandgeschäft aufbaute. Später wurde er Chef der Nord Stream 2-Gesellschaft, die die Gaspipeline durch die Ostsee baute. Sein persönlicher Draht zu Putin beruht darauf, dass er dafür sorgte, dass Putins verunglückte Ex-Ehefrau in Deutschland behandelt werden konnte. Seitdem, so heißt es, seien die Familien eng befreundet.

Warning wiederum ist befreundet mit Klaus Mangold, ebenfalls ein langjähriger Vertrauter von Putin. Mangold, früherer Daimler-Manager und Honorarkonsul von Russland in Baden-Württemberg, wohnt in Münstertal, nur wenige Kilometer von Staufen entfernt.

Mangold betreibt ein lukratives Beratungs- und Lobby-Unternehmen und ist bekannt für seine guten Kontakte in den Ostblock. Er war jahrelang Vorsitzender des Ostausschusses der Deutschen Wirtschaft. Er stellt Politikern der CDU gerne schon mal sein Privatjet zur Verfügung, wie z.B. EU-Kommissar Günther Öttinger für eine Dienstreise zu Viktor Orban. In der Ukraine-Krise hat Mangold einige Zeit gebraucht, um zu bekennen, er „habe sich in Putin geirrt“ und den Angriff Russlands auf die Ukraine zu verurteilen.    

Erst kommt das Fressen, dann die Moral

Man ist sich in der Regel darin einig, die russischen Oligarchen und ihre kotzprotzigen Jachten und Luxusimmobilien als Ausdruck eines korrupten, dekadenten, autoritären Systems zu verurteilen – so san´s halt, die Russen. Die deutschen „Kriegsgewinnler“, deren Reichtum aus jahrzehntelangen Geschäften mit ebendiesem System resultiert, gelten dagegen als ehrenwerte Gesellschaft. Vielleicht auch deshalb, weil sie es meistens noch rechtzeitig schaffen, die Kurve zu kriegen und sich – wenn auch unter großem öffentlichen Druck – von Putin und dem russischen Angriffskrieg zu distanzieren.

Eine Frage noch: Warum hat eigentlich Warning immer noch nicht das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, wie seine Kumpels Mangold und Herrenknecht? Kann man ja noch nachholen.


Energiekrise: Droht bald ein Duschzeitenbegrenzungsgesetz?

Russland dreht den Gashahn zu, und Robert Habeck macht ernst und duscht kürzer. Der Bundestag hat eine Novelle des Energiesicherungsgesetzes (EnSiG) von 1975 beschlossen. Das Gesetz sieht bei einer Gefährdung oder Störung der Energieversorgung weitreichende Maßnahmen zur Krisenbewältigung vor, um die Energieversorgung zu sichern. Kommt nun also bald ein Duschzeitenbegrenzungsgesetz? Kaum vorstellbar, dass die FDP da mitmachen wird. Nicht nur, weil die Liberalen gerne lange warm duschen, sondern weil sie für unsere Freiheiten und Grundrechte kämpfen. Das Grundrecht, auf der Autobahn zu rasen, das Grundrecht auf Reichtum und sone Sachen. Deshalb hat Wolfgang Kubicki (FDP) heute in der Bildzeitung erklärt, dass er der Kurzduschempfehlung von Habeck nicht Folge leisten will: „Ich dusche so lange, bis ich fertig bin.“ Da bahnt sich wohl eine Zerreißprobe in der Regierungskoalition an.


Wiedereinführung der Monarchie in Deutschland: Ein Anfang ist gemacht

Mein Blogbeitrag „Königreich Deutschland? Warum wir die Monarchie brauchen“ vom 12. Juni hat offenbar große Verunsicherungen bei meiner geneigneten Leser*innenschaft ausgelöst. Meint er das ernst oder will er uns wieder mal nur veräppeln?

Hier sind wohl einige Klarstellungen vonnöten. Dazu möge man zunächst dem im Zusammenhang mit dem erwähnten Blogbeitrag veröffentlichten Foto nähere Aufmerksamkeit schenken:

Hat man etwa je anlässlich eines runden Geburtstags des deutschen Bundespräsidenten so eine Fülle ungesunder, Brechreiz auslösender Speisen gesehen? Kann man sich eine Torte wie die abgebildete mit Symbolen deutscher Kultur, Wirtschaftskraft, Stadtbussen und Telefonzellen vorstellen? Never ever. Allein damit ließe sich schon die Wiedereinführung der Monarchie in Deutschland rechtfertigen.

Die Mimik des britischen Thronfolgerpaares spricht ebenfalls Bände. Vom Modemagazin „Vogue“ wissen wir ja zuverlässig, dass bei Herzogin Camilla und Prinz Charles „manchmal die Fetzen fliegen“. Hier dürfen wir folgenden Dialog vermuten: (Camilla zu Charles) „Du wirst doch nicht etwa etwas von diesem Haufen Scheiße (bunch of shit) essen wollen?“ (Charles zu Camilla) „Sweetheart, es ist unsere fucking royale Pflicht, von allem etwas zu kosten und entzückt „very delicious“ auszurufen – wann begreifst Du das endlich, Milli!“ (Anmerkung: Der Herr am linken Bildrand von der Zeitschrift „Das Goldene Blatt“ hat alles mitgehört).

Vielleicht war es auch ganz anders. Egal. Fakt ist: Wir brauchen etwas Vergleichbares in Deutschland, um die Menschen zu begeistern und von unseren internen Problemchen abzulenken (Armut, Wohnungslosigkeit, Kindesmissbrauch, Rechtsradikalismus, Corona, usw.). Als weitere Begründung, warum wir in Deutschland einen königlichen Hof brauchen, kann ich nur erneut auf meine überaus fundierten Ausführungen im Blogbeitrag vom 12. Juni verweisen. Im Übrigen werden meine Überlegungen zur Wiedereinführung der Monarchie in Deutschland von prominenter Seite geteilt.

Fürstin Gloria von Thurn und Taxis

So etwa von Ihrer Durchlaucht Fürstin Gloria von Thurn und Taxis.

Im Zusammenhang mit dem 70. Thronjubiläum der britischen Königin hat sie in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung bedauert, dass in Deutschland Monarchie und Adel abgeschafft wurden. Dies sei „ein Verlust“ für das Land, denn eine Monarchie „bringt Geld“, sei „echt“ und „sehr glamourös“. Recht hat die Frau.

Und noch eine starke Stimme sei hier erwähnt: Der Verein „Tradition und Leben“, der für Deutschland eine parlamentarische Monarchie anstrebt. „Wir setzen der Demokratie die Krone auf“, lautet deren offizieller Wahlspruch. Daneben gibt es auch noch die „Monarchiefreunde“.

Es ist also keineswegs so, dass meine Petition zur Wiedereinführung der Monarchie bei change.org nicht einflussreiche Unterstützer hätte. Selbst in meinem privaten Bekanntenkreis gibt es überzeugte Anhänger*innen der Monarchie, was mich gar nicht überrascht. Bereits 13 – in Worten „dreizehn“ – Menschen haben die Petition unterzeichnet. Da ist natürlich noch Luft nach oben. Das nächste Ziel sind 100 Unterschriften. Sei dabei!


Barrierefreiheit am PC

Asdf jklö. Na, klingelts? Genau – die gute alte Schreibmaschine! Papier einspannen, mit Kohlepapier für Durchschläge, Ränder einstellen, losschreiben. Wenn die Zeile zu Ende war und der Umschalthebel betätigt werden musste, hat´s geklingelt. War man zu schnell, verhakten sich die Buchstabenhebel. Wer mehr als 300 Anschläge in der Minute schaffte, die war schon richtig gut. Ja, richtig gehört, Frauen sind in diesem Fall nicht nur mitgemeint. Schreibkraft oder Sekretärin, auch Stenotypistin (vulgo Tippse) war lange ein reiner Frauenberuf (isses ja irgendwie immer noch). „Fräulein Meier, zum Diktat!“ riefen die männlichen Chefs, die sich zu schade oder zu dämlich waren, ihre unausgegorenen Sprachkreationen selbst zu Papier zu bringen.

Ich bin meinen Eltern heute noch dankbar dafür, dass sie mir ermöglichten, Schreibmaschinenschreiben zu lernen – blind und mit zehn Fingern! Wochenlang nur asdf jklö in die Tasten klopfen. Das war in der achten Volksschulklasse und sollte mir zu einem erfolgreichen Start in das Berufsleben verhelfen. Ich schaffte es allerdings nur bis 240 Anschläge pro Minute. Später machte ich mich lustig über Leute, die nach dem „Einfingersuchsystem“ tippten oder nach dem – Achtung Kalauer! – „Baader-Meinhof-System“ (Pro Tag ein Anschlag). Schreibmaschinen gibt es schon lange nicht mehr, aber die ursprüngliche Tastaturbelegung ist bei modernen Endgeräten (Laptop, Handy etc.) erstaunlicherweise geblieben. Fein raus ist da, wer noch das klassische Zehnfingersystem gelernt hat. Trotzdem kann es mühsam sein, längere Texte auf dem Computer oder dem zu kleinen Tastaturfeld des Smartphones zu tippen. Menschen mit dicken Fingern und/oder schlechten Augen sehen da alt aus. Doch es gibt Abhilfe: Handys und moderne Textprogramme wie etwa Microsoft Office haben eine Diktierfunktion. Man schaltet das Mikrofon ein und die gesprochene Sprache wird in Text übertragen. Funktioniert erstaunlich gut. Aber Vorsicht: Man sollte das Ergebnis nochmal kritisch prüfen. Denn aus „Doppelpunkt“ macht das Programm „Google kommt“, und aus „Neger“ wird „*****“, aber das darf man ja sowieso nicht mehr sagen.


Vom Licht, von Schwarzen Löchern und ob es Gott gibt

Heute mal wieder ein Beitrag zu den großen Fragen der Menschheit, dieses Mal aus der Astrophysik. Wie ist das Universum entstanden? Wieso gibt es Materie im Universum? Warum gibt es uns überhaupt? Gibt es Gott? Für etwaige Zweifler*innen an meiner fachlichen Kompetenz zu diesen Fragen erlaube ich mir den Hinweis, dass mein Entlassungszeugnis der „Katholischen (!) Volksschule – Knabensystem (!!)“ mir in den Fächern Katechismus (!!!) und Naturkunde jeweils ein „Sehr gut“ bescheinigt. Ich fühle mich also durchaus ausreichend gerüstet, über die Schöpfung aus biblischer Sicht und die Entstehung des Universums aus naturwissenschaftlicher Sicht kompetente Aussagen zu treffen.

„Und Gott sah, dass das Licht gut war“ (GEN 1,4):  Bei der Erschaffung der Welt hat Gott sich selbst für die Idee mit dem Licht die Note „gut“ gegeben. Ich hätte ihm auch ein „sehr gut“ dafür gegeben. Absolut. Denn Licht ist notwendig. Das hat Gott ganz richtig erkannt. Ohne Licht gäbe es kein Leben. Licht ist die Voraussetzung für die Photosynthese. Gemeint ist in diesem Falle allerdings das Sonnenlicht, nicht das vom Menschen mittels elektrischem Strom produzierte künstliche Licht. Elektrisches Licht gab es am Tag eins der Schöpfungsgeschichte noch nicht. Deshalb konnte Gott auch nicht wissen, dass man es mit dem Licht auch übertreiben kann. Aus dem All jedenfalls sieht der Globus ziemlich erleuchtet aus. Was wir nicht alles anstrahlen und beleuchten! „Lichtverschmutzung“ heißt das dann. Kostet viel Energie, und die Insekten finden es gar nicht gut. Und wenn wie im Krieg Bomben fallen, schützt weniger oder kein Licht nicht nur Insekten, sondern auch Menschen.

Die Kreationisten sind davon überzeugt, dass die Erschaffung der Welt genauso passierte wie in der Bibel beschrieben. Nichts mit Urknall und so. Der einzige Knall ist der, den sie selbst haben. Dabei ist die Sache mit dem Licht wirklich kompliziert und die biblische Beschreibung lässt dazu Fragen offen. Hier kommt jetzt Albert Einstein ins Spiel mit seiner Allgemeinen Relativitätstheorie und dem E=mc². Hat jede/r schon mal von gehört, oder? Energie kann sich in Masse verwandeln und Masse in Energie. Aus Licht wird Materie (Elektronen) und Antimaterie (Positronen) – und umgekehrt. Aber nur, weil aus fünf Milliarden Teilchen Antimaterie fünf Milliarden und eins Materie werden, gibt es uns. Warum diese Asymmetrie? Das hat bis heute noch kein Physik-Nobelpreisträger wirklich erklären können. Ich auch nicht. Echt krasse Geschichte.

Und dann noch diese Schwarzen Löcher. Es ist noch nicht lange her, da konnte man das erste Schwarze Loch fotografieren. Das geht nicht einfach so mit dem Smartphone, sondern dafür brauchte es ein ziemlich großes Teleskop, etwa so groß wie die Erde. Weil es so ein großes Teleskop nicht gibt, hat man sich beholfen und acht Teleskope genommen, die über die ganze Welt verteilt sind, das sog. Event Horizon Telescope (EHT).

Innerhalb eines solchen Schwarzen Lochs ist die Gravitation so stark, dass nicht einmal das Licht entweichen kann. Deshalb sieht man auf dem Foto des Schwarzen Lochs in der Nachbargalaxie Messier 87, die wiederum Teil des Galaxienhaufes Virgo ist, nur die heiße Materie, die sich ringförmig um das mega massereiche Schwarze Loch gesammelt hat. Und jetzt haltet Euch fest: Inzwischen ist auch unser eigenes Schwarzes Loch, also das unserer Galaxie, der Milchstraße (ob laktosefrei oder nicht, ist hier relativ unerheblich) entdeckt: Es heißt Sagittarius A*, ist 27.000 Lichtjahre von uns entfernt und hat die Masse von vier Millionen Sonnenmassen, ist aber von der Ausdehnung her kaum größer als unser Sonnensystem. Irre, oder? Die Entdecker, darunter ein Deutscher, haben dafür den Nobelpreis bekommen.

Aber zurück zur Genesis bzw. zur Erschaffung der Welt. Ob Gott damals auch schon die Allgemeine Relativitätstheorie kannte? Vermutlich nicht, denn die hat Albert Einstein gefunden. Die Frage, warum es Materie im Universum gibt, also auch uns selbst, hat er nicht wirklich beantwortet. Nach seiner Relativitätstheorie besteht das Licht aus Materie und Antimaterie. Und es krümmt sich im Raum. Aber warum gibt es den Menschen und warum besteht er aus 1029 Teilchen? Und die schweren Teilchen davon bestehen aus Quarks? Das haben wir im Katechismus- und Naturkundeunterricht in der Katholischen Volksschule nicht erschöpfend behandelt.

Deshalb muss ich hier die anfangs gestellte Frage, wie das Universum entstanden ist und ob Gott oder Albert Einstein recht hatten, offenlassen. Keiner von Beiden hat uns das wirklich erschöpfend erklärt. Oder habe ich da eine Sendung mit der Maus verpasst?   


Königreich Deutschland? Warum wir die Monarchie brauchen

Deutschland – ein Königreich? Ja warum denn nicht. Was die Briten, die Spanier, die Luxemburger, die Dänen, die Belgier, die Niederländer, die Schweden, die Liechtensteiner können – warum nicht auch wir?  Mit einem gewissen Neid schauen wir in diesen Tagen auf die britische Monarchie. 70 Jahre ist Queen Elizabeth II. im Amt, und das Volk jubelt ihr zu. Sie hat zwar nichts zu sagen bzw. muss das, was ihr der britische Struwwelpremier auf den Zettel geschrieben hat, korrekt ablesen. Ihre Nachkommenschaft macht nicht nur bella figura. Sie und ihr Hofstaat kosten den britischen Steuerzahler einen Haufen Geld, so what? Zum siebzigsten Thronjubiläum fährt die goldene Kutsche mit ihrem Hologramm durch London, begleitet von lustig verkleideten Reitern, und das Volk ist außer Rand und Band. Der designierte Thronfolger, Prinz Charles, ist selbst schon im fortgeschrittenen Alter. Wie sich das anfühlt, weiß ich, denn wir sind der gleiche Geburtsjahrgang, mit dem Unterschied, dass ich wohl nicht mehr König von Deutschland werde. Und wenn Charles den Sprung nach oben auf der royalen Karriereleiter noch schafft, dann vielleicht auch nur mithilfe eines Throntreppenlifts.

Leider haben wir in Deutschland 1918 den letzten deutschen Kaiser, Wilhelm II., aus dem Amt getrieben. Seitdem findet das Leben des deutschen Hochadels nur noch im Goldenen Blatt und bei gelegentlichen Traumhochzeiten statt. 2011 ergab eine Umfrage, dass immerhin neun Prozent der Deutschen sich einen König oder eine Königin wünschen. Mich hat keiner gefragt, aber ich bekenne: Ein König, noch besser eine Königin, das würde unserem Ansehen in der Welt nützen und den politikverdrossenen Bürgerinnen und Bürgern den Stecker ziehen.  

Aber wer soll den Job machen? Es kämen ja nur Menschen mit adeligem Hintergrund in Frage. Damit scheiden Günter Jauch, Jogi Löw, Helene Fischer, Dieter Bohlen, Alice Schwarzer oder Robert Habeck aus. Leute mit blauem Blut hätten wir ja durchaus, wie etwa Otto Graf Lambsdorff, Gloria Prinzessin von Thurn und Taxis, August Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg. Aber kann man sich die auf dem deutschen Königsthron vorstellen?

Topfavorit (nicht zu verwechseln mit Topflappen) für den Posten wäre zweifellos Eckart von Hirschhausen. Der Mann ist beliebt, klug, charmant, sozial engagiert, nie schlecht gelaunt, und ein bisschen adelig ist er auch. Er weiß praktisch über alles schwer Bescheid, ist in allen deutschen Fernsehsendungen präsent, hat eigene Shows, produziert Bücher am laufenden Band. Damit nicht genug: Er wurde 2021 als die fahrradfreundlichste Persönlichkeit ausgezeichnet. Wow! Mehr Königsformat geht nicht. Sein einziger Fehler scheint eine Aufmerksamkeitsstörung zu sein, und dass er keine Frau ist. Gegen den Mann kann man wirklich nichts haben.

Warum also nicht mit ihm, jetzt, wo sowieso alle von der Zeitenwende reden, in ein neues Zeitalter der deutschen parlamentarischen Monarchie einsteigen? Mit Seiner Durchlaucht König Eckart dem Ersten an der Spitze? Dem drögen politischen Alltag in Berlin neuen royalen Glanz verleihen? Die Menschen brauchen jemand, dem sie zujubeln können. Bei Olaf Scholz fällt das irgendwie schwer.

Und die Kosten? Ein König braucht ein Schloss, einen Thron, eine Krone, teure Kleider, Personal, viel Geschirr für die Gäste, eine Kutsche als Dienstfahrzeug, einen Balkon zum Winken und noch allerlei Brimborium. Das kostet einen Haufen Geld. Wenn man aber gleichzeitig das Amt des Bundespräsidenten abschafft und die Privilegien für die Ex-Staats- und Regierungschefs streicht – für Wulff, Köhler, Gauck, Schröder und Merkel kommen da schon einige Milliönchen zusammen – dann könnte auch der Bund der Steuerzahler nicht mehr gegen die Wiedereinführung der Monarchie in Deutschland sein.    

Ich würde mich freuen, wenn meine Petition bei Change.org zur „Wiedereinführung der Monarchie in Deutschland“ viele Unterstützer*innen findet. Hier der Link: https://chng.it/7NbWzMxZHh


Wie viel(e) Auto(s) braucht der Mensch?

Ab heute können wir dank Tankrabatt (tank Dankrabatt?) wieder billiger Auto fahren, wovon vor allem die mit den großen Spritfressern profitieren. Vernünftig und klimaschützend ist das nicht. Selbst Ifo-Chef Fuest hält das für einen ziemlichen Quatsch und eine Umverteilung von unten nach oben. Das 9-Euro-Ticket für ÖPNV-Nutzer dürfte da schon eher einen ökologischen Effekt haben, wenn auch nur für kurze Zeit und wenn die Bahn es nicht wieder durch katastrophales Missmanagement verschifft.

Die von Scholz propagierte Zeitenwende ist derzeit vor allem für die Rüstungskonzerne lukrativ. Eine Zeitenwende bei Kauf und Nutzung des Automobils zeichnet sich jedenfalls nicht ab.  

Eigentlich sollte hier nur eine kurze Notiz stehen zu der Meldung, dass in Deutschland im Durchschnitt weniger SUVs genutzt werden als in anderen europäischen Ländern – siehe Graphik.

Hätte man nicht unbedingt erwartet. Nun können wir selbstzufrieden auf die bösen Schweizer, Belgier oder Norweger zeigen. Doch wir holen auf: Die Neuzulassungen von Sport Utility Vehicles (SUV) in Deutschland erreichten 2021 einen Anteil von 25,4 Prozent aller Neuzulassungen. 2019 waren es sogar noch mehr. Der Trend geht also weiter hin zum fetten, zwei Tonnen schweren „Muttipanzer“, mit dem die lieben Kleinen abgeschirmt von allen gefährlichen Umwelteinflüssen sicher in die Kita gebracht werden können.

Doch lassen wir mal die Polemik beiseite – sie soll später noch zu ihrem Recht kommen. Die SUVler haben auf diesem Blog schon in einem früheren Beitrag ihr Fett wegbekommen (13.08.21: „SUVler aller Länder, vereinigt euch!). Es gibt für die Nutzung eines SUVs durchaus nachvollziehbare und plausible Gründe. Die bequemere Einstiegshöhe, die von Senioren geschätzt wird, die größere Sicherheit, mehr Platz, mehr Fahrkomfort. Der Kauf eines Autos und die Wahl eines bestimmten Modells dürfte bei den meisten Menschen von rationalen Erwägungen geleitet sein, wie etwa Familiengröße, Art der Nutzung, Verbrauch, etc.

Umweltbelastungen durch Verkehr

Bis ins späte 19. Jahrhundert, vor der Erfindung des Automobils mit Verbrennungsmotor (1886), war das Reisen über größere Entfernungen mühsam, gefährlich und zeitaufwendig. Goethe brauchte 1786 mit der Postkutsche von München nach Venedig drei Wochen. Das Erkunden fremder Länder war ein Privileg der Aristokratie. Touristische Reisen gab es praktisch nicht. Heute ist das Auto als Mittel der schnellen Überwindung großer Entfernungen nicht mehr wegzudenken.

Leider haben die Vorteile, die wir aus der Nutzung des Automobils ziehen, einen hohen Preis. PKW-Verkehr ist in vielfacher Hinsicht schädlich. Er benötigt Fläche, verbraucht Energie, belastet Luft und Klima, Verkehrslärm kann krank machen. Für die Herstellung von Autos werden große Mengen an Rohstoffen und Energie benötigt. Autos stehen die meiste Zeit rum und belegen Platz im öffentlichen Raum. Das alles ist hinlänglich bekannt. Informationen über die schädlichen Auswirkungen des Autoverkehrs für Mensch und Umwelt gibt es zu genüge, z.B. auf der Seite des Umweltbundesamtes. Trotzdem können oder wollen wir – jedenfalls die meisten von uns – nicht auf das Auto verzichten. Es wäre besser, Bus und Bahn zu benutzen. Wo das nicht geht und ein Auto wirklich unverzichtbar ist, z.B. weil der Weg zur Arbeit mit dem ÖPNV unzumutbar lang ist, gäbe es Möglichkeiten, die schädlichen Auswirkungen des Autoverkehrs zu reduzieren: Fahrgemeinschaften bilden, kleinere Autos, unnötige Fahrten vermeiden, Carsharing nutzen, etc.

Ein Gedankenexperiment: Ganz ohne Auto – geht das überhaupt?

Auch wenn die Anzahl zugelassener PKW in Deutschland nach wie vor steigend ist – eine wachsende Zahl von Menschen hat kein Auto. Immer mehr Menschen, insbesondere der jüngeren Generation, entscheiden sich dafür, auf das eigene Auto zu verzichten. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe: Sei es als bewusste Entscheidung dagegen, etwa aus ökologischen Gründen, sei es, weil sie sich ein Auto nicht leisten können, sei es, weil sie keinen Führerschein besitzen.

Was aber wäre, wenn wir durch äußere Umstände gezwungen würden, den privaten Autoverkehr komplett einzustellen? Wenn Benzin und Diesel stark rationiert werden müssten und nur noch notwendige Fahrten (Krankentransporte, Versorgung, etc.) erlaubt wären? Das ist angesichts der aktuellen Möglichkeit eines Ölembargos im Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg ein realistisches Szenario. Es gab schon mal, während der Ölkrise in den Siebziger Jahren, einen autofreien Sonntag. Das wars aber auch schon. Zu Beginn der Corona-Krise kam der Flugverkehr nahezu vollständig zum Erliegen. Auch das wäre vorher wohl undenkbar erschienen. 

Es ist schwer vorstellbar, wie unser Leben aussehen würde, wenn nicht nur die individuelle Mobilität drastisch eingeschränkt würde, sondern auch die wirtschaftlichen Versorgungsstrukturen großflächig ausfallen würden. Wenn die Supermarktregale leer blieben, die online-Lieferdienste nicht mehr kämen, die Milch vom Bauernhof nicht mehr abgeholt würde, der Öltank für die Heizung leer bliebe. Reichen die lokal und regional produzierten Nahrungsmittel aus, um das Überleben zu sichern? Wenn plötzlich alle Haushalte einer Region bei den wenigen Bauernläden und Gemüsekisten-Lieferanten Schlange stehen? Glücklich, wer dann einen eigenen Garten hat und selbst Gemüse anbauen kann. Vielleicht müssten die Gartenbesitzer ihre Salatköpfe dann mit der Waffe gegen Eindringlinge verteidigen? Stoff genug für einen dystopischen Roman, an dem vermutlich schon viele AutorInnen basteln.

Angesichts dramatischer Konsequenzen für unsere auf funktionierende Versorgungsstrukturen (Lieferketten!) ausgerichtete Lebensweise würde das romantische Schwärmen von einer autofreien Gesellschaft schnell der Ernüchterung weichen.

Dennoch darf man fragen, wie viel Auto wir wirklich brauchen. Manche Menschen glauben sogar mehrere Autos zu brauchen. Wann ist die Nutzung des Autos unverzichtbar, wann sind Bequemlichkeit, Besuche bei Freunden und Verwandten, Ausflüge, Urlaubsreisen, schnell mal zum Supermarkt, Spaß am Fahren usw. ein Luxus, an den wir uns gewöhnt haben, auf den wir aber notfalls auch verzichten könnten?

Es ist schade, dass die Politik mit dem Tankrabatt das Autofahren prämiert und nicht den Verzicht darauf. Es gibt ja nicht nur den Tankrabatt, sondern wir hatten vor einigen Jahren die Abwrackprämie und jetzt aktuell die e-Auto-Förderung. Warum eigentlich keine 1000 Euro für den Kauf eines E-Bikes?

Die tollkühnen Männer in ihren rasenden Kisten

Ab jetzt verlassen wir den sachlichen Diskurs und werden polemisch. Der Appell an die Vernunft, auf das Autofahren zu verzichten oder damit sparsam umzugehen, kleinere, sparsame Autos zu kaufen, usw. stößt allerdings bei einem nicht kleinen Teil unserer Gesellschaft auf wenig Gegenliebe. In den mit 200 km/h auf der Überholspur heranrauschenden SUVs und Sportwagen sitzen Fahrer, die sparsames Fahren und Geschwindigkeitsbeschränkungen für unmännlich halten. Die schlimmsten Exemplare sind die Poser, meist junge Männer mit PS-starken, getunten Luxus-Sportwagen („Balzhobel“), mit denen sie sich private Rennen liefern oder in den Einkaufsmeilen den Motor aufheulen lassen, um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Das Auto als Protz- und Statussymbol mit Angeberausstattung und eingebautem Sound, der an das Röhren eines brünftigen Hirsches erinnert. Kaum anzunehmen, dass die intellektuelle Ausstattung der dazugehörigen Halter mit der PS-Zahl des Fahrzeugs Schritt hält. Gegen dieses Macho-Gehabe dürften Vernunftgründe wenig ausrichten. Warum aber Polizei und Ordnungsbehörden dagegen nicht mit der gleichen Strenge vorgehen wie gegen Fahrradfahrer ohne Licht, bleibt ein Rätsel.

Eine eigene Betrachtung wert wäre hier noch die Autowerbung im Fernsehen. Niemals im Stau, immer in schöner Landschaft unterwegs, schwerlos und frei von den Mühen des Alltags. Gerne auch in Verbindung mit schönen Frauen, die dem männlichen Käufer suggeriert: „Mit dem Auto kriegst Du jede rum“.

So handfest sexistisch wie in dieser Porsche-Werbung geht es heute nicht mehr, aber frauenfeindlich bleibt die Werbung trotzdem. Hallo BMW, Mercedes und Porsche: Für wie doof haltet ihr eigentlich die Frauen?

Wo waren wir stehengeblieben? Ach ja, die SUVs, der Tankrabatt und die Hormone des deutschen Autofahrers. Und dass wir weiter russisches Öl kaufen, womit der Krieg gegen die Ukraine finanziert wird, haben wir noch gar nicht erwähnt. Das wollen wir lieber gar nicht so genau wissen, wenn wir morgen zur Tanke fahren.