Wir müssen draußen bleiben. Die Auslagerung des Flüchtlingsschutzes aus Europa

Worum es bei diesem Blogbeitrag nicht geht: Um so existentielle Fragen wie die Heizungsdebatte (grotesk), um die Vetterleswirtschaft in Habecks Ministerium (dumm gelaufen), nicht um den Medienstar und vielzitierten Führer einer privaten Söldertruppe im Ukrainekrieg (seit wann gelten Kriegsverbrecher als seriöse Informationsquelle?) und schon gar nicht um Marie-Agnes Strack-Zimmermann (gähn) oder den Fraktionsführer der CDU/CSU Thorsten Frei (der sich offenbar die Haare regelmäßig in der Fritteuse wäscht – das muss ja irre viel Strom kosten!).

Nein, es geht um so etwas Nebensächliches wie das Schicksal von Millionen von Kriegs-, Klima- und Armutsflüchtlingen. Also gewissermaßen um Flüchtlingsschutz, äh, also wie Europa sich vor den Flüchtlingen schützen will.

Den Flüchtlingszustrom stoppen

Derzeit überbieten sich Politiker nahezu aller Parteien, auch der Grünen, mit Forderungen und Vorschlägen, wie man den Zustrom der Flüchtlinge nach Europa und Deutschland stoppen kann. Bundesinnenministerin Nancy Faeser will eine schärfere EU-Asylpolitik und bekommt dafür – Achtung! – Beifall von ihrem Vorgänger Horst Seehofer. Es scheint große Einigkeit zu herrschen, dass man die Flüchtlinge an den Außengrenzen der EU aufhalten will. Dort sollen sie in großen, menschenfeindlichen Massenunterkünften interniert werden, bis ihr Asylantrag im Schnellverfahren entschieden ist. „Die Guten, möglichst wenige, dürfen dann rein: die Schlechten, möglichst viele, sollen draußen bleiben“, so Heribert Prantl in seiner politischen Wochenschau vom 7.05.2023. Und damit man die abgewiesenen Flüchtlinge auch wieder loswird, sollen möglichst viele Staaten zu sicheren Herkunftsländern erklärt werden. Oder man ködert afrikanische Staaten wie Ruanda, Senegal oder Tunesien mit „Entwicklungshilfe“, damit sie bei der Auslagerung des Flüchtlingsschutzes mitmachen und zustimmen, abgewiesene Flüchtlinge in großer Zahl in ihren Ländern aufzunehmen.

Die Idee mit den sogenannten „Ankerzentren“ an den Außengrenzen – Anker steht für „Ankunft, Entscheidung, Rückführung“, die man eher der AfD zuordnet, wurde 2018 von Innenminister Seehofer und der Großen Koalition ins Spiel gebracht. Schon drei Jahre vorher, im Herbst 2015, entbrannte in Deutschland eine Debatte a lá „Immer mehr Flüchtlinge: Wie kann man sie stoppen?“ (Panorama-Sendung vom 29.10.2015. Schon damals hatte zum Beispiel Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) gefordert, den Zuzug von Flüchtlingen nach Deutschland mit Transitzonen zu stoppen.

„Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu bauen“

Jetzt wird sogar von einer Sicherung der Außengrenzen mit Mauern und Zäunen gesprochen – die es teilweise ja schon gibt. Das bedeutet, Flüchtlinge sollen mit Gewalt daran gehindert werden, europäischen Boden zu betreten. Bis zum Schießbefehl an den Grenzen ist es dann nicht mehr weit. Wie das funktioniert, können sich die Europäer bei den Amis und ihrer Grenzsicherung zu Mexiko anschauen.

„Anfang 2023 sind Abschiebungen und die Zusammenarbeit mit Drittstaaten nun öffentlich das Dogma der EU-Migrationspolitik. In Deutschland kam die Ampel-Koalition nach einem Gipfel zu Ergebnissen, die entgegen der Koalitionsvereinbarungen stehen: Sie wollen mehr Abschiebungen, Asylverfahren an den EU-Außengrenzen, Abkommen mit Drittstaaten, wie ein Dokument zeigt, das wir kürzlich veröffentlicht haben. Um mehr Abschiebungen durchzusetzen, hat Deutschland mittlerweile seit Anfang des Jahres einen eigenen Sonderbeauftragten.“ (Quelle: Frag den Staat)

 Von den Zuständen auf dem Mittelmeer, wo man keine Zäune errichten kann, erfährt die Öffentlichkeit immer weniger. „Die menschliche Katastrophe, die sich im Mittelmeer ereignet, ist nicht hinnehmbar“, sagte IOM-Generaldirektor Antonio Vitorino. Mehr als 20.000 Menschen seien seit 2014 auf der zentralen Mittelmeerroute ums Leben gekommen. Wie viele auf der Strecke tatsächlich sterben, ist unklar. Viele Leichen werden mutmaßlich nie geborgen.“ Tagesschau vom 12.04.2023). Gleichzeitig plant das deutsche Verkehrsministerium, die Seenotrettung weiter einzuschränken.

Und was treiben die „Migrations-Manager“ vom IPMPD?

Unbemerkt von der Öffentlichkeit und wenig transparent agiert im Hintergrund eine dubiose Organisation: Das „International Centre for Migration Policy Development (IPMPD)“. Laut einer Recherche des Blogs „Frag den Staat“* berät das IPMPD „Staaten im Hintergrund, schafft internationale Vernetzungen und wird auch selbst in Grenzregionen der EU aktiv …es unterstützt direkt und indirekt die Küstenwachen in Libyen, Marokko und Tunesien – Behörden, denen massive Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden. Damit hilft ICMPD dabei, die EU-Außengrenze nach Nordafrika zu verschieben. …ICMPD entwickelte Ideen für ein dubioses Asyl-Projekt in Deutschland mit. Involviert war dabei auch der mittlerweile untergetauchte Wirtschaftskriminelle Jan Marsalek“.

Unter anderem beschäftigt sich das ICMPD auch mit dem „Management von Leichen auf See“. Diese kalte Technokratensprache („Rückführung“ statt „Abschiebung“) spiegelt sich auch in dem Terminus „Migrationsdiplomatie“ wider: Gemeint ist schlicht und ergreifend „schneller und effizienter abschieben“. In diesem Geist berät das ICMPD die europäischen Regierungen, auch die deutsche. Der Flüchtlingsschutz im Sinne der Genfer Konvention bleibt mehr und mehr auf der Strecke.

Die Erkenntnisse aus der Recherche von Frag den Staat hat Jan Böhmermann im ZDF-Magazin Royale am 19.05.2023 zum Thema gemacht – kann man sich bis 18.05.2024 noch hier anschauen.

*FragDenStaat ist die zentrale Anlaufstelle für Informationsfreiheit in Deutschland.


Das ist alles nur geklaut

Ich gebe es zu: Ich klaue gerne schöne Zitate, Wörter und Formulierungen, um damit anzugeben. Also ohne die Quelle anzugeben (man beachte das doppelsinnige Wortspiel!). Zum Beispiel, wenn ich meine Gedanken um „queerfeministische und posthumanistische Ansätze, antirassistische und dekoloniale Perspektiven“ anreichern möchte, was ja erst einmal so rein zeitgeistmäßig nix schaden kann. Das hat Peter Neumann unter der Überschrift „Quetschgebiss mit Jochzähnen“ über die Frankfurter Schule in der ZEIT Nr. 5 vom 26.01.2023 geschrieben. Ist doch schön, ist es nicht? wie der Engländer sagen würde. Apropos Frankfurter Schule – die müsste ich endlich mal lesen. Adorno, Horkheimer, Dialektik der Aufklärung, den ganzen Kram. Wenn die sich bloß nicht immer so kompliziert ausdrücken würden. An Adornos „Minima moralia“ beiße ich mir seit Jahrzehnten die intellektuellen Zähne aus.

Es gibt so vieles, worüber ich unbedingt schreiben müsste. Mein Ideenspeicher ist knallvoll, schon längst am Überlaufen. Es kommen aber auch immer neue Sachen hinzu. Andere sind schon wieder passé, wie etwa die Krönungszeremonie von König Charles am vergangenen Wochenende. Ein privater Wohnungsumzug hat mich daran gehindert, die Zeremonie im Fernsehen zu verfolgen und mir Gelegenheit zu geben, meine Petition für die Wiedereinführung der Monarchie in Deutschland in Erinnerung zu rufen.

Die Liste der Themen, über die auf diesem Blog zu schreiben es mich drängt, ist lang /(weitere Vorschläge meiner geneigten Leser*innenschaft nehme ich gerne entgegen): Profifussballer, Wokeness, Gerechtergeschlechtigkeit, Cancel culture, das Metaversum, die Letzte Generation, die SMS-Ergüsse des Bild-Chefs Mathias Döpfner, Atomkraft, Porschefahrer, Gratismentalität, den neuesten Bahnstreik, die Heizungsdebatte, Unisex-Toiletten, Migrationspolitik, über das Älterwerden (in Würde!), Donald Trump – so viele Themen. Und, nicht zu vergessen, der Beutelmarder. Von dem heißt es, dass für die männlichen Exemplare der Geschlechtsverkehr einem Todesurteil gleichkommt – sie sterben nach dem Paarungsakt. Das sollte uns Männern zu denken geben. Nicht umsonst sprechen die Franzosen vom „petite mort“, wenn sie den Orgasmus meinen. Über den weiblichen Orgasmus im Spätkapitalismus wollte ich übrigens meine Doktorarbeit schreiben. Dafür hätte ich aber mehr Feldstudien betreiben müssen, hatte damals mein Doktorvater gemeint. Nein, der hieß nicht Michel Houellebecq. Wirklich eine Ahnung habe ich von all diesen Themen nicht. Aber je mehr man etwas von einem Thema versteht, desto schwieriger wird es, darüber zu schreiben. Mir geht es jedenfalls so. Dann herrscht in meinem Kopf ein Riesendurcheinander, und ich kriege die Sachen nicht mehr vernünftig sortiert.

Deshalb am besten gleich losschreiben, ohne allzu viel drüber nachzudenken. So sind viele Beiträge auf diesem Blog entstanden. Und so wird es bleiben. Aber Achtung: Das ist alles schon mal gedacht und geschrieben worden und, zumindest ganz oft, von mir geklaut. Also ich habe geklaut, nicht ich wurde beklaut. Falls jemand es wagt, meine Ideen, Gedanken und Formulierungen zu klauen: Macht nichts. Es plagiatiert mich nicht. Dieses Wort habe ich jetzt aber wirklich selbst erfunden. Doch wer weiß das schon. Vielleicht hat es schon jemand anderes erfunden, dann habe ich es eben geklaut.


Deutsche Presselandschaft wird ärmer: Zeitschrift BEEF! wird eingestellt!

Traurige Nachricht: Die von mir hochgeschätzte wissenschaftliche Zeitschrift „BEEF! Männer kochen anders“ wird vom Verlag Gruner und Jahr aufgegeben! Dabei hat BEEF! wie kaum eine andere Zeitschrift gesellschaftlich hochbrisante Themen aufgegriffen, wie etwa „So grillt die Welt“, oder „Das große Braten-Raten“ – also gewissermaßen heiße Eisen angefasst und keinen Fettnapf ausgelassen.

Die gute Nachricht: Man kann die Zeitschrift kaufen!! Ich möchte daher eine Krautfanding -Rettungsaktion starten und bitte alle Liebhaber zarter Steaks unter meinen treuen Abonnenten (gendern hat in diesem Zusammenhang wahrscheinlich keinen Sinn) um eine Spende.  Wenn genügend Geld zusammenkommt, können wir dem Verlag ein Kaufangebot machen und, im Falle eines Zuschlags, die Zeitschrift BEEF! weiter verlegen. Themen gibt es ja genug. Zum Beispiel:

  • Warum Markus Söder lieber Schweinsbraten als Insektenburger isst. Originalzitat Söder: „Vor drei Jahren hieß es: Rettet die Bienen und jetzt: Futtert die Käfer! Wir essen lieber Schweinsbraten statt Insekten und Madenmüsli. Und wenn ihr das wollt, liebe Grüne, dann könnt ihr das Zeug selber fressen.“ Wo er recht hat, hat er recht, der Markus.
  • Wir lassen uns das Schnitzel nicht verbieten, hollahi, hollaho, hollalah.
  • Warum Massentierhaltung besser ist als ihr Ruf
  • Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft verspricht Schreddern männlicher Küken bis 2090 einzustellen