Jetzt ist die Zeit über Frieden zu reden

Jetzt vom Frieden reden? In dieser Zeit der Hochkonjunktur der Kriege? Wo der Krieg in der Ukraine an Intensität eher zunimmt? Der Nahost-Konflikt zu einer entsetzlichen Gewalteskalation führt? Wo ungelöste Gewaltkonflikte in Afghanistan, Aserbeidschan, Sudan, Kolumbien, Syrien, Jemen, Nigeria, DR Kongo, Myanmar die Nachrichten beherrschen? Ausgerechnet jetzt sollen wir von Frieden reden?

Robert Habeck meinte kürzlich im Zusammenhang mit dem Nahostkonflikt: „Es ist jetzt nicht die Zeit, über Frieden zu reden“. Dem widerspricht Navid Kermani (Die ZEIT Nr. 47/2023) Doch, genau jetzt ist die Zeit, über Frieden zu reden, allerspätestens im Krieg, nachdem es die Welt über Jahre versäumt hat, auf eine Lösung des Nahostkonflikts hinzuwirken“.

Heribert Prantl beklagt in seinem jüngsten „Prantls Blick“ für die SZ, dass früher mehr Demo war und fordert eine neue, eine stärkere Friedensbewegung. Warum werden heute Menschen belächelt, diskriminiert, als naiv bezeichnet, die Forderungen nach Waffenstillstand, Friedensverhandlungen, Kompromissen erheben, nach einer nicht-militärischen Logik der Konfliktlösung, oder die für eine Initiative unter der Überschrift „Sicherheit neu denken“* eintreten (https://www.sicherheitneudenken.de/ ?

Muss Deutschland wirklich „kriegstüchtig“ werden, wie es der derzeit beliebteste Politiker Boris Pistorius fordert, oder nicht vielmehr „friedenstüchtig“? Es ist an der Zeit, vom Frieden zu reden. Wann, wenn nicht jetzt?

*“Sicherheit neu denken – von der militärischen zur zivilen Sicherheitspolitik“ ist eine Veranstaltungsreihe überschrieben, die wir in diesem Winterhalbjahr in Südbaden organisieren. Wir, das sind pax christi, das Katholische Bildungswerk Wittnau und das Gemeindeteam Ehrenstetten. Hier der Flyer mit den noch geplanten Veranstaltungen:


Ein Loch ist im Haushalt, oh Lindner, ein Loch.

Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Bundeshaushalt herrscht in Regierungskreisen große Panik: Wie kann das entstandene Haushaltsloch von 60 Mrd. Euro gestopft werden? Schuldenbremse abschrauben und neu zusammenfriemeln (will die FDP nicht, die CDU aber auch nicht)? Bürgergeld / Renten / Kindergrundsicherung / Asylbewerberleistungen – einfach das ganze Gedöns kürzen (will die FDP, aber auch die CDU)? Porsche von Christian Lindner verkaufen (bringt eh nichts)?

Foto Annegret Hilse/dpa

Jetzt hat der Finanzminister auch noch sein bestes Pferd im Stall, den langjährigen Staatssekretär Werner Gatzer (SPD), gefeuert. Der soll an allem Schuld sein. Ne, ne, Herr Lindner. Nicht der Staatssekretär ist das Problem. Auch nicht das Bundesverfassungsgericht, nicht die Schuldenbremse und nicht Corona oder der Ukrainekrieg. Das Problem ist die FDP. Die blockiert nämlich alles, was kurzfristig und nachhaltig zu einer Verbesserung der Haushaltssituation führen könnte. Steuererhöhungen für Besserverdienende etwa. Oder der Abbau umweltschädlicher Subventionen. Diese allein betragen 65,4 Mrd. Euro im Jahr. Beispiele dafür sind die Steuerbefreiung für Flugbenzin (8,3 Mrd.), das sogenannte Dienstwagenprivileg (3,1 Mrd.), die Mehrwertsteuerbefreiung für internationale Flüge (4 Mrd.) oder die Pendlerpauschale. Das Autofahren mit Dieselkraftstoff wird subventioniert (18 Cent pro Liter, bzw. 8,2 Mrd. Euro im Jahr).

Jüngstes Beispiel für unsinnige (wenn auch in diesem Falle nicht unweltschädliche) Subventionen: Ein Förderprogramm von bis zu 10.000 Euro für Hausbesitzer, die sich eine Solaranlage aufs Dach legen, dazu eine Ladestation für ihr E-Auto installieren (für das sie bereits eine fette Kaufprämie vom Staat kassiert haben). Hier werden besserverdienende Haushalte mit Geld zugeschüttet. Man denke nur an das Geschrei (nicht nur, aber besonders laut der FDP, das Elterngeld für Besserverdienende zu kürzen. Skandal!

Im Koalitionsvertrag hatte sich die Ampelregierung vorgenommen: „Wir wollen zusätzliche Haushaltsspielräume dadurch gewinnen, dass wir im Haushalt überflüssige, unwirksame und umwelt- und klimaschädliche Subventionen und Ausgaben abbauen.“

Jetzt wäre Gelegenheit, damit endlich Ernst zu machen.


Schon wieder Bahnstreik. Weselsky, es reicht!

Geht´s eigentlich noch? Der wievielte Bahnstreik in den letzten zwei Jahren ist das jetzt? Kann mal jemand diesem durchgeknallten Gewerkschaftsboss Weselsky den Stecker ziehen? Hat der vielleicht einen Oberleitungsschaden?

Die Bahn ist ja ohnehin schon in einem jämmerlichen Zustand und fährt, auch ohne bestreikt zu werden, nicht so wahnsinnig zuverlässig. Bahnreisende freuen sich inzwischen schon, wenn der Zug überhaupt kommt, wenn auch verspätet, wenn keine Störung im Betriebsablauf an der Weiterfahrt hindert, wenn die Toiletten funktionieren, die Wagenreihung mal stimmt und das Platzreservierungssystem nicht wieder ausgefallen ist.

Jetzt fordert die GDL Arbeitszeitverkürzung auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich. Und lässt gleich schon mal die Muskeln spielen auf Kosten der Bahnreisenden. Alle, die heute mit der Bahn reisen wollten oder müssen, werden in Geiselhaft genommen. Das macht wirklich schlechte Laune! Zumal die Forderungen, mit Verlaub, ziemlich schlecht in die Zeit passen. Die Lokführerinnen und Lokführer gehören nicht zu den Schlechtverdienern bei der Bahn. Hier könnte Verkehrtminister Wissing mal was Richtiges tun und den Streik verbieten.

Und noch etwas muss ich bei dieser Gelegenheit loswerden: Nicht nur der Antisympathieträger Weselsky geht uns gehörig auf die Nerven. Die GDL nennt sich offiziell „Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer“. Demnach sitzen in den Loks der Deutschen Bahn nur Deutsche? Und keine Frauen? Mit Führern haben wir in Deutschland keine so guten Erfahrungen.

Daher meine Empfehlung: Umtaufen der GDL in „Gewerkschaft Dummdreister Lohntreiber“, Weselsky im ICE-Klo einsperren und alle LokführerInnen mit Migrationshintergrund kriegen 1.000 Euro mehr im Monat!

PS: Dieser Blogbeitrag wurde in Bahnschrift Light verfasst. So viel Solidarität muss sein …


Asyl- und Migrationsdebatte: Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?


Letzte Generation: Lasst uns Klartext reden!

Hallo Samuel, Tim und Lotta, Melanie, Leo, Hennig und die vielen, vielen anderen Engagierten der „Letzten Generation“: Ihr wollt Klartext reden. So steht es auf Eurer Website.

Ich bin auf Eurer Seite

Eines vorweg, damit wir uns nicht missverstehen: Ich bin auf Eurer Seite, was Eure Sorgen um den Zustand der Welt anbetrifft und die dramatische Entwicklung, die uns droht, wenn wir dem fossilen Wahnsinn, wie Ihr ihn nennt, nicht schnellstmöglich ein Ende setzen. Auf meinem Blog werdet Ihr genügend Beispiele dafür finden, wie sehr mich dieses Thema umtreibt. Ich habe letztes Jahr am 12. November für Euch Partei ergriffen, als man Euch mit der RAF verglich und wie Terroristen behandelte („Klimaproteste der Last Generation: Wer ist hier eigentlich kriminell?“ )

Das heißt allerdings nicht, dass ich nicht auch skeptisch bin. Ich werde nicht am Straßenrand stehen und Beifall klatschen, wenn Ihr eine Eurer Blockadeaktionen macht. Und ich muss sehr aufpassen, dass ich Euch nicht mit Häme und Spott überziehe und mich einfach nur über Euch lustig mache. Das habt Ihr nicht verdient.

Ihr seid (noch) nicht die letzte Generation

Ich schreibe Euch als jemand, der zur vorletzten, genaugenommen sogar zur vorvorletzten Generation gehört (ich bin 75 Jahre alt, meine Kinder sind Mitte vierzig, meine Enkel 21 und 15). Die meisten Aktivisten von Euch sind vermutlich so in den Zwanzigern – „Twens“ hieß das in meiner Jugendzeit. Es ist allerdings überhaupt noch nicht ausgemacht, ob Ihr wirklich die letzte Generation seid. Auch wenn sich die Lebensgrundlagen für die Mehrheit der Menschen auf diesem Globus dramatisch und rasant verschlechtern: Dass menschliche Überleben auf der Erde wird, so sieht es jedenfalls aus, eher langsam zu Ende gehen. Dass wir uns auf einen Abgrund zubewegen, diese düstere Prognose teile ich mit Euch. Friedrich Dürrenmatt hat in seiner Kurzgeschichte „Der Tunnel“ schon vor 70 Jahren so eine Katastrophenszenario beschrieben. Ich werde das Ende nicht mehr erleben, und Ihr vermutlich auch nicht.

Es ist noch nicht zu spät

Es ist fünf vor zwölf, aber noch nicht zu spät. Davon seid Ihr ja auch überzeugt. Und es ist unbestritten, dass das Zeitfenster, das uns bleibt, um die Katastrophe abzuwenden, nicht mehr groß ist. Die Verantwortlichen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft wissen, was getan werden müsste. Die Erkenntnisse über den Klimawandel liegen auf dem Tisch, der IPCC hat in seinem jüngsten Bericht aufgezeigt, wo wir aktuell stehen.

Soziale Ungleichheit auch in der Apokalypse

Was wirklich schlimm ist: Die ersten Leidtragenden werden die Armen sein, die nicht die Mittel und Möglichkeiten haben, sich gegen die Klimaveränderungen zu schützen. Klimaanpassung und die Entwicklung von Resilienz muss man sich leisten können. Die Reichen und Mächtigen werden sich in ihre klimatisierten Trutzburgen zurückziehen und bis zum endgültigen Kollaps des Globus die Champagnerkorken knallen lassen. Ihre Bodyguards werden jeden mit Waffengewalt daran hindern, einzudringen. Weitere apokalyptische Szenarien überlasse ich Eurer und meiner Phantasie.

Liebe Klimaaktivisten, ab jetzt müsst Ihr tapfer sein. Ihr wolltet ja Klartext reden.

Ich habe mich ein bisschen auf Eurer Website umgesehen und mir Euren Vortrag angehört. 46 Minuten, puuh. Vieles davon ist redundant, Ihr argumentiert mit ständigen Wiederholungen, die Ihr Euch sparen könntet („Wir sind der Überlebenswille der Gesellschaft“, „Schon bald wird es zu spät sein und die Gesellschaft verschließt die Augen“, „keine Zeit mehr um kleine Maßnahmen zu machen“. Und dann, wenn es um konkrete Forderungen geht (auf die man in Euren Vorträgen lange warten muss) wollt Ihr Tempolimit 100 auf Autobahnen und ein bundesweites 9-Euro-Ticket. Echt jetzt? Mehr fällt Euch an konkreten Forderungen nicht ein?

Eure Erfolge messt Ihr an der medialen Aufmerksamkeit, an den Blockaden, an der Zahl der Festnahmen (Wir suchen Menschen, die bereit sind, sich festnehmen zu lassen …). Was ist denn für das Klima erreicht, wenn viele von Euch festgenommen werden?

Ich weiß nicht, welche Adressaten Ihr bei Euren Beiträgen auf der Website vor Eurem geistigen Auge habt. Mich offenbar nicht. Es gibt ein paar Sachen, die in Eurer Selbstdarstellung extrem nerven. Dazu gehört diese moralische und oberlehrerhafte Attitüde „Was tut ihr?“ Ihr glaubt offenbar, dass alleine Ihr etwas tut. Am Anfang erklärt Ihr uns die Klimakatastrophe und legt uns nahe, uns damit emotional zu verbinden. „Was Ihr verstehen müsst, wir reden hier über….“ Wieso geht Ihr davon aus, dass Ihr uns (mir) das Ausmaß der Katastrophe erklären müsst?

Zu den Dingen, die nerven, gehören Eure Eitelkeit, Euer Hang zur Selbstglorifizierung und zum Märtyrertum (Ihr vergleicht Euch mit der Bürgerrechtsbewegung in den USA!), und Eure Humorlosigkeit. Ok, das Thema ist verdammt ernst. Über den Klimawandel selbst kann man kaum Witze machen. Über Euch aber schon. Ich vermisse eine gewisse Fröhlichkeit, Witz, Frechheit, lustige Provokation usw. in Euren Aktionen.

Also: Macht Euch einfach mal locker!