Mein Hund, der Zeitgeist und ich (2)

Es ist wieder passiert. Gestern, beim Gassigehen mit dem Hund – in meinem Falle mehr freies Gelände und keine Gassen – sah ich ihn zu spät. Den Zeitgeist. Ich konnte nicht mehr die Richtung wechseln, er hatte mich bereits erspäht. Wahrscheinlich hätte er mir vorgeworfen, ihm aus dem Weg zu gehen, weil ich die Wahrheiten dieser Zeit nicht zur Kenntnis nehmen will. Er hat auch einen Hund, der Zeitgeist, ich hatte am 26.02.2024 schon davon berichtet.

Dem Zeitgeist sein Hund springt an mir hoch, und er sabbert, ist aber sonst ok. Meine Hündin freut sich tierisch, wenn sie ihn sieht. Ich hingegen freue mich nicht, denn der Zeitgeist geht mir auf die Nerven mit seinem Gelaber. Einwanderung in unsere Sozialsysteme. Fachkräfte kommen nicht in Schlauchbooten und so. Unsere Regierung tut mehr für die Flüchtlinge als für die eigene Bevölkerung. Jetzt kann man jedes Jahr sein Geschlecht wechseln. Das haben wir den Grünen zu verdanken. Bullshit halt.

Gestern also. Ich so: „Na, auch wieder unterwegs?“ (ich versuche es mit belanglosem Smalltalk). Er: „Ja, lange nicht mehr gesehen. Ich war im Urlaub. Drei Wochen Kreuzfahrt in der Karibik! Alles inklusive für knapp 5.000 Euro, inklusive Hin- und Rückflug. Echt mega!“ Ich: „Vielleicht ist der Preis so günstig, weil das Servicepersonal an Bord schlecht bezahlt wird, bei langen Arbeitszeiten?“ (Ich weiß inzwischen, womit ich ihn provozieren kann) Er so: „Dafür haben die Leute freie Kost und Logis an Bord. Das ist doch ein Traumjob, arbeiten auf einem Kreuzfahrtschiff, wo andere Urlaub machen!“ Ich wechsle das Thema. Zecken. Das beschäftigt alle Hundebesitzer und ist politisch unverfänglich. Ich: „Dieses Frühjahr ist es ganz besonders schlimm mit den Zecken. Der Winter war einfach zu mild. Hat Ihr Hund auch so viele Zecken?“ Er: „Ne, eigentlich nicht. Wir haben uns dieses megagute Zeckenhalsband besorgt. Made in Bangladesch!“ Mist, schon wieder ein heikles Thema. Mein erster Gedanke: Wahrscheinlich mit Kinderarbeit. Ich heuchle Überraschung: „Interessant. Wo gibt es das denn?“ Er: „Bei Amazon“. Ich (jetzt auf Krawall gebürstet): „Na dann können Sie ja beruhigt sein, keine Menschenrechtsverletzungen, die Mitarbeiter nach Tarif bezahlt, das LkSG eingehalten …“ Er: „LkSG?“ Ich: „Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz. Schon mal gehört? Das, wo die FDP mal wieder dagegen war. Die ist ja überhaupt gegen alles, was die kapitalistische Ausbeutung zu unterbinden versucht. Gegen mehr Klimaschutz. Gegen Geschwindigkeitsbeschränkung auf deutschen Autobahnen. Gegen das Bürgergeld, gegen Gendern, gegen höhere Steuern für Reiche, gegen die Kindergrundsicherung …“ Der Zeitgeist unterbricht mich: „An dieser Neiddebatte möchte ich mich nicht beteiligen. Sorry, ich muss weiter. Termin bei meinem Steuerberater. Die Kosten für die Kreuzfahrt kann ich vielleicht von der Steuer absetzen – jedenfalls ein Teil davon. Hab´per Video an zwei Dienstbesprechungen teilgenommen und nebenbei Homeoffice gemacht. Mal sehen, ob das was geht. Man sieht sich!“

Vielleicht muss ich doch mal meine Routen mit dem Hund ändern.


Hier kräht der Krah: Echte Männer sind rechts, Frauen sind schlank

Die Knalltüte Maximilian Krah, ultrarechter Trump-Verschnitt, Spitzenkandidat der AfD für die Europawahl, Freund der Taliban und des Rassisten Steve Bannon, Anhänger der Aluhut-Umvolkungs-Ideologie, auch „Schampus-Max“ genannt, kämpft um sein politisches Überleben. Es läuft gerade nicht so gut für ihn, wegen der Spionage-Vorwürfe gegen seinen Mitarbeiter Jian G. Hat er nicht gewusst, sagt der Max. Das mit der Spionage. Den verhafteten Mitarbeiter hat er entlassen. Aber die AfD-Führung Weidel / Chrupalla traut sich nicht, Krah zu entlassen. Sie hält an ihrem Spitzenkandidaten für die Europawahl fest. Offenbar hat man Schiss vor Götz Kubitschek, dem rechtextremen Chefideologen der Neuen Rechten, der seine schützende Hand über Krah hält.

Mal sehen, wie lange sich Krah noch halten kann! Wäre eigentlich schade, wenn er von der politischen Bühne verschwände. Männer seines Schlages braucht das Land. Echte Männer, die rechts sind und für die Frauen schlank zu sein haben. „Feministinnen sind alle hässlich und grässlich“, so Krah beim politischen Aschermittwoch. Also Mädels: Schminkt euch ab, zieht euer Dirndl an, unterstützt eure Männer, kriegt Kinder, wählt AfD und katapultiert euch zurück ins Mittelalter! Oder wollt ihr etwa alle moderne „befreite“ Feministinnen sein – ungepflegt und mit schlechtem Lebenswandel?

Das Frauenbild der AfD …


Globale Krisen, regionale Kriege, nationale Katastrophen: Alles wird gut?

In diesem Blogbeitrag geht es um die Zuversicht. Bevor wir aber diesem Thema – man könnte stattdessen auch sagen, der Hoffnung auf eine bessere Zukunft – unsere Aufmerksamkeit schenken, zunächst ein kleiner Ausschnitt aus den Nachrichten dieser Tage. Nicht repräsentativ, aber wem noch etwas Wichtiges fehlt, möge die Darstellung gerne vervollständigen. Auf Quellenangaben verzichte ich. Wer´s nicht glaubt, mag selber recherchieren.

Kriege, Krisen, Katastrophen: Richtet das Anthropozän den Globus zugrunde?

Die Erderwärmung nimmt weiter zu. Der Kampf gegen den Klimawandel scheint aussichtslos. Die Vermüllung der Meere mit Plastikverpackungen schreitet fort. Auch das All ist zunehmend durch Weltraumschrott belastet. Die Ausgaben für Rüstung und die Exporte von Rüstungsgütern waren 2023 so hoch wie noch nie. Kriege und gewaltsame Konflikte nehmen zu. Demokratische Gesellschaftssysteme geraten vermehrt unter Druck. In vielen Ländern etablieren sich nicht demokratisch legitimierte Unrechtsregime. Damit einher gehen Menschenrechtsverletzungen, Verfolgung politisch Andersdenkender, Unterdrückung von Minderheiten. Rechtsextreme Bewegungen sind weltweit auf dem Vormarsch und werden zunehmend salonfähig. Terroristische Gruppierungen überziehen ganze Regionen mit Gewalt, oft in Verbindung mit religiösem Fanatismus. Es sind weltweit wieder mehr Menschen von Hunger betroffen. Der humanitäre Flüchtlingsschutz, eine Errungenschaft der Völkergemeinschaft, wird mehr und mehr abgebaut. Die Länder des globalen Südens fühlen sich von den wohlhabenden Ländern des Nordens getäuscht. Globale Bemühungen um Frieden und Völkerverständigung, um einen Dialog der Kulturen und Religionen, um solidarische und gerechtere Welthandelsbeziehungen finden kaum noch statt.

Und wie steht´s mit der Wohlstandsinsel Deutschland?

Und was unser Land angeht, gäbe es auch viel zu beklagen: In deutschen Kitas und Schulen fehlen 300.000 Erzieher/innen und 160.000 Lehrkräfte. Wir beobachten eine Verrohung der politischen Debattenkultur. Eine allgemeine Politikverdrossenheit macht sich breit, Menschen, die sich politisch engagieren oder Hilfen leisten, werden bedroht und beschimpft. Rechtsextreme Bewegungen und Verschwörungsphantasien finden breite Zustimmung. Dabei scheint die größte Sorge der Deutschen einer geringeren Wirtschaftsleistung und einem damit einhergehenden Wohlstandsverlust zu gelten.

Zuversicht in finsteren Zeiten

Ist das jetzt apokalyptische Schwarzmalerei oder realistische Zustandsbeschreibung unserer Zivilisation? Ja, wir leben in finsteren Zeiten. Die Zukunftsaussichten sind auch alles andere als rosig, sagen die, die sich gerne in Untergangsszenarien suhlen. Es ist schwer, bei der Betrachtung des Zustands der Welt optimistisch zu bleiben. „Zuversicht ist wie ein Muskel – man muss sie schon ordentlich trainieren, um sie in sich zu spüren“ schreibt Thea Dorn in der ZEIT. Wie jetzt? Zuversicht trotz allerdüsterster Aussichten? Aber wer sagt eigentlich, dass der gegenwärtige Zustand der Welt Schlussfolgerungen auf die Zukunft erlaubt?

Ein Apfelbäumchen pflanzen

An dieser Stelle darf ein Hinweis auf das angeblich von Luther stammende Zitat vom Apfelbäumchen nicht fehlen: „Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen“. Darin kommt zum Ausdruck, womit sich die Philosophen aller Zeiten herumgeschlagen haben, nämlich mit der Frage, ob die Zukunft offen oder vorhersagbar ist – letzteres können nach Karl Popper nur falsche Propheten behaupten.  Und was würde Kant, der vor 300 Jahren geboren wurde und immer noch für alles Mögliche herhalten muss, dazu sagen? Don´t worry, be happy? Weil ich es bis heute nicht geschafft habe, Kant zu lesen, geschweige denn zu verstehen, zitiere ich lieber einen zeitgenössischen Philosophen, der auch noch so ähnlich heißt wie ich und der sich für mein intellektuelles Niveau verständlich ausdrückt: Paul Liessmann. Er hat in einem Vortrag zum Thema: „Alles wird gut – Zur Dialektik der Hoffnung“ ein paar schlaue Sachen gesagt: „Auch wir beginnen deshalb mit einer alten Weisheit. Dum spiro spero – Solange ich atme, hoffe ich. Diese Sentenz gehört wahrscheinlich zu den meist zitierten Sätzen der Antike, sie wird gemeinhin Marcus Tullius Cicero zugeschrieben.“ Und weiter meint Liessmann: „Hoffen bedeutet, daran zu glauben, dass das Unwahrscheinliche gegen alle empirischen und vernünftigen Gründe dennoch eintreten könnte. Oder umgekehrt: Wie oft hoffen wir, dass Ereignisse, die allen Beobachtungen und Berechnungen nach wahrscheinlich eintreten werden, dann doch ausbleiben“. 

Zuversicht als Grundhaltung

Wenn uns diese Grundhaltung der Zuversicht und der Hoffnung fehlt, wenn wir nicht mehr daran glauben, dass eine bessere Zukunft möglich ist, wozu dann noch Anstrengungen unternehmen, um das Klima zu schützen, den Frieden zu suchen, Ungerechtigkeiten zu bekämpfen, Notleidenden zu helfen? Wozu dann das Apfelbäumchen pflanzen? Die Kraft, für eine bessere Welt zu kämpfen, kann nur aufbringen, wer optimistisch in die Zukunft schaut. Dietrich Bonhoeffer hat das in einem Brief aus der Nazi-Haft so formuliert: „Optimismus ist in seinem Wesen keine Ansicht über die gegenwärtige Situation, sondern er ist eine Lebenskraft, eine Kraft der Hoffnung, wo andere resignieren, eine Kraft, den Kopf hochzuhalten, wenn alles fehlzuschlagen scheint, eine Kraft, Rückschläge zu ertragen, eine Kraft, die die Zukunft niemals dem Gegner lässt, sondern sie für sich in Anspruch nimmt“.

„Bleiben sie zuversichtlich“ – mit dieser Aufforderung an sein Publikum beendet der ARD-Tagesthemen-Moderator Ingo Zamperoni die abendliche Nachrichtensendung. Dem schließe ich mich gerne an:

Bleiben wir zuversichtlich!


Geldvermögen der Deutschen steigt 2023 weiter

Heute müssen wir mal wieder gegen die Reichen pesten. Liebe Leute: Geht Euch das allgemeine Gejammer über den Wohlstandsverlust auch so granatenmäßig (für diese unpassende Wortwahl entschuldige ich mich auf der Stelle, darauf hat mich mein Sensitivity-Reader gerade hingewiesen!) – so unfassbar auf die Nerven? Im Jahr 2023 ist das Geldvermögen der Deutschen um 6,6 Prozent gestiegen. Die privaten Haushalte verfügen über ein Geldvermögen von 7.716 Milliarden Euro. Das macht – bei 41,3 Millionen Haushalten – im Durchschnitt pro Haushalt 187.000 Euro. Krass, oder? Da sind nicht mal Immobilien oder sonstige Sachwerte mitgerechnet, sondern nur Bargeld und Bankguthaben, Wertpapiere und Ansprüche gegenüber Versicherungen. Demnach müssten die fünf Haushalte meiner engeren Familie (mein eigener und die meiner Kinder und Enkel) knapp eine Million Euro Barvermögen besitzen. Wer zum Teufel, frage ich mich, hat unser Geld???

Damit wären wir bei der Frage der Verteilung. Die ist – Überraschung! – nicht gerecht. Die Statistik wird halt versaut von so Leuten wie Klaus-Michael Kühne (38,1 Mrd. USD), Dieter Schwarz (37,8 Mrd. USD) oder Susanne Klatten, stinkreiche BMW-Erbin, mit einem Vermögen von 26,1 Milliarden USD (wobei die erwähnten Herren und Damen die Kohle vermutlich nicht im Nachtisch rumliegen haben). Die oben zitierten Zahlen beziehen sich ja „nur“ auf das Barvermögen der deutschen Haushalte.

Dass sich an dieser ungleichen Verteilung von Vermögen und Einkommen nichts ändert, dafür sorgt verlässlich unsere Fortschrittsdämpfungspartei FDP. Von wem diese Partei die meisten Spenden bekommt? Mit dieser unbeantworteten Frage entlasse ich meine Leserinnen und Leser ins Wochenende.     


Lustige Kriegspropaganda im Kinderkanal: Ich bin ein (M)Arschflugkörper, hahaha!

Wir haben begriffen: Deutschland muss kriegstauglich werden! So der vorherrschende, wenig widersprochene Tenor in Medien, Talkshows, Bundestagsdebatten. Und hallo, ihr lieben Kleinen: Das gilt auch für euch!! Wenn Mama schon mal Notvorräte im Keller anlegt und Papa im Garten einen Schutzbunker baut, wenn Oma und Opa an die Bundeswehr spenden statt an Brot für die Welt oder Caritas, dann könnt ihr nicht weiter mit eurer Playmobil-Feuerwehr oder eurem Barbie-Modepüppchen spielen, als wenn nichts wäre. Nein: Jetzt wird aufgerüstet! Kriegsspielzeug gehört wieder in alle Kinderzimmer! Endlich dürft ihr wieder „Peng, du bist tot“ spielen, ohne dass die Kita-Tante im Stuhlkreis wieder gewaltfreie Kommunikation mit euch übt. Ihr dürft wieder im Sandkasten Krieg spielen und die Sandburg der blöden Susi zerstören. Abends vor dem Schlafengehen gibt es dann statt Sandmännchen im ZDF-Kinderprogramm „logo!“ dieses lustige Video über die „krasse Reichweite des Taurus-Marschflugkörpers“:

So schafft man kindgerechte Medienkompetenz, wie Günter Herkel in einem am 7. März bei verd.i veröffentlichen Artikel über Die „Militarisierung der Medien“ süffisant schreibt.

https://mmm.verdi.de/meinung/die-militarisierung-der-medien-95557

Kindersendungen als Kriegspropaganda: Soweit sind wir also schon. Wer nicht in den allgemeinen Sound der Kriegsrhetorik – „mehr Waffen, bessere Waffen, mehr Munition, damit die Ukraine den Krieg gewinnt“ – einstimmt, wird als Putin-Versteher diffamiert oder als realitätsferner Pazifismusträumer belächelt. In der kürzlichen Bundestagsdebatte über die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern hat es der SPD-Abgeordnete Rolf Mützenich gewagt zu sagen, man möge doch nicht nur darüber nachdenken, wie man einen Krieg führt, sondern auch, wie man ihn einfrieren und danach beenden könnte. Das brachte ihm nicht nur verständnisloses Kopfschütteln von Außenministerin Annalena Baerbock ein, sondern auch eine üble Beleidigung durch den ukrainischen Ex-Botschafter und heutigen Stellvertreter des ukrainischen Außenministers Andrij Melnyk, der Mützenich als den „widerlichsten Politiker Deutschlands“ bezeichnete.

Herr Melnyk: Sie sind offenbar nicht der kompetenteste Politiker der Ukraine.





















Auch Feministinnen können irren. Ein Beitrag zum Internationalen Frauentag

Vielleicht sollte ich, der Empfehlung am familiären Frühstückstisch folgend, heute besser die Klappe halten und mich als alter weißer Cis-Mann nicht dazu hinreißen lassen, etwas zum Internationalen Frauentag, dem „feministischen Kampftag“ im Jargon mancher Feministinnen, verlautbaren zu lassen. Kann nur schief gehen. Egal, wie solidarisch ich mich mit den Anliegen der Frauen äußere: Der Bannstrahl der Cancel culture wird mich aufgrund meines Mannseins treffen, bevor ich auch nur den Mund aufgemacht habe.

Dabei hätte ich nur sagen wollen, dass meine Bereitschaft, Neues aus der queer-feministischen Bewegung zu lernen, bei der Lektüre der Tageszeitung auf eine harte Probe gestellt wurde. Bisher war ich stolz darauf, das Kürzel LSBTTIQ+ stolperfrei auflösen zu können. Heute lese ich nun, im Zusammenhang mit einem Interview mit zwei Feministinnen, zum ersten Mal den Begriff „FLINTA*“. Nein, liebe Männer, mit „Flintenweiber“ hat das nichts zu tun. Bei FLINTA* handelt es sich um einen Sammelbegriff für Frauen, Lesben, inter, nicht-binäre, trans und agender Personen. Der angehängte * (Asterisk), so Wikipedia, „dient dabei als Platzhalter für alle Personen, die sich in keinem der Buchstaben wiederfinden, aber dennoch von Marginalisierung betroffen sind“. Könnte mit dem Asterisk etwa auch ich gemeint sein? Weil ich beim Sportunterricht in der Schule immer als Letzter gewählt wurde?

Ebenfalls heute lese ich, dass die politische Philosophin und Galionsfigur des Feminismus Judith Butler sich zum 7. Oktober geäußert hat, und zwar so: „Ich denke, es ist ehrlicher und historisch korrekt, zu sagen, dass der Aufstand (!) des 7. Oktober ein Akt des bewaffneten Widerstands (!!) war. Es ist kein Terrorakt (!!!) und es ist kein antisemitischer Angriff“ (Ausrufungszeichen von mir). Holy shit! Massenhafte Vergewaltigungen als Akt des bewaffneten Widerstands?? Aber es steht mir als Mann ja nicht zu, am Internationalen Frauentag dazu eine Meinung zu haben. Vielleicht morgen wieder?


Mein Hund, der Zeitgeist und ich

Unsere Bordercollie-Hündin Lou ist nicht sehr anspruchsvoll: Viel streicheln, „Bring das Bällchen spielen“, Gassi gehen. Fressen natürlich, das ist ihr wichtig. Sie hat ein freundliches, zugewandtes Wesen und begegnet allen Menschen, die uns besuchen, mit Wohlwollen. Nur Igel kann sie nicht leiden. Die meiste Zeit am Tag liegt sie faul rum und döst vor sich hin. Wenn ich mit ihr spazieren gehe, bin ich lieber allein. Dann kann ich auch vor mich hindösen und meinen Gedanken nachhängen.  Doch manchmal lassen sich Begegnungen mit anderen Hundebesitzern nicht vermeiden – Frauen sind mitgemeint –, darunter nette, langweilige und nervige. Bei manchen sage ich „Hallo“, mit anderen wechsle ich ein paar Worte. Man redet dann so dies und das, meist Belangloses.

Leider hat der Zeitgeist auch einen Hund, und weil unsere Hunde gerne und ausgiebig miteinander spielen, kann ich längeren Gesprächen mit ihm, dem Zeitgeist, nicht immer aus dem Weg gehen. So neulich wieder.

Zeitgeist (aufgekratzt): Hallöchen!
Ich (eher brummig): Hallo.
(kurze Pause)
Zeitgeist: Auch wieder unterwegs?
Ich (statt „Sieht man ja“ zu antworten): Ja, muss sein. Bei dem Wetter geht ja niemand freiwillig vor die Tür … (und weiter, was sich alsbald als Fehler herausstellt) …der Klimawandel könnte sich wenigstens mal von seiner wärmeren Seite zeigen.
Zeitgeist: Das mit dem Klimawandel ist doch reine Panikmache. Die wollen nur, dass wir uns alle eine neue Heizung einbauen und ein Elektroauto kaufen …
Ich: Äh, die? Wer ist „die“?
Zeitgeist: Na die Grünen. Also der Habeck. Die ganze Ampel. Die ist sowieso an allem schuld. Wir haben die dümmste Regierung aller Zeiten. Diese Leute sind sowas von unfähig. Die ganze politische Klasse ist am Ende.
Ich: Das scheint mir aber etwas unterkomplex. Ich finde auch nicht alles gut, was unsere Regierung derzeit auf die Reihe kriegt und wie sie sich gegenseitig zerlegen, aber …
Zeitgeist (fällt mir ins Wort): In Peru werden Radwege mit deutschen Steuergeldern gebaut, während hier Brücken und Straßen marode sind. Deutschland wird doch systematisch kaputt gemacht. Findest Du (seit wann duzen wir uns?) das etwa in Ordnung? (Ohne meine Antwort abzuwarten) … und Annalena Baerbock gibt im Monat 20.000 Euro für Ihre Klamotten und den Friseur aus – von unseren Steuergeldern natürlich.
Ich: Das kann ich mir nicht vorstellen – wo haben Sie das denn her?
Zeitgeist: Hab´ ich aus dem Internet. Darüber wird halt in den Mainstreammedien nicht berichtet.
Ich (versuche das Thema zu wechseln): Was mir an unserer Politik nicht gefällt, das sind die hohen Rüstungsausgaben, immer mehr für Panzer und Munition, und gleichzeitig soll an den  Sozialausgaben gespart werden …
Zeitgeist: Wenn die Asylanten nicht so viel Geld bekämen, würden sie gar nicht erst zu uns kommen. Es muss endlich in großem Stil abgeschoben werden. Und davon mal abgesehen: Deutschland muss kriegstauglich werden.
Ich: Und wann wäre das?
Zeitgeist: Das geht natürlich nicht von jetzt auf gleich. Ein paar Jahre wird es wohl dauern, bis wir so weit sind, dass wir uns gegen die Russen verteidigen können. Die Amerikaner wollen uns nicht mehr schützen, deshalb brauchen wir eigene Atomwaffen. Natürlich nur zur Abschreckung …
Ich: Sorry, ich muss mich um den Hund kümmern (Lou hat während der letzten Zeitgeist-Äußerungen auf die Wiese gekotzt … (zum Hund gewandt) Mensch Lou, hast du wieder Scheiße gefressen, sollst du doch nicht … (und zum Zeitgeist) man sieht sich …


Aufstehen gegen den brauen Sumpf

Vielleicht geht es Ihnen, liebe Leserin und Leser meines Blogs, so ähnlich: Aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen und politische Themen fordern dazu auf, sich damit auseinanderzusetzen. Der Gazakrieg, das Rechtsextremistentreffen in Potsdam, die Bezahlkarte für Geflüchtete, die Waffenlieferungen an die Ukraine, die Bauernproteste, die Bahnstreiks, die FDP-Blockade gegen das europäische Lieferkettengesetz, die Wahlen in den USA ….

Dauerbrenner und nicht nur tagesaktueller Aufreger ist das Erstarken rechtsextremer Gruppierungen und faschistischer Tendenzen in Deutschland und Europa. Auch an diesem Wochenende werden wieder Hunderttausende auf die Straßen gehen und unter dem Motto „Nie wieder ist jetzt“ oder „WirSindDieBrandmauer“ gegen Rechts demonstrieren. Das ist ermutigend. Richtig ist aber auch, dass es einen langen Atem und kontinuierlichen Widerstand braucht, um den brauen Sumpf trockenzulegen.

Statt meine Gedanken zu diesen Entwicklungen in einem eigenen Beitrag zu formulieren, möchte ich heute auf den – überhaupt sehr empfehlenswerten – Blog von Prof. Dr. Claus Eurich verweisen:

Claus Eurich ist Philosoph, Publizist, Kontemplationslehrer und Professor für Kommunikation und Ethik (i.R.). Unter seinen letzten Blogbeiträgen möchte ich besonders zwei empfehlen, die sich mit dem Rechtsextremismus befassen, und ich erlaube mir, kurze Passagen daraus zu zitieren:

„Schwarzer Kairos“ vom 18. Januar 2024

„Wir haben einen Punkt erreicht, an dem spürbar wird, wie dünn die zivilisatorische Haut ist. Das zeigt sich besonders dann, wenn es um die eigenen materiellen und ideologischen Besitzstände geht bzw. das, was man dafür hält. Es zeigt sich, wenn das unbearbeitete und unerlöste eigene Innere sich in einer allgemeinen Unsicherheit und einem allgemeinen Missmut wütend und aggressiv nach Außen kehrt. Dann werden Sündenböcke herbeigeschrien – Migranten, Juden, alte weiße Männer und was alles noch der tumbe Flachsinn sich ausdenkt. Margot Friedländer, Jahrgang 1921, eine deutsche Holocaust-Überlebende und Humanistin im edelsten Sinne, mahnte kürzlich in einem Fernseh-Interview: „So hat es damals auch angefangen.“

„Täter wie uns“ vom 1. Februar 2024

„Nie wieder ist jetzt!“ Wie verhindert man, dass es jemals wieder solche Opfer gibt? Millionen Opfer durch industrielle Vernichtung von Menschen, tausende Opfer über Hass und Hetze im Alltag, Denunziantentum, korrupte Justiz und ihre Vollstrecker?
Für solche Opfer braucht es Täter – Täter wie uns.

Nein, es ist keine Blaupause des III. Reiches, was sich nun für Deutschland abzeichnet. Es ist ein neuer Hass, eine neue Hetze, eine neue Niedertracht und ein neues, immer noch gleichfalls dummes, ungebildetes, unaufgeklärtes Böses.
Man mag ja meinen, dass wir in einem Zeitalter des Wissenstransfers leben, in dem es nicht möglich ist, Menschen so zu manipulieren, wie vor 100 Jahren. Das stimmt nur zur Hälfte, denn man mag sich auch einmal anschauen, welche Art von Wissen ebenfalls in atemberaubender Geschwindigkeit verbreitet und als Wahrheit zur Kenntnis genommen wird.
„Nie wieder ist jetzt!“ wird nur ohne Täter sichergestellt – ohne Täter wie uns.


Pinkelanschlag auf die Polizei

In Freiburg hat ein Mann gegen ein Polizeiauto uriniert. Darüber hat die Badische Zeitung berichtet. Ob dieser Handlung eine demonstrative, möglicherweise verfassungsfeindliche Motivation (Ablehnung der Staatsgewalt) zugrunde lag oder lediglich starker Harndrang oder beides – wir wissen es nicht. Jedenfalls fühlte sich die Polizei ziemlich angepisst. Zumal die gezielt gegen die staatliche Autorität gerichtete öffentliche Blasenentleerung erfolgte, nachdem die Polizei den Mann wegen eines Ladendiebstahls verhört hatte. Damit aber noch nicht genug: Der marrokanische (!) Staatsangehörige hatte, während die Polizei seine Personalien wegen des gerade begangenen Ladendiebstahl aufnahm, gleich ein zweites Mal ins Regal gegriffen. Man brachte ihn daraufhin zu polizeilichen Maßnahmen (??) aufs Revier. Dort entlassen, kam es zu dem Pinkelanschlag auf das vor dem Revier abgestellte Polizeifahrzeug.

Juristen werden sich mit der Frage beschäftigen müssen, ob es sich hier um eine Straftat handelt. Der Fall ist im Strafgesetzbuch nicht explizit geregelt. Auf der Internetseite: www.Frag-einen-Anwalt.de erfährt man dazu folgendes: „Das Urinieren auf einen Polizeiwagen stellt eine Ordnungswidrigkeit dar. Eine Sachbeschädigung liegt nicht vor, wenn der Urin abgewaschen werden kann und keine bleibenden Schäden verursacht hat.

Wie die Badische Zeitung erfahren haben will, werde sich das Anpinkeln des Polizeifahrzeugs „strafverschärfend“ auswirken. Warum ich auf den ersten flüchtigen Blick „strahlverstärkend“ las, muss ich demnächst meinen Therapeuten fragen. Ob im vorliegenden Fall bleibende Schäden am Polizeifahrzeug entstanden sind, kann vermutlich nur durch ein Gutachten der DVSUSP (Deutsche Vereinigung der Sachverständigen und Sachverständiginnen für durch Urinieren verursachte Sachbeschädigungen an Polizeifahrzeugen) ermittelt werden. Auf das Urteil darf man gespannt sein.    


Dreikönigstag: Drei Weise und Drei Weiße auf der Suche nach dem Erlöser

Kaspar, Melchior und Balthasar: Drei Weise aus dem Morgenland, auch als Heilige Drei Könige verehrt: Sie folgten der biblischen Erzählung nach dem Stern, der sie nach Bethlehem zum neugeborenen Jesus führte, dem sie ihre Geschenke Weihrauch, Gold und Myrrhe überbrachten.

Robert, Olaf und Christian: Drei Weiße aus dem Abendland auf der Suche nach verlustig gegangenen 60 Milliarden Euro, die den deutschen Steuerzahlern als Geschenk zugedacht waren. Ob die Sterne (im Hintergrund) den richtigen Weg weisen?